Test - Pro Evolution Soccer 2009 : Bekannte Stärken, bekannte Schwächen

Damit ist die Odyssee der Langeweile noch nicht vorbei: In den kommenden Matches wird mein Spieler zwei Mal zur Halbzeit eingewechselt (ich musste, insgesamt betrachtet, also noch ein Spiel total gelangweilt im Vorspulmodus betrachten), ich schieße insgesamt drei Tore und werde zwei Mal zum besten Spieler auf dem Platz gewählt. Das genügt dem Trainer aber nicht als Leistungsnachweis - im dritten Spiel finde ich mich erneut auf der Bank wieder. Bis zur 75. Minute. Viel zu spät, um noch etwas zu reißen.

Liebe japanische Entwickler: Wenn ich sehen will, dass mein stümperhafter Sturmkollege spielt, weil er der Sohn des Trainers ist oder wahlweise mit ihm eine Liaison hat, während ich - das Geschenk Gottes für diesen Drecksverein - auf der Bank schmore, dann kann ich auch gleich wieder bei meinem Dorfverein anfangen zu kicken. Kurios auch der weitere Werdegang: Nur ein Spiel später werde ich (völlig zu Recht, wenn es nach mir geht!) für die deutsche Nationalmannschaft nominiert, ohne auch nur ein Spiel in meinem Verein durchgespielt zu haben. Das alles hat weder Hand noch Fuß.

Und damit es im nächsten Jahr nicht schief geht, hier gleich meine Vorstellung, wie es laufen soll: Neben ersten Trainingsmatches gibt es auch Einzeltrainings, in denen nur bestimmte Fähigkeiten trainiert werden - geschafft ist es, wenn die gesteckten Ziele erreicht werden. Das könnte beim Freistoßtraining ein Treffer sein und beim Defensivtraining kein Gegentor zugelassen zu haben. Danach rückt man in die Mannschaft auf - solange man aber nicht spielt, muss man diesem öden KI-Gedödel auch nicht zuschauen. Von mir aus: zufallsgenerierte Highlights, wenn ich eingewechselt werde, damit ich auf dem Stand der Dinge bin. Und dann stellt mir bitte einen Trainer an die Seite, der etwas mehr davon versteht als Lothar Matthäus.

Erst mal anmelden

Auch in diesem Jahr kann man PES 2009 online spielen. Wer noch keine Konami-ID hat (Wer hat die schon?), der muss sich einem nervigen, Zeit raubenden und in unserem Falle sogar beim ersten Mal nicht funktionierenden Anmeldungsprozess stellen. Konami weiß, wie man es den Spielern vermiest, Spaß mit ihrem Produkt zu haben. Bis heute haben wir es nicht geschafft, eine Online-Partie über die PlayStation 3 zu starten. Eigentlich bezeichnend.

Den Onlinemodus haben wir dafür ausgiebig am PC getestet. Geboten werden 1on1 und (endlich wieder) 2on2. Beides mit Ranglisten oder als Freundschaftsspiel, insgesamt sehr solide. Partien lassen sich mit Gegnern, deren Ping nicht irgendwo bei 5.000 liegt, durchaus passabel spielen. Schade ist nur, dass man im Vorfeld nicht selektieren kann, dass man gegen solche Gegner gar nicht erst antreten möchte. Insgesamt ist der Kick online aber selbst mit Top-Pings zu zäh und schlecht kontrollierbar. Online macht das so keinen Spaß.

Obendrein gibt's auch den Legendenmodus als Online-Variante. Der erlaubt es euch, euren Spieler aus dem Werde-zur-Legende-Modus online fortzuführen. Wer in diesem Modus nicht schon auf halber Strecke eingeschlafen ist, der kann sich dieselbe Chose gerne noch mit Beteiligung anderer Spieler ausführlich anschauen.

So klingt die Hölle - auf Japanisch!

Und sonst? Hat sich nicht allzu viel getan. Die Grafik der Konsolenversionen ist auf dem Niveau vom Vorjahr - keine gravierende optische Optimierung sichtbar. Die Spielermodelle sehen an und für sich deutlich schlechter als bei FIFA 09 aus, dafür sind die Gesichter realer modelliert. Die Animationen wirken hakelig und hastig, besonders die Sprintanimationen sind unansehnlich, ganz zu schweigen davon, wenn man schnelle Richtungswechsel macht. Dafür sind die Jubelszenen und Zwischensequenzen sehr gelungen, besonders der Champions-League-Abspann wirkt sehr gelungen. Die PC-Version von Pro Evolution Soccer 2009 sieht nicht besser oder schlechter aus als die Konsolenpendants, ist aber insgesamt etwas oberhalb des Niveaus der PC-Version von FIFA 09 angesiedelt.

In puncto Akustik herrscht Himmel und Hölle: Während die Kommentatoren sich erfreulich zurückhalten mit ihren Analysen, ihr dummes Gewäsch also weniger nervig auftritt, sorgt der Japano-Trash-Techno als Hintergrundmelodie für Brechreiz. Der wird von den ekelhaften Billigsounds im Menü nur noch verstärkt. Kann mal bitte einer Konami sagen, dass das im aktuellen Jahrtausend kein Mensch auf dieser Erde cool findet? Danke!

Fazit

von Sören Lohse

Die PES-Community wird mich wieder mit fiesen Fanboy-Mails bombardieren, aber: Sorry Konami, das war nix. Während EA mit FIFA 09 auf den Konsolen mit Siebenmeilenstiefeln enteilt, scheint es, als sei bei der Pro-Evolution-Soccer-Reihe irgendwie die Luft raus. Grafik, Umfang, Multiplayer, Soundkulisse – alles deutlich schlechter als bei der Konkurrenz. Vom Gameplay her ist Konami noch immer vorn, der Vorsprung schmilzt aber schneller als die hiesigen Gletscher. Auf dem PC sieht die Situation etwas rosiger für PES 2009 aus. Grafisch liegt man hier leicht vor FIFA 09, der Onlinemodus funktioniert einen Tick besser und bietet mit dem 2on2-Modus auch mehr als die Konkurrenz. Daraus und aufgrund des hohen Modding-Potenzials resultiert die etwas höhere Wertung.

Überblick

Pro

• Champions-League-Lizenz
• mit ManU und Liverpool zwei starke Lizenzteams
• Gameplay nach wie vor unübertroffen
• Legende-Modus prinzipiell ganz nett
• Kommentatoren halten sich zurück
• tendenziell bessere Grafik als FIFA 09 (PC)

Contra

• Torhüter-KI nach wie vor mangelhaft
• keine deutschen Lizenzteams
• bleibt grafisch hinter FIFA 09 zurück (PS3, X360)
• Animationen zu hölzern
• nervige Japano-Sounds
• trashiger Soundtrack