Der Reiz an Adventures
Was macht eigentlich den Reiz an einem Adventure aus? Bei anderen Genres
ist das einfach: Ego-Shooter, Sport- und Rennspiele sowie Jump'n Runs
testen die Reaktionsfähigkeit und Geschicklichkeit des Spielers,
Strategietitel vermitteln ein Gefühl von Macht, lassen den virtuellen
Kriegsführer Entscheidungen von zerstörerischen Ausmaßen treffen.
Rollenspiele wiederum sprechen den Sammel-Trieb an und erlauben es dem
Spieler, sein Alter Ego beim 'Heranwachsen' und 'Stärkerwerden' zu
beobachten. Was stellen Adventures auf die Probe? Geduld und
Experimentier-Freudigkeit? Oder doch eher die Kombinations-Gabe; den
kleinen Sherlock Holmes, den fast jeder versteckt in sich trägt?
Thomas
Schaffer, Online-Redakteur und Adventure-Fan, drückt es so aus: Mich
fasziniert die Möglichkeit, mich ruhig zurückzulehnen, eine Geschichte
zu erleben, humorvolle Sprüche zu genießen und wirklich denken zu
müssen. Adventures sind meine Bücher der Spielewelt: Ich lese zwar
gerne Comics, aber manchmal habe ich lieber etwas Ruhiges und
Anspruchsvolles. Adventures - ein Genre für Intellektuelle? Mitnichten,
wenn man bedenkt, dass vor zehn Jahren gerade auch junge Spieler
begeistert bei den Abenteuern von Guybrush, Indy & Co.
mitfieberten. Dennoch hat der Vergleich seine Berechtigung: Spürt man
in vielen Genres die ständige Angespanntheit im Nacken, können
Adventures in Ruhe genossen werden. Ein Moment der Unkonzentriertheit
stellt keine Gefahr dar, weshalb sich Adventures perfekt für
kooperative Knobeleien vor dem Monitor eignen. Anstelle des Körpers
wird also vor allem der Geist beansprucht; im kleinen Rahmen des
einzelnen Rätsels und im großen Rahmen des Story-Verständnisses.
Ebenso
aufschlussreich sind Marktforschungs-Studien, die zeigen, dass der
Anteil an weiblichen Spielern bei Adventures ungewöhnlich hoch liegt.
Um nicht zu sehr in die Klischee-Schublade zu greifen, fragen wir doch
einfach eine Frau. Stefanie Gwinner, freie Mitarbeiterin bei
gamesweb.com, beschreibt es folgendermaßen: Mir gefallen an Adventures
die vielen kleinen Details. Selbst beim zweiten oder dritten
Durchspielen kann man immer noch neue Gesprächsfetzen oder kleine
Anspielungen entdecken. Man muss um mehrere Ecken denken können, aber
auch kreativ sein. Die Liebe zum Detail: ein Merkmal, das
Computer-Spielen mit dem Beginn der 3D-Ära fast vollkommen abhanden
gekommen ist - und nun erst nach und nach zurückkehrt. Wozu auch? Im
Shooter-Genre sieht man eine Stelle nur wenige Sekunden, im
Adventure-Genre kann man sich auf einem Bildschirm mitunter bis zu
einer Stunde lang aufhalten.
Es
ist der Sinn für die kleinen Dinge, welcher Adventures zu dem macht,
wie viele Spieler sie kennen und lieben gelernt haben. Keine Frage:
Adventures sind keine Spiele, die man mal eben für ein paar Minuten
startet; man muss sich auf sie einlassen. Die Befriedigung, ein
Abenteuer mit einem sympathischen Helden erfolgreich bewältigt zu
haben, ist dafür umso größer.
Kommentarezum Artikel