Test - Tchia : Schön wie Zelda, entspannt wie ein Urlaub
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Ihr habt keinen Bock auf brutale Baller-Orgien, philosophische Puzzle-Abenteuer oder überdramatische Rollenspiel-Plottwists? Dann lehnt euch entspannt zurück und taucht ein in die Magie von Tchia. Das Action-Adventure lebt von einer umfangreichen und malerischen Spielwelt, die sowohl zum Sammeln, Entdecken als auch Träumen anregt.
Ihr übernehmt die Rolle der titelgebenden Tchia, die eigentlich ein glückliches, sonniges wie sorgenfreies Leben führt. Leider wird die friedliche Idylle jäh zerstört, als ihr Vater von dem bösen Schurken Pwi Dua entführt wird. Das Mädchen steckt jedoch nicht den Kopf in den Sand und begibt sich sogleich auf die Reise, um ihren Papa zu befreien. Dabei stößt sie rasch auf den Tyrann Meavora, der die Bewohner aller benachbarten Inseln unterjocht und zudem der Drahtzieher hinter der Entführung zu sein scheint.
Eine offene Spielwelt für jung und alt
Die Story bleibt auch im weiteren Verlauf recht unspektakulär und scheint auch nur Mittel zum Zweck zu sein, um einen roten Faden durch die tolle Spielwelt zu ziehen. Diese besteht vornehmlich aus zwei großen, wie offen zugänglichen Inseln und erinnert sowohl vom Aufbau als auch vom Inhalt her an „erwachsene“ Action-Adventures wie Grand Theft Auto, Far Cry oder Assassin's Creed. Sprich: Potenzielle Auftraggeber, die ihr für den Fortgang der Geschichte ansprechen müsst, werden in Form von Buchstaben angezeigt, mit dem Aufsuchen eines Aussichtspunktes deckt ihr zahlreiche interessanten Orte in eurer unmittelbaren Umgebung auf und diverse Anlegestege dienen als Schnellreisepunkte.
Des Weiteren entpuppt sich Tchia als sehr agil und ist gar imstande jeden noch so steilen Felsen zu erklimmen, was wiederum sehr an The Legend of Zelda: Breath of the Wild erinnert. Dazu kommen zahlreiche Sammelfeatures und Geheimnisse, für die ihr im Meer nach Perlen taucht, Schreine mithilfe von selbst geschnitzten Holztotems öffnet und jedes Tier streicheln dürft, dem ihr begegnet. Dabei hat uns nur das Minispiel „Steine-Balancieren“ missfallen, das das allseits verhasste Steinmännchenstapeln aus Assassin’s Creed: Valhalla kopiert.
Musik spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in Tchia, weil ihr ab und an eine Melodie mit eurer Ukulele nachklimpern müsst. Dazu werden euch wie in einem klassischen Musikspiel Noten angezeigt, die ihr im richtigen Moment mit den passenden Joypad-Kommandos bestätigen müsst. Manche dieser Songs sind sehr leicht zu spielen, während euch andere recht schnell ins Schwitzen bringen. Trotzdem hält sich der Frust in Grenzen, weil jede Herausforderung optional ist. Wem jedenfalls das Musizieren grundsätzlich nicht liegt, der kann alternativ auf eine Automatik schalten und sich passiv von den einheimischen Liedern berieseln lassen.
Lästige Gegner
Das einzig wirklich stressige Spielelement von Tchia sind die ominösen Stoffwesen namens Maano, die sich überall auf den Inseln niedergelassen haben und allerlei Lager besetzen. Um diese zu befreien, müsst ihr sämtliche Maanos vor Ort anzünden – sei es mit brennenden Lampen, vollen Benzinkanistern oder explosiven Tanks. Ihr könnt mehrere solcher Objekte in euren Rucksack stecken und bei Bedarf auspacken sowie euren Gegnern an den Kopf werfen.
Weil ihr selbst dann keinen Schaden nehmt, wenn ihr direkt vor einem Feuer steht, stellen auch diese Kämpfe keine echte Herausforderung dar. Trotzdem entpuppen sie sich als zäh und lästig, wenn sich eines dieser Lager auf ein riesiges Fabrikgelände erstreckt und das Aufspüren der letzten Maanos der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen gleicht.
Sollten euch im Übrigen die Maanos erwischen, indem sie euch mit ihren Zauberfähigkeiten solange fesseln, bis ihr eure komplette Ausdauer verloren habt, dann werdet ihr in einen Käfig gesperrt. Natürlich gibt es auch für diesen Fall eine sehr einfache Möglichkeit, wie ihr euch aus eurem Gefängnis befreien könnt: Ihr wendet einen sogenannten Seelensprung an, mit dem ihr euch in ein Tier oder gar in ein Objekt wie eine Frucht oder einen Stein versetzen könnt. Danach übernehmt ihr dessen Kontrolle und könnt euch in der Regel viel schneller von A nach B bewegen, als wenn ihr mit Tchias kleinen, tapsigen Füßen unterwegs seid.
Schönheit, die von innen kommt
Bezüglich der Grafik merkt man durchaus, dass Awaceb ein kleines Studio ist und nicht allzu viele Mitarbeiter beschäftigt. Die meisten Objekte sind einfarbig und eher schlicht modelliert, während die Figuren auf den ersten Blick wie leblose Puppen aussehen. Wer jedoch über diesen schlichten Look hinwegschaut, der wird umso mehr die facettenreiche Spielwelt mit all ihren Details und Geheimnissen schätzen lernen Tchia ist jedenfalls ein Paradebeispiel dafür, wie man mit wenigen Mitteln ein richtig gutes sowie voll funktionstüchtiges Spiel entwickeln kann.
Des Weiteren wird das Grafik-Defizit dank einer wunderschönen Soundkulisse ausgeglichen, die von stimmigen Meeresgeräuschen, verträumten Melodien und einer gelungenen Sprachausgabe lebt.
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