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Test - Manhunt : Manhunt

  • PS2
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Da auch die besten Schleicher gelegentlich entdeckt werden respektive es immer wieder Spielsituationen gibt, in denen ihr nicht darum herumkommt, mit der Tür ins Haus zu fallen, finden sich Painkiller in den Levelabschnitten verteilt, mit welchen ihr eure Lebensenergie auffrischen könnt. Da solche Schmerzstiller jedoch rar gesät sind, gilt es, den Konfrontationen nach Möglichkeit aus dem Wege zu gehen. Dies funktioniert am besten, indem ihr euch in den zahlreichen Schatten versteckt. Cash verschmilzt hier mit der Umgebung, so dass euch die Gegner selbst aus nächster Nähe nicht entdecken. Eine kleine Bildschirmanzeige am unteren Bildrand gibt dabei Auskunft, ob ihr gerade sichtbar seid oder eben nicht.

Ebenfalls hilfreich ist das - zumindest im einfacheren der beiden Schwierigkeitsgrade - eingeblendete Radar. Dieses zeigt euch alle Feinde in Sicht- beziehungsweise Hörradius an und gibt Auskunft über den eigenen Lärmpegel. Wer rennt, was manchmal der einzige Ausweg aus einer ansonsten aussichtslosen Situation ist, oder unbedacht über Kies oder Glasscherben läuft, erzeugt unweigerlich Lärm, auf welchen die Gegner reagieren. Je nachdem, ob sie euch nur gehört oder gar gesehen haben, steigt dann der Aufmerksamkeitslevel der Wachen. Während sie in der Regel recht faul durch die Gegend marschieren, durchsuchen sie bei Verdacht auch schon einmal dunkle Ecken und erkennen euch ab einer gewissen Entfernung selbst dann, wenn ihr euch im Schatten versteckt.

Gewalt und Brutalität
Gelingt es euch dagegen, durch vorsichtiges Annähern von hinten unbemerkt an eine Wache heranzuschleichen, könnt ihr diese geräuschlos via 'Stealthkill' ausschalten. Hierzu müsst ihr mit einer Nahkampfwaffe bis auf Griffweite an den Widersacher herankommen, um ihn dann durch Druck auf die X-Taste ins Jenseits zu befördern. Die Kamera zoomt bei solchen Sequenzen nah ans Spielgeschehen heran, um den hoffnungslosen Überlebenskampf eures Opfers untermalt mit allerlei Grafikfiltern aus verschiedenen Kamerawinkeln einzufangen. Wem diese Sequenzen, welche extrem realistisch animiert und vertont wurden, nicht brutal genug sind, hat zudem die Möglichkeit, den Tötungsakt in zwei Stufen auszubauen. Hierzu müsst ihr einfach die X-Taste einige Sekunden festhalten. Der Rahmen, der automatisch hinter einem Gegner erscheint, sobald ihr einen Stealthkill einsetzen könnt, verfärbt sich hier langsam von weis nach gelb nach rot. Wer fleißig und vor allem möglichst brutal seine Widersacher abmetzelt, erfreut damit nicht nur Regisseur Starkweather, sondern schaltet durch eine bessere Endwertung am Ende jedes Abschnittes diverse Extras und Bonuslevels frei. Diese zusätzliche Motivation, Gegner via 'Stealthkill' auszuschalten, ist dabei jedoch dringend nötig, da die stetig gleichen Animationsphasen auf Dauer sehr ermüdend wirken.

Während die künstliche Intelligenz eurer Widersacher in den Schleichabschnitten, welche den Großteil des Spiels ausmachen, nahezu hervorragend ist und stellenweise neue Maßstäbe im Genre setzt, scheinen die verschiedenen Gangmitglieder, sobald sie eine Schusswaffe in der Hand halten, ihr Gehirn ausgeschaltet zu haben. Ducken oder Ausweichen ist für sie ein Fremdwort. Doch vielleicht soll dies nur Ausgleich dafür sein, dass sich auch der Spieler innerhalb der streng linearen Levelstruktur nicht hinter Kisten ducken kann, geschweige denn selbst kniehohe Hindernisse überspringen darf. Auf der anderen Seite muss man den Entwicklern für die späteren Actionabschnitte danken, da das Spiel sonst noch monotoner ausgefallen wäre, als es so schon der Fall ist. Zwar überrascht die Handlung dann und wann mit einer interessanten Wendung oder witzigen Ideen, dennoch beschränken sich eure Aktionen meist auf Schleichen und Töten, so dass sich schon früh Routine einstellt. Da hilft es auch wenig, dass durch die Einschränkung des Inventars die taktische Komponente deutlich höher ausfällt als bei vergleichbaren Titeln. Wo Solid Snake aus 'Metal Gear Solid' genug Waffen mit sich rumschleppen kann, um einen persönlichen Kleinkrieg vom Zaun zu brechen, ist es James Cash nur gestattet, jeweils eine Waffe pro Typus im Gepäck zu haben. So läuft ihr im Idealfall mit einer Großwaffe wie beispielsweise der Schrottflinte herum, hab dazu noch ein Messer, einen Wegwerfartikel wie die schon erwähnte Plastiktüte, sowie einen Gegenstand, um Gegner abzulenken. Die Spanne an Utensilien reicht hier von Ziegelsteinen bis hin zu den abgetrennten Köpfen der Gegner.

Sprich mit mir
Besitzer des SOCOM-USB-Headsets, welches dem Sony-Taktikshooter beiliegt, können jedoch zumindest auf die Ziegelsteine verzichten. Verfügt ihr über die entsprechende Peripherie, dürft ihr Gegner via Zuruf ins Mikrophon anlocken oder erhaltet die Regieanweisungen von Starkweather nicht mehr über den Lautsprecher des Fernsehers, sondern wie auch James Cash im Spiel über den Knopf im Ohr. Hierdurch gewinnt der so schon atmosphärische Titel nochmals an Spannung und die eine oder andere innovative Spielsituation entsteht. Wer sich mühsam einem Gegner genähert hat und aus Erleichterung vor dem Stealthkill stark ausatmet, verflucht sich im selben Moment selbst.

Den Großteil der eben erwähnten Atmosphäre bezieht der Titel jedoch aus seiner technischen Präsentation. Zwar trüben verwaschene Texturen sowie ein recht geringer Polygoncount den optischen Eindruck, dennoch sieht 'Manhunt' deutlich besser aus als es beispielsweise die Screenshots vermitteln können. Das Design der Levels und vor allem eurer kranken Widersacher sind schlichtweg genial und untermauern Rockstars Bestreben, aus jedem ihrer Titel ein kleines Kunstwerk zu machen. Zudem lässt die stets flüssige Framerate den einen oder anderen grafischen Fauxpas verzeihen. Hinzu kommen noch nahezu perfekte Animationen, sowie ein optionaler 16:9-Modus.

Während die Grafik somit zwar nicht überragend, aber dennoch gut ist, gibt es beim akustischen Part absolut nichts zu meckern. Die Soundeffekte sind stellenweise schon unmenschlich realistisch und der einsetzende Herzschlag von James Cash in spannenden Situationen treibt auch den Puls des Spielers in ungeahnte Höhen. Zudem hat Rockstar erneut ein Meisterwerk in Sachen Sprachausgabe hingelegt. Ob nun die Unmengen an Sprachfiles für eure Gegner oder die beängstigenden Monologe von Starkweather, eine ähnlich hohe Qualität konnte man bis dato nirgends hören. Da ist es dann auch zu verzeihen, dass die hiesige Variante des Spiels nur mit deutschem Untertitel in die Läden kommt. Dass bei einem so hochwertigen Klangteppich, der wahlweise auch im feinsten Dolby ProLogic II ausgegeben wird, die Musik stimmt, versteht sich abschließend fast von selbst. Die Synthesizer-Klänge wurden hörbar von den Stücken des Kultregisseurs John Carpenter inspiriert und passen hervorragend zum düsteren Spielgeschehen.

 

Fazit

von Sven Mittag
Spieler unter 18 Jahren sowie Menschen mit schwachem Magen sollten definitiv die Finger von 'Manhunt' lassen. Rockstars Antwort auf 'Splinter Cell' und 'Hitman' überschreitet mehrfach die Grenzen des guten Geschmacks. Im Gegensatz zu ähnlich brutalen Titeln wie beispielsweise 'State of Emergency' versteckt sich hinter all den Gedärmen und dem Hektolitern an virtuellem Blut jedoch ein extrem spannendes und vor allem durchdachtes Spielprinzip. Zumindest in den Schleichszenen ist die künstliche Intelligenz eurer Gegenüber fast mustergültig und dank verhältnismäßig schnellen Gameplays kommen auch Zocker auf ihre Kosten, denen die Abenteuer von Solid Snake oder Sam Fisher bis dato zu gemächlich vonstatten gingen. Schade nur, dass sich die Abwechslung in Grenzen hält. Von einigen Minispielchen abgesehen sowie den späteren Schießpassagen spielt sich jeder Abschnitt gleich. Wem dies nichts ausmacht, wird jedoch bestens unterhalten und dürfte dank packender Atmosphäre dem Herzinfarkt wieder ein bis zwei Jahre näher gekommen sein.

Überblick

Pro

  • dichteste Atmosphäre eines Videospiels
  • einfache Steuerung
  • perfekte (englische) Sprachausgabe
  • hervorragende Soundeffekte
  • grafisch gut umgesetzt
  • witzige Einbindung des SOCOM-Headsets

Contra

  • extrem hoher Gewaltgrad
  • hoher Schwierigkeitsgrad
  • auf Dauer eintönig

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