Test - Pro Evolution Soccer 2009 : Bekannte Stärken, bekannte Schwächen
- PC
- PS3
- X360
FIFA 09 legte brachial vor: Erstmals seit Jahren erreichte der Kick von EA Sports wieder die 90-Prozent-Hürde, zumindest mit der Next-Generation-Variante des Spiels. Konami mit seiner Pro-Evolution-Soccer-Serie ist jetzt unter Zugzwang: Nach einem schwachen Auftritt im letzten Jahr soll Pro Evolution Soccer 2009 vieles besser machen. Wird es diesem Anspruch gerecht?
Pomatski kommt über den linken Flügel. Er sprintet die Außenbahn entlang, spielt eine lange Flanke auf den zweiten Pfosten. Dort wartet bereits Kmala, der den Ball direkt auf Kruger zurücklegt - und der knallt den Ball aus knapp sieben Metern mit voller Wucht in die Maschen. Geiles Ding! Jubel, Trubel, Heiterkeit. Zumindest bei den virtuellen Kickern im Stadion, bei den Kommentatoren und auch auf der Wohnzimmercouch.
Mit Pro Evolution Soccer 2009 ist endlich die diesjährige Version von Konamis Fußballsimulation erhältlich. Die haben sich nach dem verkorksten Vorgänger auf die Fahne geschrieben, einiges besser zu machen. Das merkt man auch sofort: Die Spielgeschwindigkeit hat insgesamt abgenommen, ohne aber an Dynamik zu verlieren. Die mangelhafte Keeper-KI wurde ausgebessert, wenngleich sie nach wie vor viele haltbare Bälle abprallen oder - noch schlimmer - passieren lässt. Immerhin hat die Anzahl der kapitalen Fehler abgenommen, ist insgesamt aber noch immer viel zu hoch. Allein im Testbetrieb kam es zu mehr als fünf Eigentoren, verursacht durch die tollpatschigen Kerle im Kasten.
Vom Gameplay her hat sich sonst nicht allzu viel geändert. Feintuning statt massiver Änderung, so lautet das besonnene Konzept der japanischen Entwickler. Es tut der Serie gut, die im letzten Jahr zu sehr in Richtung Arcade abgedriftet ist - zum Unmut vieler langjähriger Fans. Entwarnung können wir an dieser Stelle also schon jetzt geben. Schön auch die bekannte Stärke: Man kann drei Stunden spielen und doch sieht jedes Tor anders aus. Die zahllosen Varianten gefallen. Langweilig wird es so nie.
Sie sind die Besten
Auch einer anderen altbekannten Problematik hat man sich angenommen: den Lizenzen. Zwar sind keine neuen Ligen hinzugekommen, dafür konnte man sich aber die von EA ausgemusterte Champions-League-Lizenz sichern. Die optische Umsetzung wirkt gelungen: Beim Einmarsch ins Stadion werden die typischen Einspieler der Königsliga gezeigt, der Chor singt Tony Brittens Hymne - so kommt Stimmung auf. Schön auch die Idee, nicht nur den Turniermodus zu integrieren, sondern auch schlichte Freundschaftsspiele im Champions-League-Setting zu ermöglichen.
Das wäre alles super, klasse, lobenswert, wenn es da nicht ein Problem gäbe: Wer denkt, dank der neu erworbenen Lizenz könne man endlich mit dem FC Bayern oder Werder Bremen auflaufen, der irrt - erneut ist nicht ein deutscher Verein lizenziert. Auf die Stimmung drückt obendrein, dass die englischen Clubs (mit einigen Ausnahmen) ebenfalls lizenzfrei sind, keine Originalnamen und -trikots tragen. Immerhin sind die Spielermodelle echt und ohne Phantasienamen. Das allein reicht aber nicht, um die Stimmung bei einem Match zwischen Real Madrid und dem Chelsea-Abklatsch London FC zu halten.
Abseits der Champions League hat es Konami kaum geschafft, neue Lizenzen zu kaufen. Manchester United und der FC Liverpool sind die zwei bekanntesten Neulinge im Originalgewand, sonst gibt es aber kaum nennenswerte Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr. Gott sei Dank ist dafür wieder die Community aktiv, die zumindest am PC dafür sorgt, dass die Kicker in Originaltrikots auflaufen, was auf den erneut hervorragenden und erweiterten Editor zurückzuführen ist. Mit diesem lässt sich auch auf den Konsolen jedes popelige Detail ändern, vom Mannschaftswappen bis zur letzten Trikotfalte.
Legendär!
Konami hat sich noch einer weiteren Kritik aus dem Vorjahr angenommen: Den im Vergleich zu FIFA 08 zu wenigen Modi. Klar, die Meisterliga ist was Feines, aber an den Manager-Modus kam sie nie heran - daran ändert sich auch dieses Jahr nichts. Dafür gibt es mit dem Werde-zur-Legende-Modus nun ein Pendant zum Be-a-Pro-Modus. Ihr habt nur über einen Kicker auf dem Rasen die Kontrolle, alle anderen übernimmt die KI. Der Weg von der Ersatzbank zur Nationalmannschaft ist das Ziel. Coole Sache an sich, leider ist die Präsentation unbefriedigend.
Zunächst startet ihr als Neuling und müsst euch in Trainingsspielen beweisen. Nach drei Trainings rückt ihr auf die Ersatzbank auf. Dann kommt endlich das erste Spiel, an dem ihr teilnehmen dürft - mehr oder weniger. In meinem Fall sah das etwa so aus: Der Spieler saß auf der Bank und die einzige Interaktionsmöglichkeit bestand darin, die Spielgeschwindigkeit zu verdoppeln. Man kann sich nicht einwechseln, man kann nichts an der Strategie ändern, man kann auch den Trainer nicht anpöbeln. Konami, es kann doch nicht euer Ernst sein, den Spieler bei einem Match der KI zuschauen zu lassen?! Ohne die Möglichkeit, diese Glorifizierung des Gähnens überspringen zu können! Mir fehlt da die Kuranyi-Taste: Ein Druck genügt und schon ist man aus dem Stadion.
Kommentarezum Artikel