Test - Train Simulator : Train Simulator
- PC
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Für all die Kuppler unter euch gibt es zahlreiche Aufgaben die das Ver- und Entkuppeln von Lok und Waggons verlangen. Dank Wettereffekten, um konkret zu werden Regen und Schnee, steckt eure 'KIHA 31' auch schon mal im Schneesturm fest und fordert euer Können als profilierter Eisenbahner um den 'Karren wieder aus dem Dreck zu helfen'. Ebenfalls ein kleines Schmankerl für den Nachmittag: Im von einem Erdbeben zerstörten Tokyo fahrt ihr einen Pendelzug und müsst auf temporäre Geschwindigkeitsbegrenzungen achten damit ihr nicht mitsamt Passagieren aus den leicht zerstörten Schienen springt.
Viele Modelleisenbahner mögen zwar auf ihrer H0-Platte eine Koryphäe sein, versagen dann aber bei der richtigen Bedienung eines, in diesem Falle simulierten, Zuges. Obwohl von den ursprünglichen Bedienelementen, die in einem 'richtigen' Zug zu finden sind, nur die wichtigsten überlebten, spendierte Kuju dem 'Train Simulator' jedoch, und wie es sich auch für eine ordentliche PC-Simulation gehört, drei Tutorials, die den Umgang mit den verschiedenen Loktypen lehren. Mittels am oberen Bildschirmrand eingeblendeten Text und Sprachausgabe wird der Spieler langsam, Schritt für Schritt, in die Materie eingeführt. Für den gelehrigen Schüler empfiehlt es sich allerdings vorher schon einmal die Tastaturbelegung studiert zu haben.
Da die mir vorliegende Version eine direkt von Microsoft stammende Gold-Version ist, war sowohl Text als auch Sprachausgabe komplett in Englisch gehalten. Ob diese Tutorials nun auch zu 100 Prozent den Weg ins Deutsche finden werden, bleibt ungewiss. Die Texthilfe wird mit Sicherheit übersetzt, was mit der Sprachausgabe passiert, ist fraglich.
Schaut ihr in die Regale eines größeren PC-Spieleladens, so werdet ihr tonnenweise 3rd-Party-Add-ons für Microsofts Flugsimulatoren finden. Überhaupt findet man eigentlich bei jeder Simulation die von Microsoft entwickelt, beziehungsweise veröffentlicht wird, massenhaft Zusatzflug- oder auch Fahrzeuge. Die Comunities, die sich um solche Spiele bildeten, waren schon immer sehr groß und produktiv. Damit dieser positiven Entwicklung kein Abbruch angetan wird, spendierte man dem 'Train Simulator' Editoren, die es jedem Spieler auf relativ einfache Weise ermöglichen, Strecken oder Kabinen (Cockpits) neu zu erstellen oder zu verändern. Leider hapert es ein wenig an der Umsetzung. Der Routen-Editor scheitert beispielsweise an ganz banalen Dingen wie der Auswahl von Objekten. Seien es nun Schienen, Häuser oder Straßen, die richtige Auswahl zu treffen ist schwer, denn nur kleine, schlecht zu erkennende Thumbnails lassen einen erahnen, welches Streckenteil man gerade auswählt. Auch das Rotieren klappt nicht so richtig. Ich konnte zwar Brücken mehrere Grad nach Links kippen, aber nicht um die vertikale Achse drehen.
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Sollte es dennoch jemanden gelingen eine ordentliche Strecke zu erstellen, stellt sich schon das nächste Problem: Mit einer Dateigröße von 150 MB und aufwärts sind sie für Modembenutzer kein Zuckerschlecken und somit auch ein gefunden Fressen für Hersteller drittklassiger und vor allem inoffizieller Add-ons.
Editor Numero zwei ist der 'Cab-Editor' mit dem ihr die Cockpits der Züge verändern könnt. Damit könnt ihr zum Beispiel Anzeigen oder Hebel verschieben oder ihnen neue Funktionen zuweisen. Grob betrachtet ist dieses Programm und die Möglichkeiten die daraus erwachsen aber eher unspektakulär und hätte ruhig einem Lokomotivenskin-Editor Platz machen können. Zu guter Letzt packte Kuju Entertainment noch einen Aktivitäten-Editor hinzu mit dem ihr die Möglichkeit habt eigene Szenarien zu erstellen.
Vergleicht man den 'Train Simulator' mit Flug-Simulationen aus dem gleichen Haus, so sieht man auf Anhieb dass Microsofts erste Zugsimulation im Bereich Geländedetail die Nase vorn hat. Natürlich muss man differenzieren. Ein Flugsimulator der es dem Spieler erlaubt stundenlang in alle möglichen Richtungen zu fliegen (Auch nach Unten - aber nicht so lange ;)) und gleichzeitig noch mit einem teilweise doch sehr großen Geländedetail, wie es im 'Train Simulator' zu finden ist, aufwartet, zwingt leider immer noch jeden handelsüblichen PC in die Knie. Fakt ist dennoch dass die Gegend um die Gleise immer mit vielen kleinen und netten Objekten, beispielsweise Bäumen, Parkplätzen oder Straßen versehen ist.
Leider, leider sehen die Texturen sehr schwach aus. Manche Gebäude könnte man eher als einen überdimensionierten und mit Öl verschmierter Pappkarton deuten. Und auch der Maßstab scheint mitunter buchstäblich 'auf der Strecke' geblieben zu sein. Bestes Beispiel ist hierfür die Burg, die sich irgendwo zwischen Innsbruck und St. Anton befindet. Sie ist nur ungefähr doppelt so hoch wie eine der beiden verfügbaren Dampflokomotiven. Ein eigenartiges Bild. Aber auch die Autos, die sich übrigens auf den Straßen am Streckenrand wahrhaftig fortbewegen, machen den Eindruck als ob sie ein wenig klein geraten sind.
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Damit das Spiel auch auf Rechnern der älteren Generation (266 MHz) lauffähig ist, mussten die Entwickler an Details sparen. Menschen werdet ihr zum Beispiel leider vergeblich suchen. Nicht einmal beim Ein- und Aussteigen an den vielen kleinen und größeren Bahnhöfen sind sie zu beobachten. Lediglich eine kleine Anzeige gibt euch Auskunft über den 'Ladevorgang', zählt somit für euch die Sekunden herunter, bis ihr wieder munter drauf losfahren und die nächste Station ansteuern könnt. Dafür gibt es als kleine Entschädigung aber auch manchmal Tiere, speziell Rehe, am Streckenrand zu entdecken.
Der Teufel steckt im Detail. Beäugt ihr die Strecken aufmerksam, so lässt sich doch hier und da eine Ungereimtheit entdecken. So gibt es zum Beispiel in Kurven kaum Masten zum Halten der Oberleitungen. Die Leitungen schweben praktisch in der Luft. Dieses Phänomen lässt sich besonders gut auf der Strecke 'Tokyo-Hakone' beobachten.
Des weiteren findet ihr auch schon einmal einen Signalmasten der Mitten auf den Schienen steht, sich dann aber glücklicherweise ohne Probleme durchfahren lässt. Gerade Besitzer eines etwas älteren PCs werden ihre Freude an Tunneln haben. So sind die Tunnelkurven etwas unsauber gestaltet. Mitunter könnt ihr euch so am Ende eines Tunnelelementes tiefe Einblicke in den Berg erlauben. Auch sonst hängt öfters ein Stück Berg in den Tunneleingang hinein, welches sich dann beim Näherkommen das Zuges und der damit verbundenen detaillierteren Berechnung der Umgebung in Luft auflöst.
Leider könnt ihr auf den Gleisen nur Alleinunterhalter spielen. Zu einer Zeit in der mehr und mehr Menschen ins Netz drängen und kaum noch Spiele ohne Multiplayer-Modus auskommen, fehlt die Online-Zusammenarbeit mit anderen Hobby-Eisenbahnern doch schon ein wenig. Sicherlich ist ein Multiplayer-Modus für den 'Train Simulator' nicht existenziell wichtig, würde es doch aber mehr Sinn machen als ein Mehrspieler-Spiel im 'Flight Simulator'. Glücklicherweise hat sich ein kleines Team bereits bereit erklärt für den 'Train Simulator' einen Multiplayer-Modus zu entwickeln.
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