Jahrtausend-Endspurt
Zum Ende des letzten Jahrtausends schien sich endgültig
ein manchmal wirklich unschöner Trend durchzusetzen: Der Wahn
einiger Hersteller, nur noch Fortsetzungen zu bringen, egal ob ein
Titel gut oder schlecht war. Zum Glück hatten aber auch viele
Hersteller den Mut, neue Titel auf die Räder zu stellen. Wenden
wir uns aber nun dem Jahr 1998 zu, in dem neben einigen ganz neuen
Racern auch durchaus exzellente Fortsetzungen auf den Markt kamen.
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Das beliebte ’NFS3’
brachte Verfolgungsjagden mit der Polizei ins Spiel. |
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Hier lässt sich ’Need for Speed 3: Hot Pursuit’
als Beispiel nehmen. Zwar hatte EA da am Geld gespart und bot keine
schicken Videos mehr, dafür gab es aber weiterhin das Autolexikon
und man blieb seiner Linie und damit den edlen Sportwagen treu. Das
Hauptaugenmerk lag nun auch nicht mehr auf simplen Rennen, sondern
auf dem ’Hot Pursuit’-Modus, bei dem man entweder der Polizei
davonfahren oder als Cop die Raser aufhalten musste. Letzteres machte
dank auslegbarer Spikes auch eine Menge Spaß und besonders im
LAN sorgten die Duelle zwischen Cops und Rasern für viel Freude.
Grafisch beeindruckte NFS3 Besitzer von 3D-Karten durch schicke Reflektionen
auf dem Lack und nette Effekte auf allen Strecken. Zudem leuchteten
die Scheinwerfer der Wagen die Strecken richtig aus. Unter Fans der
Serie gilt ’Need for Speed 3: Hot Pursuit’ heute immer
noch als einer der besten Teile der NFS-Reihe. Da konnte der nun sogar
schon fünfte Teil von ’Test Drive’ endgültig
nicht mehr mithalten. Eine miese Grafik, ein mieses Fahrverhalten sowie
ein total uninspiriertes Gameplay machten ’Test Drive 5’
den Garaus.
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Mit ’Test Drive 5’
bewegte sich die Serie langsam in Richtung ihres Tiefpunkts. |
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Eine sehr erfreuliche Fortsetzung stellte ’N.I.C.E. 2’
des deutschen Entwicklerteams Synetic dar. Im Vergleich zum Vorgänger
wurde der Fuhrpark auf über 40 Fahrzeuge aufgestockt und zwei
Dutzend Strecken mit unterschiedlichen Wetterbedingungen und Tages-
beziehungsweise Nachtzeiten sorgten für Abwechslung. Dank der
stark aufgebohrten Grafik hinterließ der Racer wieder einen hervorragenden
Eindruck. Dem Gameplay blieb man weiterhin treu und so beharkten sich
die Fahrer auf den Strecken mit unterschiedlichen Waffen, und Tankstellen
am Streckenrand boten die Möglichkeit aufzutanken, Schäden
zu reparieren und wieder frische Munition an Bord zu nehmen.
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’NICE 2’ zeigte
deutlich, dass deutsche Entwickler auch schicke Toptitel entwickeln
können. |
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Bei Schäden sorgte ein Schadensmodell für die entsprechenden
Verformungen. Kurz und knapp gehört ’N.I.C.E. 2’ zu
den besten Renntiteln dieses Jahres. Ein ähnliches Spektakel lieferte
mit ’Carmageddon 2’ auch wieder SCI ab. Wie gehabt galt
es auch hier erneut, die Gegner zu kleinen Büchsen zusammenzudrücken
und genau so zu fahren, wie man es definitiv nicht im Straßenverkehr
tun sollte, aber manchmal gern tun würde. Die offenen Landschaften
wurden beibehalten und das Gameplay an sich glich ebenso dem Vorgänger.
Insgesamt war der Titel eine typische Fortsetzung, aber eine gute,
wohlgemerkt.
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Der Vorgänger von ’Ultim@te
Race Pro’ lag zuvor einigen 3D-Karten im Bundle bei. |
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Das konnte man auch von ’Ultim@te Race Pro’ behaupten,
wobei es sich hier genau genommen nicht um eine wirkliche Fortsetzung
handelte. Eher war der Titel eine aufgebohrte Version von ’Ultim@te
Race’, einem Arcade-Rennspiel, das in einer Drei-Strecken-Variante
bereits dem PowerVR 3D-Beschleuniger ’Apocalypse 3Dx’ und
der ’Matrox m3D’ beilag. In der Pro-Variante bot der Racer
aber nun weitaus mehr Strecken und unterstützte nahezu alle gängigen
3D-Karten. Das Fahrverhalten war sehr driftlastig und beim Streckendesign
hatten sich die Entwickler leicht von der ’Ridge Racer’-Serie
inspirieren lassen. Tag- und Nachtwechsel während eines Rennens
gehörten zudem ebenso zum Geschehen wie schicke Lensflares und
eine ordentliche Weitsicht.
Rallye-Schotten und beinharte F1-Sims
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’Colin McRae’ dominiert
das Rallye-Genre seit jeher. |
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Ganz anders verhielt es sich mit einem der bekanntesten Sims und
dem Rallye-Spiel schlechthin. ’Colin McRae Rallye’ debütierte
auf der PSone und machte auch wenig später PC-Spielern viel Freude.
Der Titel, für den der schottische Rallye-Champion Colin McRae
Pate stand, vereinte eine komplexe Fahrphysik samt Schadensmodell mit
einer hervorragenden Spielbarkeit, was nach wie vor ein Markenzeichen
der CMR-Serie ist. Die WRC-Lizenz sowie haufenweise Etappen über
Schotter, Asphalt, Matsch und andere Untergründe steuerten ihren
Anteil bei und rundeten die Simulation ab. ’Colin McRae Rallye’
sollte wirklich keinem Rennspieler entgangen sein.
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Eine der bisher härtesten
Rennsimulationen: ’Grand Prix Legends’. |
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Genauso wie auch ’Grand Prix Legends’ aus dem Hause Papyrus,
was definitiv zu den ungewöhnlichsten und auch anspruchsvollsten
Sims zählt. Statt mit F1-Wagen eine aktuelle Saison zu fahren,
stieg man hier in alte Rennboliden aus dem Jahre 1967. Das ist auch
eines der größten Probleme für Spieler, die sich eher
weniger mit Sims auskennen. Denn vor rund 40 Jahren gab es keine elektronischen
Fahrhilfen, Hightech-Fahrwerke, Kohlefaser-Monocoques und Spoiler,
die den Wagen bei hohem Tempo auf den Asphalt drücken. So artete
die Steuerung der alten F1-Renner bei ’Grand Prix Legends’
auch nahezu in reine Arbeit aus, insbesondere wenn man sich daran versuchte,
einen solchen Wagen über die alte Nordschleife zu manövrieren.
Wer sich da nicht zwangsläufig irgendwo um einen Baum gewickelt
hat, konnte tatsächlich von sich behaupten, ein richtiger guter
Sim-Spieler zu sein. Mit der Zeit scharte GPL eine große Community
um sich, die den Titel dank der Unterstützung von Online-Duellen
nicht nur in zig Online-Ligen spielte, sondern auch fleißig Mods
entwickelte. Seit GPL hat sich im Übrigen kein anderer Hersteller
an eine solche Sim herangetraut.
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Auch ’Viper Racing’
war nicht ganz ohne und bot eine komplexe Fahrphysik und ein
detailliertes Schadensmodell. |
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Ein weiterer interessanter Titel war das von Sierra vertriebene ’Viper
Racing’. Wie der Name es schon sagt, ging es um den von Dodge
kreierten und weltweit bekannten Supersportwagen, dessen Power tatsächlich
aus einem 7.8 Liter LKW-Motor unter der Haube kam. Aber zurück
zum Thema: ’Viper Racing’ bot einerseits einen easy-to-learn
Arcade-Modus und andererseits eine bockschwere Simulation, bei der
man auch sehr auf das Schadensmodell achten musste. Hier brach bei
Sprüngen nämlich gern mal die Radaufhängung oder eine
der Achsen und wer meinte, eine Leitplanke mitnehmen zu müssen,
sah schnell, wie der Lack vom Wagen gekratzt wurde. Vom Anspruch her
gehört ’Viper Racing’ zu den eher schwierigeren Sims.
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