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Test - Wanking Simulator : Die Rache des Wixxers

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Ungreifbar und doch für jeden ersichtlich schwebt eine Frage über dem Wanking Simulator: Warum? Warum gibt es ihn überhaupt. Warum heißt das Spiel so, wenn sich der Entwickler nicht einmal traut, ein Fleischgewehr grafisch in die Schlacht zu schicken? Und warum sollte irgendjemand durch die Gegend laufen, um wildfremde Leute mit… ääääh … Erbgut …zu … besudeln. Da fehlen einem die Worte!

OK, ich sag es jetzt. Penis! Da habt ihr‘s! Ich hab noch mehr. Pimmel, Schwanz, Lümmel, die einäugige Hosenschlange. Mit jeder weiteren Erwähnung verliert nicht nur das Wort, sondern auch das zugehörige Körperteil an Tabu-Faktor. Hey, es ist nur ein Körperteil, so wie ein dritter Arm oder ein elfter Finger.

Man findet ihn überall, mal mehr und mal weniger explizit. In Filmen, in Büchern, auf Gemälden und Statuen. Und es gibt ihn in Videospielen, wenn auch höchst selten. Erinnert ihr euch vielleicht an die GTA4-Erweiterung „The Ballad of Gay Tony“, in der ein Auftraggeber blank zog und seinen Johnson frei schwingen ließ? Oder wie wäre es mit dem überaus infantilen, aber umso witzigeren Pimmel-Kampfspiel Genital Jousting? Oder diesem bizarren Penis-Bossgegner aus den Persona-Spielen?

Ich weiß nicht, warum wir Männer uns so schwertun, das eigene Geschlechtsteil in grafischer Darstellung als natürlichen Teil des Körpers anzusehen, aber im gesellschaftlichen Konsens ist er unerwünscht. Kein Paarship-Werbespot kommt ohne Blickfang über das Dekolleté aus. In den 90ern gab‘s sogar Duschbad-Werbung mit Frauen, die aussahen, als ob sie zeitgleich einen Satz Luftpumpen an den Mann bringen sollten. Aber ein Penis? Buuuuh!

Wenn sich dann doch jemand traut, ihn vor die (virtuelle) Kamera zu zerren, zucken wir zusammen, kichern, feixen und tun so, als wäre YouPorn ein Gerücht, von dem man mal gehört hätte. Das erinnert mich an eine Beavis-and-Butt-Head-Folge, in der Butt-Head seinem Kumpel erklärt, er schaue bei Pornos nie auf den Penis, sondern immer nur um ihn herum.

Selbstzensur vs. Tabubruch

Wenn ihr euch nun fragt, was das alles mit dem Wanking Simulator zu tun hat, dann habe ich eine einfache Antwort für euch: Ich bin enttäuscht, dass dieses Spiel so tut, als würde es in dieser Hinsicht ein Tabu brechen, ja dass es gar im Pressetext damit wirbt, dass es ja irgendwann so weit kommen musste, und am Ende doch gar nichts passiert. Man sieht nix. Der Protagonist läuft mit einer schwarzen Unterbuchse durch ein Dorf und tut so, als ob er sich einen von der Palme wedelt.

Man könnte nun argumentieren, der Entwickler habe keinen Ärger mit Steam und anderen Vertriebsplattformen riskieren wollen, aber wenn ich mir vor Augen führe, was die Hauptfigur des Wanking Simulator sonst noch alles tut, kommt mir diese Selbstzensur noch feiger vor. Polizisten verprügeln? Ganz normal! Kirchgänger vollwichsen? Ach, ein Kavaliersdelikt! Jegliche Art von Drogen nehmen? Alter Hut! Witze auf Kosten von Homosexuellen einflechten? Wen juckt’s, so lange kein Penis zu sehen ist.

Ich möchte hier nicht miesepetrig rüberkommen. Wanking Simulator ist bisweilen saukomisch, weil kindisch bis zum Gehtnichtmehr. Zudem stellt der Entwickler schon im Titelbild klar, dass es ihm nicht um das Beleidigen von Homosexuellen geht, lediglich um eine humoristische Kanalisierung des Spielthemas. Ja, ich habe gelacht, angesichts von Passanten, die nach einem Fußtritt 300 Meter in die Ferne fliegen, habe gekichert wegen des lauten Fap-Fap-Geräuschs beim Wichsen und wegen der entsetzten Schreie der Passanten. Das Stilmittel der Überzeichnung rettet den Spielinhalt ein ums andere Mal vor einer Fehlinterpretation.

Aber wenn ich ehrlich bin, lache ich nur, weil das alles höchst sinnlos erscheint. Es gibt keine echte Legitimation für all das. Warum wichst hier jemand die Leute voll? Aus Gründen! Nun, laut den spärlichen Einleitungssätzen im Intro geht es um ein Dorf namens Gay Bay, in dem man der Hauptfigur das Haus weggenommen hat. Wurde es beschlagnahmt? Gepfändet? Keine Ahnung, das wird nicht erwähnt. Es ist aber Begründung genug, es den Einwohnern von Gay Bay mithilfe einer gehörigen Eiweiß-Spritze heimzuzahlen.

Zu sinnlos, um ernstgenommen zu werden

Auch wenn Wanking Simulator mehrere Spielmodi bietet, die vom „Tu-was-du-willst“-Sandkasten bis zu einem linearen Storymodus reichen, bleibt der Spielablauf doch weitestgehend derselbe. Man läuft in Ego-Perspektive in Gay Bay herum, würgt die (unsichtbare) Schlange, auf dass sie (ebenfalls unsichtbare) Flüssigkeiten auswirft und geht damit der gesamten Stadt mächtig auf den Sack. Empörte Einwohner rufen die Polizei, woraufhin es mächtig zur Sache geht: Leute verprügeln, in Häuser einsteigen, Geld einsammeln, Drogen, Waffen und Hilfsmittel kaufen. Tia, was eben so üblich ist, wenn man wichsend durch die Gegend läuft.

Im Storymodus geben optionale Ziele und Pflichtstationen eine Marschrichtung vor. Das Hauptziel des ersten Levels gibt beispielsweise das Aufsammeln diverser Dokumente und das Aufsuchen der lokalen Schule vor, in der man sich eine Portion LSD reinpfeifen soll, damit man dem Rektor unter Halluzinationen die Leviten liest.

Extrapunkte gibt es für das Besudeln einer Anzahl von Passanten, das Sprengen von Autos und solche Sperenzchen. Wenn ihr mich fragt, wäre Chaos Simulator ein passenderer Titel gewesen. Schließlich zielt alles in diesem Spiel darauf ab, dem normalen Leben in grotesker Weise zu widersprechen. Nichts ist real, nichts hat Gewicht. Das meine ich buchstäblich. Wenn ihr jemanden Umhaut, fliegt er mit so viel Karacho durch die Gegend, dass er in der nächstbesten Wand hängenbleibt. Schlechter Feinschliff oder Absicht? Wahrscheinlich ersteres, zugleich aber auch Absicht, weil es das Spiel so absurd macht. Wie beim Goat Simulator. Kann man hier von Anarcho-Programmierung sprechen? Wenn ihr mich fragt, dann auf jeden Fall.

Die Ladung muss raus - WTF ist der Wanking Simulator?!

Ein Spiel mit dem Namen Wanking Simulator müssen wir uns einfach anschauen. Und am Ende hatten wir es bereut.

Ihr könnt sogar Menschen mit Gewalt in den Weltraum befördern. WTF? Hat da einer die Variablen ausgewürfelt? Oder war die Entwicklung eine buchstäbliche Schnapsidee? Selbst nach etlichen Neuanläufen kann ich nicht mit Sicherheit bestimmen, worum es dem Entwickler eigentlich geht. Was will uns der Künstler damit sagen?

Mit großer Wahrscheinlichkeit gar nichts. Ich hatte beim Spielen nicht selten das Gefühl, dass dieses Werk nur ein halbgares „ich-probier-mal-aus,-was-alles-geht“-Projekt auf Basis der Unity Engine war, welches an Freunde weitergereicht und für lustig befunden wurde. Es spielt sich so, es sieht so aus und so hört es sich auch an. Und doch, ist es so schlecht, dass es wieder gut ist. Es ist so sinnlos, dass es doch wieder seine Existenz dadurch rechtfertigt, dass die Welt ein Stück langweiliger wäre, wenn es nicht existierte.

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