Die Blütezeit des Adventures
Was
ist eigentlich ein Adventure? Publisher schmücken derzeit gerne jedes
Spiel mit Adventure-Elementen aus, selbst simple Jump'n Runs dürfen
sich heutzutage als Action-Adventures bezeichnen. Hält man sich an die
Übersetzung - 'Abenteuer' - mag das durchaus zutreffend sein. Aber ist
nicht sogar die Installation mancher PC-Titel schon ein Abenteuer für
sich? Spaß beiseite: Wir wollen es mit der klassischen Definition
halten, die Ende der 80er-Jahre überwiegend von Lucasfilm Games und
Sierra geprägt wurde. Ein Adventure besteht aus einer Aneinanderreihung
von Rätseln, die mit Hilfe von Gesprächen oder aufgesammelten
Gegenständen gelöst werden können. Reaktionen und Geschicklichkeit sind
dabei in der Regel nicht gefragt; der Spieler 'kämpft' mit Köpfchen und
nicht einem schnellen Zeigefinger. Deshalb wollen wir auch
Text-Adventures außen vor lassen, die zwar spannende Geschichten
erzählen konnten, aber seit beinahe zwanzig Jahren technisch überholt
sind.
Dabei
waren erste Grafik-Adventures kaum etwas anderes als Text-Adventures
mit Bildern. Klassiker wie 'Mystery House' aus dem Jahre 1979
beispielsweise warfen simple Zeichnungen auf den Bildschirm, ließen das
Spiel-Geschehen aber weiterhin ausschließlich über die Tastatur und
eine Befehlszeile ablaufen. Der Durchbruch gelang erst fünf Jahre
später, als Sierra 'King's Quest' veröffentlichte, das über
Hintergrund-Grafiken, eine bewegliche Spiel-Figur sowie ein simples
Interface verfügte. Adventures waren somit erstmals mehr als
interaktive Bücher: kleine Filme, die nicht mehr allein auf die
Vorstellungskraft ihrer Spieler angewiesen waren.
Bis
Adventures allerdings zu dem wurden, als das sie Anfang der 90er Ruhm
und Ehre erlangten, sollten drei weitere Jahre vergehen. 1987
veröffentlichte George Lucas' Spiele-Abteilung 'Maniac Mansion' und
führte damit das SCUMM-System ein, welches von diesem Zeitpunkt an als
eine Art Güte-Siegel fungierte. Die Text-Adventure-Befehle wie 'Nimm',
'Gehe zu' oder 'Benutze' waren nun gemeinsam mit dem Inventar im
unteren Bildschirm-Drittel allzeit präsent und konnten per Hot-Button
oder Maus-Klick ausgewählt werden. 1990 kam dann schließlich das Spiel
auf den Markt, welches jeder Spieler noch heute mit dem Adventure-Genre
verbindet und das sich zu den populärsten Titeln aller Zeiten zählen
darf: 'The Secret of Monkey Island' sprühte nur so vor Wortwitz,
charmanten Charakteren und durchdachten Rätseln.
In
den kommenden Jahren erreichte das Genre seinen Höhepunkt. Lucasfilm
Games und Sierra setzten überwiegend ihre Serien fort und auch andere
Entwickler wollten ihr Stück vom Kuchen bekommen: Westwood bezauberte
mit der 'Kyrandia'-Reihe, Interplay zeigte, dass man die 'Star
Trek'-Lizenz für gute Spiele verwenden kann und auch die Werbe-Branche
fand einen sinnvollen Nutzen für das neuartige Medium der
Computer-Spiele. Die Grafik wurde detaillierter, die Steuerung
unkomplizierter, doch das Spielprinzip blieb unangetastet. Kaum ein
Monat verging ohne den Release eines Adventures; Verkaufszahlen und
Presse-Wertungen sorgten bei den Publishern für Freude. Der Siegeszug
schien unaufhaltsam - niemand konnte ahnen, dass ein kleines
Unternehmen namens 3dfx die Spiele-Welt auf den Kopf stellen würde.
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