Test - Dragon Quest: Die Reise des verwunschenen Königs : Dragon Quest: Die Reise des verwunschenen Königs
- PS2
Pfiffigerweise passen sich sogar die Dialoge an solche Situationen an: Wer sich erneut einem Endgegner stellt, von dem er zuvor weggeputzt wurde, muss sich zunächst einmal auf hämische Kommentare des Fieslings einstellen. Überhaupt kann die Story zwar bei weitem nicht mit ‘Final Fantasy’ oder ‘Shadow Hearts: Covenant’ mithalten, dafür sprudelt es nur so vor Witz und Charme. Passend zum Charakterdesign muss man die Welt und ihre Einwohner von ‘Dragon Quest’ einfach lieb haben, außer ihr gehört zur Gruppe der Toriyama-Verächter.
Sehr schöner Comic-LookNicht minder gelungen ist die optische Gestaltung der Spielwelt, welche zwar über weite Strecken gleich aussieht, aber trotz allem liebevoll ausgearbeitet ist und wunderbar mit dem Cell-Shading-Stil harmoniert. Die fantastischen Animationen sorgen für eine vortreffliche Comic-Atmosphäre und der ständige Tag/Nacht-Wechsel bringt als Nebeneffekt noch mehr Abwechslung in die Monstersammlung.
Musikalisch begeistert Altmeister Koichi Sugiyama, der inzwischen stolze 75 Jahre jung ist, mit einem lebhaften Soundtrack, den ihr extra für die amerikanische und europäische Spielversion in der orchestrierten Fassung hört. Leider mangelt es an Abwechslung, weshalb ein paar der Themen auf Dauer nerven können. Dieses Problem wird durch den enorm großen Spielumfang noch verstärkt, der euch mindestens 50 bis 100 Stunden mit ‘Dragon Quest’ verbringen lässt.
Englische Synchronisation und deutsche TexteSoundtechnisch begeistert eine vortreffliche Sprachausgabe, welche ebenfalls exklusiv für den westlichen Markt realisiert wurde. Zwar müsst ihr auch in der hiesigen Version mit den englischen Stimmen vorlieb nehmen, dafür hat sich Square-Enix bei den deutschen Untertiteln nicht lumpen lassen und eine der liebevollsten Übersetzungsarbeiten aller Zeiten abgeliefert.
Selbst bei der Steuerung hat sich Level 5 kaum einen Fehler erlaubt: Die Benutzerführung ist leicht zu erlernen und unnötige Klicks wurden weitestgehend vermieden. Mit einer Ausnahme: Das Speichern eines Spielstandes ist nur in den schon erwähnten Kirchen möglich, wo ihr mit vergleichsweise vielen Fragen und Texten ohne Abbruchmöglichkeiten genervt werdet, bis es mit dem eigentlichen Spiel wieder weitergeht. Zudem ist es etwas unglücklich, dass beim Reden mit anderen Personen die Taste zum Textvorwärtsspulen und zum Abbruch von Aktionen bzw. Verneinen von Fragen ein und dieselbe ist.
Wenig Neues im Land der RPGsSo weit gibt es viel Lob, trotzdem verpasst ‘Dragon Quest’ ganz knapp die magische 90-Punkte-Grenze. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen hat es Level 5 zwar geschafft, moderne Technik mit klassischen RPG-Elementen aus den 90er Jahren zu kreuzen. Aber die eine oder andere Tradition, wie die schon erwähnten Zufallskämpfe oder der eben gerade beschriebene Speicherzwang in Kirchen, wirkt angegraut.
Zum anderen ist ‘Dragon Quest’ ganz weit davon entfernt, innovativ zu sein. So viel Spaß das Spiel auch macht, für eine 90 verlangen wir mehr als das Aufarbeiten von bis zu zehn Jahre alten Features. Egal ob ‘Chrono Trigger’, die älteren ‘Final Fantasys’ oder nahezu alle ‘Dragon Quest’-Vorläufer: Der achte Teil der Serie wärmt im Prinzip die besten Elemente dieser Klassiker auf und verpackt sie immerhin in ein frisches 3D-Gewand.
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