Special - World of WarCraft : Azeroth hat mich wieder
- PC
Klar, vieles hat sich verändert. Mit abnehmenden Abozahlen mussten die Entwickler Maßnahmen ergreifen, um das Spiel zugänglicher und simpler zu gestalten, um neue Spieler und „Heimkehrer“ nicht zu lange von den neuen Inhalten fernzuhalten. Und nicht wenige Spieler nörgeln natürlich darüber, was aus WoW geworden ist. Gern vergessend, dass auch damals nicht alles rund lief. Ich war jedenfalls überrascht, wie gut das Spiel noch aussieht (so man denn den Art-Style mag). Wie gut die Mechaniken immer noch funktionieren. Wie schnell man nach kurzer Anlaufzeit trotz langer Pause wieder voll drin ist.
Vor allem aber: Wie unglaublich ausgefeilt diese verdammten „Suchtmechaniken“ sind, weil man quasi für alles, auch wenn es noch so öde und langweilig ist, in irgendeiner Form belohnt wird. Dazu noch diese verdammte Garnison. Obwohl ich Haustierkämpfe hasse wie die Pest, levle ich die Viecher, weil es mir einfach mörderisch auf die Nüsse geht, dass ich in meiner Garnison einen unbebauten Platz habe. Ich widme mich sogar dem tödlich langweiligen Angeln, weil ich Nat Pagle als Anhänger in meiner Garnison haben will. Ich arbeite täglich dieselben stumpfen Daily Quests ab, weil ich damit Reittiere ausbilden kann. Und so weiter und so fort.
Glücklicherweise kann ich dies nun viel bewusster tun, nachdem gerade die Anfangszeit sich zu einem Minenfeld der Spielesucht entwickelt hatte. Die Pausen haben gut getan. Aber gerade diese Pausen und der dadurch fragmentierte Blick auf das Spiel zeigen mir, wie gut Blizzard als Spielentwickler eigentlich ist. Und das nicht nur bei WoW, sondern natürlich auch bei Diablo III oder Hearthstone. Irgendwie haben die Kalifornier das Gespür dafür, wie man Spieler bei den Eiern packt und immer wieder zurück ins Spiel zerrt. Warlords of Draenor ist der beste Beweis – kaum draußen, schießen die Abozahlen wieder hoch und auf den Servern wimmelt es von Rückkehrern. Zehn Millionen Abos für ein zehn Jahre altes Spiel – eine unglaubliche Zahl.
Mal ehrlich, welches Studio kann schon von sich behaupten, dass es in der Lage ist, mit einem dermaßen alten Titel immer noch so viele Leute anzusprechen? Und sich damit einen derartigen Ruf aufzubauen, dass quasi jeder Titel des Studios zum Selbstläufer wird? Wahrlich nicht viele. Das müsste den „modernen“ Publishern und Entwicklern einiges zu denken geben, die uns mit wertlosen DLCs, Vorbestellerboni und was weiß ich traktieren. Dabei reicht ein gutes, durchdachtes und zugängliches Spielprinzip mit gutem, regelmäßig nachgeschobenem Inhalt doch offenbar völlig aus, um ein breites Publikum langfristig und effektiv an sich zu binden. Und das sogar mit dem eigentlich so ungeliebten Abosystem!
Ich habe keine Ahnung, wie lange World of WarCraft noch existieren wird. Blizzard selbst hat ja schon angedeutet, dass es noch keine Pläne gibt, den Titel zu den Akten zu legen – warum auch? Ich für meinen Teil bin schon vor langer Zeit in die Blizzard-Falle getappt. Natürlich nicht mehr so exzessiv wie damals. Aber der Spaß, den ich aktuell mit Warlords of Draenor habe, lässt mich vermuten, dass auch künftige Add-ons – so denn noch welche kommen – nicht spurlos an mir vorbeigehen werden und ich WoW, solange es existiert, immer mal wieder rauskramen werde. Und das passiert mir wahrlich nur bei sehr wenigen Spielen. So, und nun Schluss damit, ich muss in die Garnison und meinen Anhängern Aufträge erteilen.
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