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Test - Silent Hill: Homecoming : Steht die Silent-Hill-Serie vor dem Untergang ?

  • PC
  • PS3
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Trotzdem ein gutes Spiel?

Ist Silent Hill Homecoming demnach schlecht? Mitnichten: Beim Level-Design haben die Entwickler ihre Hausaufgaben gemacht und einen gut ausbalancierten Mix aus Kämpfen und Rätseln abgeliefert. Besonders die Knobeleien gehören mit zu den besten der gesamten Serie: Sie sind nicht zu komplex, nicht zu einfach und vor allem überraschend logisch aufgebaut. Nervig sind nur jene Stellen, in denen ihr beispielsweise bei A eine verschlossene Tür vorfindet, nach B zum Schlüssel lauft und anschließend wieder zurück nach A tigert, ohne dass zwischenzeitlich etwas Aufregendes passiert.

Das Kampfsystem wurde generalüberholt: Zwar gibt es immer noch Brechstangen, Schrotflinten oder Äxte als Waffen, doch könnt ihr diese viel geschickter einsetzen. Alex steuert sich bedeutend agiler als seine Vorgänger-Helden, so kann er einen Gegner anvisieren und jederzeit seitwärts ausweichen. Bei Nahkampfwaffen hat er die Wahl zwischen einfachen und starken Schlägen, deren Effekte sich mittels einfacher Kombos optimieren lassen.

Der Vorteil an der Geschichte: Die Kämpfe sind nicht mehr so frustrierend und aufgrund des Ausweich-Features beinahe schon zu simpel. Der Nachteil: Rein von der Atmosphäre her ist es ein Malus, weil Alex fast zum Übermenschen verkommt. Schließlich waren die Helden in den Spielen zuvor ganz gewöhnliche Personen, die einfach ihre Probleme mit dem Schwingen von Eisenstangen und dem Feuern einer Schusswaffe haben sollten.

Tonstärken und Grafikschwächen

In einem anderen Punkt steht Homecoming seinen Vorgängern in nichts nach: Der Sound ist überaus beeindruckend. Auch wenn einige Effekte einmalige Schocker darstellen, siehe das Gimmick-Problem, so sind sie hervorragend präsentiert. Die englische Synchronisation ist ähnlich stimmig und Akira Yamaokas Musik bleibt dem Stil der Serie treu.

Im Gegensatz dazu steht die Grafik: So starke Schwankungen wie hier sieht der moderne Spielekritiker wahrlich selten. Auf der einen Seite könnt ihr euch an fantastischen Licht- und Schattenspielereien ergötzen, speziell wenn die allgemeine Farbwahl in Richtung rotbraun tendiert. Auf der anderen Seite entsetzen ein grässlicher Nebeleffekt und die lieblose Außenarchitektur auf den Straßen. Ohne Witz: Müssten wir für die optische Qualität eigene Prozentzahlen pro Szenario angeben, so würden diese von 40 bis 90 Prozent reichen.

Ein Bedienungspatzer auf Konsole ...

Beim Thema Steuerung trennt sich die PC- von der Playstation-3-Version. Letztere hat eigentlich nur ein Manko, was dafür so manchen Veteranen verzweifeln lässt: Das Invertieren der vertikalen Blickachse ist nur für das Zielen per Schusswaffe einstellbar, nicht jedoch für das normale Herumlaufen. Davon abgesehen ist die Playstation-3-Version steuerungstechnisch erstaunlich gut, besonders was das Kämpfen und die Sortierung der Menüs anbelangt.

... und hundert Ärgernisse auf Computer

PC-Spieler hingegen müssen hoffen, dass ihre Kiste zu den Auserwählten gehört, auf denen Homecoming keine Zicken macht. In unserem Fall wollte das Spiel am angeschlossenen LCD-Bildschirm unter keiner Auflösung im Vollbildmodus starten. Der Fenstermodus wiederum ist nur über eine manuelle Eintragung in der Config-Datei aktivierbar. Als das Spiel endlich lief, kam gleich das nächste Problem ans Tageslicht: Beim Einstellen der Grafikoptionen stürzte der Titel jedes Mal ab. Immerhin wurde dieses Problem mittlerweile per Patch kurz nach dem Release behoben.

Unser Controller funktionierte nur arg eingeschränkt, allem voran war das Umschauen per Analog-Pad nicht möglich. Entsprechend mussten wir zur Tastatur greifen, was alles andere als angenehm ist. An jenen Stellen, wo ihr den Angriff eines Monsters durch wiederholtes Drücken eines Knopfes abwehren sollt, versagte die Maus ihren Dienst, obwohl wir wie zu alten Decathlon-Zeiten wie blöd auf die Taste hämmerten. Der Erfolg solcher Szenen schien beinahe willkürlich.

Die Ladezeiten, bereits auf der Playstation 3 am Rande der Schmerzgrenze, fallen auf dem PC noch härter aus. So gab es während unserer Testsitzung jedes Mal beim Anklicken eines Speicherpunktes eine nicht weiter erklärbare Pause von mindestens zehn Sekunden, bevor wir uns überhaupt für einen Speicherstand entscheiden durften. Je weiter wir spielten, desto länger schien diese Warterei zu dauern. Immerhin hatten wir keine Sound-Bugs, worüber viele andere Spieler bereits seit der Veröffentlichung der US-Version letzten (!) Jahres klagen.

Fazit

Andreas Altenheimer - Portraitvon Andreas Altenheimer
Was ist hier passiert? Silent Hill Homecoming ist eigentlich kein schlechtes Spiel und präsentiert sich genau wie die Vorgänger im Rahmen eines stocklinearen Action-Adventures. Die Rätsel sind gut ausgedacht, erstmals erforscht ihr Szenarios außerhalb von Silent Hill und das Kampfsystem vereinfacht die vormals schwerfälligen Kämpfe deutlich. Doch die Story hat Double Helix Games grandios in den Sand gesetzt. Anfangs freut ihr euch über die neue Stadt und die Grundidee des mysteriösen Bruders, dem ihr ständig hinterherlauft. Doch nach und nach werdet ihr Zeuge einzelner Szenen, die einfach nur des Schockeffektes wegen da zu sein scheinen. Sie bringen die Geschichte keinen Meter weiter, weil sie mit dieser nichts zu tun haben. Völlig deplatzierte Splatter-Effekte, die auch noch Grund für die Zwangszensur und die späte EU-Veröffentlichung waren, erinnern eher an umstrittene Horrorfilme wie Saw oder Hostel. Es mag sich platt anhören: Double Helix Games hat ein gutes Action-Adventure, jedoch kein gutes Silent Hill entwickelt.

Überblick

Pro

  • hervorragende Soundkulisse
  • sehr gutes Rätsel-Design
  • weitgehend gutes Level-Design
  • überraschend komplexes sowie leicht steuerbares Kampfsystem
  • einige außergewöhnliche Licht- und Schatteneffekte
  • vielversprechende Story-Idee ...

Contra

  • ... deren Inszenierung enttäuscht
  • auffallend viele Story-Elemente, die keinen Sinn im Gesamtkontext der Serie ergeben
  • völlig unnötige, weil für Silent-Hill-Verhältnisse übertriebene Gore-Elemente
  • nervige Hin- und Herlauferei an manchen Stellen
  • Ladezeiten an der Schmerzgrenze
  • lieblose und verbuggte PC-Konvertierung

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