Test - Fight Night Round 4 : Das beste Boxspiel aller Zeiten?
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Ausdauer spielt weiterhin eine Rolle. Wer sich zu sehr mit Luftgefuchtel verausgabt, trifft nur noch mit lauen Schlägen, die keiner Fliege etwas zuleide tun, und wird anfälliger gegen Treffer. Das Abwehrsystem wurde massiv verändert. Neben dem bekannten Wegducken des Körpers könnt ihr nun auch Ausweichschritte machen. Das Blocken wurde ebenfalls abgewandelt. So könnt ihr nicht mehr kontinuierlich die Griffel vor die eigene Nase halten, denn der Gegner (ebenso wie ihr selbst) kann den Block zermürben, was euch letztendlich für einige Sekunden komplett ohne Deckung dastehen lässt.
Taktik statt Button-Smashing
Die damals übermächtigen Haymaker sind mittlerweile relativ leicht zu parieren, haben aber fatale Wirkung, wenn sie durchkommen. Interessant ist, dass das Kampfsystem stärker auf Konter ausgelegt ist als früher. Wer taktisch boxt, Kräfte spart, gut getimt blockt und ausweicht, kann hier und da einen harten Konter durchbringen und dem Gegner damit empfindlich eins auf die Mütze geben. Ebenso ist es aber möglich, einen Gegner mit Jabs zu zermürben oder als Kraftpaket mit wenigen entscheidenden Schlägen den Kampf zu beenden. Mit einem harten Treffer könnt ihr Gegner benommen machen und zum Rückzug zwingen. Hier bietet sich das Nachsetzen an und wenn der Gegner in den Clinch geht, stoßt ihr ihn einfach weg. Im Grunde sind den Möglichkeiten kaum Grenzen gesetzt - den Gegnern allerdings auch nicht.
Intelligentes und taktisches Boxen wird im Verlauf des Spiels mehr und mehr belohnt. Während ihr die Anfangsgegner noch recht schnell zu Boden prügelt, geht es später hart zur Sache. Wer clever boxt, kann durchaus physisch deutlich stärkere Gegner in langen, zermürbenden Fights bezwingen. Taktikwechsel sind empfehlenswert, denn die sehr unterschiedlich kämpfenden Gegner passen sich eurem Stil an. Schlagt ihr viele Jabs zum Kopf, wird euer Gegenüber immer mehr seine Deckung nach oben verlagern und versuchen, in den Mann zu gehen. Ebenso haben Gegner ihre Schwächen, die es sich lohnt herauszufinden und auszunutzen.
Nach dem Kampf ist vor dem Kampf
Während des Kampfes sammelt ihr Punkte, die wiederum für euren Coach genutzt werden können, um euch zwischen den Runden wieder auf Vordermann zu bringen. Selbst hier ist Taktik möglich, wie beispielsweise Punkte sammeln, wenn ihr merkt, dass der Kampf langwierig wird und es zum Schluss auf die Fitness ankommt. Nach Abschluss eines Kampfes erhaltet ihr ausgiebige Statistiken und Rankings. Schlagt ihr euch gut, werdet ihr dann und wann beim Jahreswechsel für Auszeichnungen vorgeschlagen. Erreicht ihr einen neuen Rang, wartet quasi ein Endgegner auf euch, nach welchem der neue Rang endgültig freigeschaltet wird.
Etwas schade ist, dass die gesamte Präsentation des Karrieremodus sehr nüchtern erscheint. Zwar werden die Kämpfe recht spektakulär in Szene gesetzt, mit tollen Locations - vom Gammelclub in Mexiko bis hin zum Auftritt in Las Vegas - und jeder Menge Publikum sowie Zeitlupensequenzen. Aber es fehlen halt ein bisschen das Drumherum, der Medientrubel und die Rivalitäten, die der reale Boxsport mit sich bringt. Warum nicht mal ein paar Zeitungsmeldungen? Interviews mit dem Trainer? Pressekonferenzen? Oder ein paar Render-Videos? Oder halt die Möglichkeit, sich mit dem hier nicht vorhandenen Preisgeld private Dinge zu leisten? Don King Boxing hat das ja bereits ansatzweise vorgemacht, auch wenn der Titel spielerisch auf der Matte landete.
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