Test - The Lost Chronicles of Zerzura : Gefährlicher Erfindergeist
- PC
Obwohl, wie Monty Python bewiesen haben, die Spanische Inquisition durchaus Humorpotenzial hat, ist in Lost Chronicles of Zerzura nicht mit ihr zu spaßen. Das neue Adventure aus dem Hause Cranberry Production setzt nicht auf abgedrehten Humor wie Deponia, sondern auf ganz klassisches Abenteuer. Das wundert nicht allzu sehr, stammen doch aus demselben Stall auch Black Mirror 2 und 3. Cranberry Production hat angekündigt, dass Lost Chronicles of Zerzura ihr letztes Point-&-Click-Adventure werden soll.
Nobody expects the Spanish Inquisition!
Die Renaissance, eine Welt im Umbruch. Die Zeit von Leonardo da Vinci, aber auch die Zeit der Inquisition. Wer damals mit unstillbarem Erfindergeist gesegnet war, der lebte durchaus gefährlich. So auch die Brüder Feodor und Ramon, die gerade dabei sind, ein von ihnen erfundenes Fluggerät zu testen. Das geht nicht nur in die Hose, sondern lässt auch das Damoklesschwert der Inquisition über ihnen schweben. Während Ramon sich mit mysteriösen Artefakten beschäftigt, arbeitet Feodor schon an einem neuen Fluggerät.
Hierbei greift ihr ihm buchstäblich unter die Arme. In einem Minispiel müsst ihr am Reißbrett die Maschine konstruieren. Danach geht ihr ganz Adventure-typisch los, um die Baumaterialien zu besorgen. Diese Form von Rätselketten zieht sich durch das ganze Spiel. Lost Chronicles of Zerzura versteht es dabei ausgezeichnet, die Rätsel und auch Minispiele in die Geschichte zu integrieren. Das hat natürlich damit zu tun, dass der Protagonist Erfinder ist und derlei Probleme quasi sein täglich Brot sind. Im Grunde erstaunlich, dass diese Art von Helden so selten in Adventures zum Einsatz kommen.
Doch nicht nur der Beruf des Helden ist eine gute Wahl für dieses Adventure gewesen. Auch die Renaissance als Hintergrund bietet Möglichkeiten, die andere Epochen nicht bieten. Erste ernst zu nehmende Wissenschaften entstanden, an allen Ecken und Enden wurde geforscht und erfunden. Es war die Zeit der großen Entdeckungen, auch neuer Kontinente und neuer Wirtschaftssysteme. Die katholische Kirche, die sich von diesem Wandel zu Recht bedroht fühlte, hielt dem freien Geist der Zeit die Inquisition entgegen. Dieser ganz realistischen Bedrohung sind auch die Helden des Spiels ausgesetzt.
Doch Lost Chronicles of Zerzura macht hier nicht halt. Denn im Laufe des Spiels wird die Geschichte zusehends mystischer und bewegt sich auf dem unsicheren Boden von Legenden. Dazu kommen noch Korsaren und Beduinen und eine - leider etwas aufgesetzt wirkende - Liebesgeschichte. Das alles ist so gut aufgebaut und miteinander verwoben, dass es nicht eine Sekunde langweilig wird, der Geschichte zu folgen. Viele schon von Anfang an eingestreute Hinweise lassen später im Spiel immer wieder Aha-Erlebnisse aufkommen.
Rätsel im Spielfluss
Viel Mühe haben sich die Autoren auch bei der Entwicklung der Charaktere gegeben. Nach und nach werden immer mehr Hintergründe preisgegeben und so kristallisieren sich im Laufe des Spiels auch ihre Motivationen heraus. Im Zusammenhang mit der spannend aufgebauten Geschichte ergibt sich so ein stimmiges Ganzes. Das gilt auch für die Rätsel. Sie fließen wie selbstverständlich in die Geschichte ein. Dass das so gut funktioniert, hat zum einen, wie schon erwähnt, mit der Wahl eines Erfinders als Helden zu tun. Zum anderen ist der Schwierigkeitsgrad nicht allzu hoch angesetzt, sodass auch unerfahrene Spieler kaum Probleme mit der Lösung haben sollten.
Kommentarezum Artikel