Test - Manhunt : Manhunt
- PS2
Publisher Take 2 ist in den vergangenen Jahren mit Titeln wie 'Mafia', 'Max Payne' oder der 'Grand Theft Auto'-Serie zum Synonym hochwertiger Videospielkost mit erwachsenem Inhalt geworden. Nun scheint man mit 'Manhunt' die letzten moralischen Bedenken über Gewalt in Videospielen über Bord geworfen zu haben. Ob der Titel jedoch neben dem blutigen Schlachtfest auch spielerische Qualitäten mit sich bringt, verrät unser umfangreicher Testbericht.
Zum Tode verurteilt
Die Prämisse des Spiels ist dabei noch recht viel versprechend. Der Spieler schlüpft in die Haut von James Earl Cash, einem zu Tode verurteilten Schwerverbrecher. Anstatt jedoch in der Einleitungssequenz die Todesspritze zu erhalten, erwacht der alles andere als sympathische Titelheld in einem verlassenen Saal auf, wo ihn Lionel Starkweather, ein dekadenter Millionär via Lautsprecheranlage begrüßt. Dieser schildert Cash auch sogleich den Grund der unerwarteten Wiedergeburt. Starkweather dreht so genannte 'Snuff'-Videos, also Filme in denen echte Menschen auf brutalste Art und Weise exekutiert werden, und Cash ist sein neuer Star. Dieser durchstreift fortan Filmszene für Filmszene - also Level für Level - gejagt von immer groteskeren Psychopathen, korrupten Polizisten und im späteren Spielverlauf gar ehemaligen Eliteeinheiten des Militärs. Die Ausweglosigkeit von Cashs Situation wird dabei durch sein stark begrenztes Waffenrepertoire widergespiegelt: Während eure Widersacher meist gut ausgestattet sind, muss der Exsträfling auf all die Dinge zurückgreifen, welcher er in seiner direkten Umgebung findet, so dass schon einmal eine Glasscherbe oder Plastiktüte als Waffe herhalten muss.
Die Geschichte wird dabei in sehr atmosphärischen Zwischensequenzen vorangetrieben, wobei sich die interessante Handlungsvorgabe schon nach kurzer Zeit in Wohlgefallen auflöst und nur Rahmen für das extrem blutige Spielgeschehen bildet. Wer hier ethische Fragen oder ernste menschliche Abgründe sucht, ist an der falschen Adresse. Vielmehr stolpert Cash von einer ausweglosen Situation in die nächste und die Handlung, wenngleich erschreckend düster, verliert sich in stellenweise überspitzten Klischees.
'Wir garantieren 100% Befriedigung.'
Weniger überspitzt als vielmehr übertrieben ist dagegen der Gewaltfaktor des Titels. Die meiste Zeit versucht ihr euch ganz im Stealth-Stil vor den Widersachern zu verstecken, nachzuschleichen und dann im richtigen Moment brutal zuzuschlagen. Im Verlauf des Spiels köpft ihr eure Gegner gleich dutzendweise via Stacheldraht oder Machete, nur um ihre Schädel als Trophäen an eurem Gürtel zu befestigen, oder richtet eure Gegenüber auf immer neue, unmenschliche Art und Weise hin, wobei innere Organe und Blut nur so in Massen durch das Szenario spritzen. Ähnliche Spielsituationen mag es zwar schon in 'Grand Theft Auto' oder 'State of Emergency' gegeben haben, doch durch die deutlich realistischere Präsentation des Geschehens gehört der Titel nun jedoch definitiv nicht mehr in Kinderhände und auch erwachsene Spieler sollten es sich genau überlegen, ob entsprechende Situationen noch mit Spielgenuss zu vereinbaren sind.
Dass der Titel nicht für Kinderhände bestimmt ist, merkt man jedoch auch dem Schwierigkeitsgrad an. Werdet ihr in den ersten Missionen noch langsam ins Spielgeschehen eingewiesen, zieht der Anspruch schon bald extrem stark an, so dass ihr euch nur wenige Fehler erlauben dürft, bevor eine Szene fehlschlägt und ihr neuladen dürft. Der Frustfaktor wird zwar durch vereinzelte Speicherpunkte innerhalb der zwanzig Levelabschnitte etwas gemildert, dennoch dürften selbst alt gediegene Zocker gegen Ende die bis zu dreißig Minuten andauernden Einzelabschnitte immer und immer wieder in Angriff nehmen. Da freut man sich, dass sich zumindest die Ladezeiten nach einem unfreiwilligen Ableben als erfreulich kurz erweisen.
Die üblichen Verdächtigen
Die Steuerung des Third-Person-Spektakels ist dafür angenehm simpel ausgefallen. Via linkem Steuerkreuz bewegt ihr euren Protagonisten durch die Landschaft, während der rechte Analogstick zum Nachjustieren der frei drehbaren Kamera dient. Letztere verrichtet im Übrigen einen ordentlichen Job, mangels Rückstelltaste, mit welcher man die Perspektive sofort hinter Cash fixieren kann, kommt es dennoch gelegentlich zu leichten Übersichtsproblemen während der Kämpfe.
Seid ihr unbewaffnet, könnt ihr Gegner niederprügeln, wobei diese Variante, sich seiner Widersacher zu entledigen, nur in Ausnahmesituationen genutzt werden sollte. James Cash hält zwar im Genrevergleich recht viel aus, dennoch hat auch er in direkten Konfrontationen meist das Nachsehen. Entsprechend simpel gestalten sich diese Kampfeinlagen. Wer keine Taste drückt, blockt automatisch, während je ein Button für einen leichten und einen schweren Schlag reserviert wurde. Drückt ihr beide Knöpfe gleichzeitig, greift sich Cash seine Widersacher, um sie zu erwürgen. Während dieses Buttonsmashing schon leichte Erinnerungen an die 'Grand Theft Auto'-Serie wachruft, sorgt spätestens der Schusswaffeneinsatz für ein déjà vu bei all den Tommy Vercettis unter den PlayStation 2-Besitzern. Habt ihr einen der seltenen Schießkolben im Spiel gefunden, könnt ihr eure Widersacher mit der rechten Schultertaste ins Visier nehmen. Dank 'Auto-Aim' trifft dabei wirklich jeder Schuss, sofern nicht ein Hindernis die Kugel abfängt. Optional könnt ihr via linkem Analogstick manuell zielen, wobei hier die verschiedenen Trefferzonen bei den Gegnern ins Spiel kommen. Ein Kopftreffer sorgt so beispielsweise nicht nur für ein optisches Feedback, meist segnen die Gegner nach entsprechendem Treffer sofort das Zeitliche, wogegen Körpertreffer deutlich ineffizienter sind.
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