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Test - Mass Effect 2 : Auftrag ohne Wiederkehr?

  • PC
  • X360
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Bei der Konsolenversion funktioniert das mittels eines Radialmenüs, dessen Nutzung das Spiel pausiert. Die PC-Version verfügt über Hotkeys und ein Menü am unteren Bildschirmrand. Warum die beiden Versionen bei den Befehlen und Fähigkeiten unterschiedliche Systeme nutzen, will nicht ganz einleuchten, zumal das Radialmenü der Konsole die wesentlich elegantere Lösung darstellt. Speziell bei hohen Auflösungen wird das recht kleine PC-Menü nämlich in der Hetze des Gefechtes etwas fummelig.

Rollenspiel ohne großes Zahlenwerk

Missionen, Planetenerkundung und Kampf sind aber nicht alles. Wie bei Bioware üblich, wird im Spiel ein immenser Schwerpunkt auf die Dialoge gelegt. Wer in einem Spiel nicht viel Gerede hören will, ist bei Mass Effect 2 definitiv falsch. Die Dialoge bilden den eigentlichen Rollenspielpart, denn hier werden immer wieder Entscheidungen abverlangt, die über euer Verhältnis zu der Crew und den NPCs der Spielumgebungen entscheiden. Das wird unter anderem durch die Attribute „Abtrünnig" und „Vorbild" umgesetzt, die aus dem Vorgänger bekannt sind und jeweils neue Optionen bei den Dialogen bieten. Ihr könnt euch regelrecht austoben - einen auf harter Hund machen oder auf braven Kerl. Das ist echtes Rollenspiel fernab von Statistiken und Fertigkeiten.

Die Entscheidungen sind vielfältig. Versucht ihr es mit Diplomatie oder roher Gewalt? Hindert ihr ein Crew-Mitglied an einem Mord oder lasst ihr seiner Wut freien Lauf? Eure Entscheidungen haben immensen Einfluss auf die Beziehung zu euren Crew-Mitgliedern, deren Charaktere ungemein sorgfältig ausgearbeitet wurden. Selten erlebte man in einem Spiel derart unterschiedliche und dazu noch glaubwürdige und interessante Charaktere. Das übliche Schwarz-Weiß-Bild entfällt total, jeder der Charaktere zeigt interessante Facetten und durchaus auch eine Entwicklung innerhalb des Verlaufs der Geschichte, welche nicht wenig von eurem Verhalten gegenüber der Person abhängt.

Freunde, Feinde und Geliebte

Freundschaften sind ebenso möglich wie Liebschaften. Eine Entscheidung für eine Person bei einem Streit wiederum kann dafür sorgen, dass ein Mitglied eurer Crew nur noch das Nötigste sagt und macht. Die Art und Weise, wie Bioware diese Figuren zum Leben erweckt, ist einzigartig und die große Stärke des kanadischen Teams. Bioware schafft es tatsächlich, dass einen die Schicksale der Crew-Mitglieder ebenso wie vieler Charaktere im Rahmen der Missionen berühren, dass man Entscheidungen und deren Auswirkungen immer wieder überdenkt, dass einem die Figuren ans Herz wachsen und es einem förmlich einen Stich versetzt, wenn man einen von ihnen enttäuschen muss, weil die Situation es womöglich erfordert.

Statt 0815-Stereotypen erwarten uns also quasi Persönlichkeiten und eine Menge Dialoge. Diese sind nicht nur hervorragend ausgearbeitet, sondern erfreulicherweise auch gut übersetzt und nahezu durchgehend mit erstklassigen deutschen Sprechern versehen worden. Das Dialogsystem der Vorgänger wurde beibehalten. Schon während euer Gegenüber spricht, könnt ihr antworten, so dass die Gespräche nahezu nahtlos verlaufen und dazu noch mit unterschiedlichen Kameraperspektiven in Szene gesetzt werden. Und Gottseidank: Shepard hat eine Stimme! Wer bereits Dragon Age hinter sich hat, wird beim Spielen von Mass Effect 2 bemerken, wie wichtig es ist, dass Shepard nicht tonlos durch die Welt wandert.

Ebenso wichtig ist die visuelle Umsetzung. Bioware hat sich viel Mühe gegeben, die SciFi-Welten detailreich und mit viel Stimmung und Abwechslung zu gestalten. Allerdings gibt es immer wieder ähnliche oder sich wiederholende Objekte in den Missionsumgebungen. Zudem sind die Zwischensequenzen und Dialogszenen nicht frei von Fehlern. Immer wieder kommt es vor, dass sich Personen sprunghaft bewegen, durch Objekte warpen oder plötzlich unsichtbar werden. Dies kommt allerdings so selten vor, dass es nicht wirklich ins Gewicht fällt. Zudem versöhnt die ungemein detaillierte Darstellung der Charaktere nebst gelungenen Gesichtsanimationen - nur die Betonfrisuren sind ebenfalls wieder vorhanden.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Mutig, mutig, liebe Kanadier. Wer hätte damit gerechnet, dass Bioware so derart konsequent den Rotstift ansetzt und quasi das komplette Inventarsystem aus dem Spiel nimmt und das Fertigkeitssystem dermaßen ausdünnt. So wird Mass Effect 2 über weite Strecken eher zum Action-Adventure und Third-Person-Shooter mit solider Mechanik und ohne unnötige Längen. Aber keine Sorge, das Rollenspiel kommt nicht zu kurz, konzentriert sich aber merklich auf die Dialoge, Entscheidungen und Verhältnisse der Charaktere untereinander. Und das ist verdammt gut so, denn in der Beziehung liefert das Studio einmal mehr ein Meisterwerk ab, das zu jeder Sekunde fesselt und einen emotional alles andere als kalt lässt. Die Schicksale meiner Crew-Mitglieder berühren mich, sei es die hasserfüllte Jack mit ihrer einsamen Vergangenheit, der vom Gewissen gepeinigte Attentäter Thane oder der gezüchtete Kroganer Grunt ohne Clan und Familie. Neben der spannend und wendungsreich in Szene gesetzten Geschichte sind es vor allem die Schicksale der Charaktere, die Mass Effect 2 zu etwas Besonderem machen und einmal mehr beweisen, dass es derzeit kaum bessere Geschichtenerzähler gibt, als die Jungs aus Edmonton. Da stört es mich so gut wie gar nicht, dass der eine oder andere Aspekt der Spielmechanik etwas holprig daherkommt. Mass Effect 2 ist wie ein gutes Buch oder ein spannender Film, nur dass ich darin eine aktive Rolle spielen darf. Ich kann es schon jetzt kaum erwarten, endlich Teil 3 in den Händen zu halten.

Überblick

Pro

  • spannende Geschichte mit interessanten Wendungen
  • hervorragend ausgearbeitete Charaktere, die einem richtig ans Herz wachsen
  • tolle deutsche Sprachausgabe
  • erstklassige Dialoge
  • abwechslungsreiche Missionen
  • übersichtliches Charakter- und Upgradesystem
  • sehr ordentliches Kampfsystem
  • viel Entscheidungsmöglichkeiten
  • Import von Spielständen aus Teil 1 mit Auswirkung
  • schicke grafische Umsetzung

Contra

  • kleinere Bugs in den Dialogsequenzen
  • Deckungssystem zuweilen etwas holprig
  • abgespecktes Spielsystem wird nicht jedem Fan gefallen
  • sammeln von Rohstoffen ist viel Fleißarbeit und auf Xbox 360 sehr langsam
  • Umgebungen sehr linear

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