Test - Mercenaries 2 : Wie gut ist die Zerstörungsorgie?
- PC
- PS3
- X360
Ausgesprochen dämliche K.I.
Mag dieses Problem für einige 'Mercenaries'-Fans keine große Sache darstellen, dürfte das nächste deutlich mehr Verachtung finden. Wir deuteten bereits an, dass die K.I. recht passiv agiert, sobald sie den Spieler aus den Augen verliert. Dies ist nicht nur dann so, wenn er sich einfach versteckt. Er kann sich zusätzlich tarnen, indem er sich in ein Fahrzeug einer bestimmten Fraktion setzt. Dieses Prinzip gab es bereits beim Vorgänger: Dort trat die Tarnung in Kraft, sobald der Spieler für einen Augenblick aus dem Blickfeld aller vom Computer gesteuerten Einheiten verschwand.
In 'Mercenaries 2' hingegen gibt es einen kleinen Balken, der sich vollständig auffüllen muss. Erst dann wird der Spieler von seinem Umfeld als Mitglied derjenigen Fraktion betrachtet, dessen Fahrzeug er gerade steuert. Sollte diese ihm feindlich gesinnt sein, so kann er nun relativ beruhigt über die Straßen tuckern. Erst, wenn er sich zu lange in Feindesnähe aufhält oder anfängt zu feuern, fliegt die Tarnung auf.
Hört sich toll an? Ist es theoretisch auch, nur eben nicht praktisch. Aus irgendwelchen völlig unbegreiflichen und absolut idiotischen Gründen haben die Programmierer die Regeln, wann eine Tarnung aufgebaut werden kann, völlig umgeworfen. Diesmal benötigt ihr nur einen bestimmten Mindestabstand zum Gegner, müsst etwas warten und schon seid ihr getarnt. Damit entstehen absolut unrealistische Situationen, in denen ihr bis zur Tarnung fleißig beschossen werdet und von einer Sekunde zur anderen nicht mehr. Noch abstruser wird es, wenn ihr euch ungetarnt, aber in einem feindlichen Fahrzeug sitzend, in die Nähe einer befreundeten Fraktion stellt. Diese ballert wie von der Tarantel gestochen auf euch, sobald die "Tarnung" aktiv wird.
Bugs und Steuerungsunzulänglichkeiten
Wir möchten gar nicht erst mutmaßen, ob dies ein Feature oder ein Bug sein soll. Aber dass 'Mercenaries 2' nicht einmal vor technischen Unzulänglichkeiten halt macht, ist das traurige Bindeglied zum Urteil "verschenktes Potenzial" und gleichzeitig das dritte Hauptproblem. Die K.I. ist sichtlich unausgereift, wenn ein Hubschrauber versehentlich auf dem Dach eines Gebäudes anstatt auf dem blanken Boden daneben landet und die herauskletternden Soldaten runter auf den Boden stürzen und sterben.
Auch bei der eigenen Crew hakt es manchmal ganz gewaltig: So wollte unser Pilot mit dem geklauten Benzintank nicht abheben und wurde prompt von einem anderen Helikopter abgeschossen. Richtig schlimm ist es auf dem PC, weil ihr dort jederzeit mit dem totalen Ausfall von Aktionen oder Reaktionen der Gegner rechnen müsst, sofern ihr zu Fuß unterwegs seid. Dazu gesellen sich rein technische Probleme, wie beispielsweise das plötzliche Auseinanderbrechen eines Schiffes mitten im Wasser, und dies ohne jeden ersichtlichen Grund. All diese Sachen würden für sich alleine niemanden interessieren, aber sie tauchen in 'Mercenaries 2' in einer Regelmäßigkeit auf, dank derer sie unangenehm auffallen.
Die Steuerung ist auch nicht perfekt und erneut am PC etwas schlechter, den QTE-Szenen sei Dank. Während ihr auf Konsole direkt den zu drückenden Knopf angezeigt bekommt, blitzen am Computer kryptische und teilweise sehr schlecht zu deutende Zeichen auf, welche für springen, schießen oder dergleichen stehen. Dies heißt so viel wie: "Drücke die Taste dieser Aktion". Weder im Handbuch noch im Spiel selber werden diese Symbole vorgestellt geschweige denn erklärt. Auf Konsole wiederum ärgert die seltsame Button-Belegung, welche im Vorgänger besser sortiert und logischer erschien.
Präsentation und Multiplayer
Grafisch schwankt das Spiel zwischen schick und amateurhaft. Die Explosionen zeigen durchaus Stil und größere Gebäude sehen nicht allzu schlecht aus, dies aber auch nur aus der Nähe. Die Weitsicht zeigt zwar sehr weit entfernt liegende Objekte, jedoch in einem Detailgrad, der den Charme von Grafikfehlern ausstrahlt. Bei den Texturen macht vor allem der Boden einen schlechten Eindruck.
Am besten funktioniert noch der Sound, obwohl die ständig gleichen Sprüche der Soldaten, wie beispielsweise "Feind in Sicht!" oder "Der Feind ist hier!", rasend schnell an den Nerven knabbern. Hier haben PlayStation-3-Besitzer einen kleinen Vorteil, weil auf der Blu-ray das englische Original vorhanden und dieses etwas erträglicher ist. Dafür sind die Sound-Effekte überall gut gelungen und der orchestrale Score von Chris Tilton zeugt von Professionalität, gleichwohl ein geniales Thema wie jenes aus dem ersten Teil von 'Mercenaries' fehlt.
Einer der wenigen echten Lichtblicke ist der Koop-Modus. Ihr könnt die gesamte Spielwelt zu zweit bestreiten und jede Mission gemeinsam spielen, was von Haus aus natürlich mehr Spaß macht. Nur, so schön dieses Feature auch ist: Es bleibt bei dieser einzigen Multiplayer-Komponente.
Kommentarezum Artikel