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Special - Ahmet-Kolumne - Sexismus in Videospielen : Niemand hat recht

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    Gamer-Ahmet:

    Ich werde jetzt ganz ehrlich sein: Ja, das ist zu viel verlangt. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn die Publisher zukünftig Spiele veröffentlichen, die hundertprozentig den Bedürfnissen und Wünschen der Spielerinnen entsprechen. Ich unterstütze das ausdrücklich und ich wünsche mir, dass mehr Frauen in die Entwicklung von Spielen einsteigen, ihre Träume verwirklichen und politisch korrekte Spiele auf den Markt bringen. Womit ich aber ein Problem habe, sind die Moralkeule schwingende Idioten, die der Videospielindustrie Sexismus vorwerfen, aber mit Freuden Lieder von Arschwackelschnepfen wie Nicki Minaj, Miley Cyrus oder Beyonce hören. Die ganze Welt ist ungerecht, sexistisch und rassistisch und Kunst ist eben ein Spiegel der Gesellschaft.

    Frauen-Ahmet:

    Du gibst also zu, dass die meisten Videospiele sexistisch sind? Endlich!

    Gamer-Ahmet:

    Nein, das tue ich nicht. Videospiele sind ein wichtiger Teil der Popkultur und beschäftigen sich durch ihren zunehmenden Realismus immer mehr mit der Wirklichkeit. Das ist so wie mit Comedy. Eine Menge Comedians bringen uns mit Gags zum Lachen, die ein Spießer als sexistisch oder rassistisch abstempeln würde. Wir lachen nämlich am liebsten über Dinge, die eigentlich zum Heulen sind. Louis C. K. hat mal gesagt, dass man Vergewaltigung niemals rechtfertigen darf, außer wenn sich eine Frau weigert, Sex zu haben. Mit der absurden Behauptung wollte er eigentlich die Arschlöcher bloßstellen, die tatsächlich glauben, dass es Umstände gibt, die eine Vergewaltigung rechtfertigen. Kleinkarierte Feministinnen forderten dennoch seinen Kopf.

    Frauen-Ahmet:

    Witze über Vergewaltigung kann und will ich nicht tolerieren. Außerdem: Was hat das jetzt mit Videospielen zu tun?

    Gamer-Ahmet:

    Der Witz von Louis C. K. wirkt auf dich genauso frauenfeindlich wie manche Szenen in GTA V. Ich kann dir aber versichern, dass weder Louis C. K. noch die Jungs von Rockstar Games sexistisch sind. Vielmehr üben sie Gesellschaftskritik und zeigen Missstände auf, während sie uns unterhalten. Man muss halt zwischen den Zeilen lesen.

    Frauen-Ahmet:

    Was gibt es zwischen den Zeilen zu lesen, wenn in Red Dead Redemption eine wehrlose Frau brutal vor dem Saloon abgestochen wird?

    Gamer-Ahmet:

    Das soll dem Spieler vor Augen führen, dass Amerikas Wilder Westen nichts mit John Wayne oder Winnetou zu tun hatte. Das war Paradies und Hölle zugleich. Ein Menschenleben war keinen Pfifferling wert und das von Frauen noch weniger. GTA V zeigt übrigens, dass es dort heute nicht viel besser aussieht.

    Frauen-Ahmet:

    Hast du etwa gerade zwischen Menschenleben und Frauenleben unterschieden? Das ist für mich ein weiterer Beweis dafür, dass eine Diskussion auf sachlicher Ebene mit euch nicht möglich ist. Zudem konnten deine Argumente meine Vorwürfe nicht entkräften.

    Gamer-Ahmet:

    Meine Argumente konnten die Vorwürfe nicht entkräften, weil du dich weigerst, meine Argumente anzuerkennen. Ich könnte tonnenweise Argumente auffahren und du würdest immer noch sagen, dass …

    Frauen-Ahmet:

    … Frauen in Videospielen immer als eine Art Opfer oder Trophäe präsentiert werden? Natürlich werde ich das, denn schließlich ist das ein Fakt und Wörter können daran nichts ändern. Schon Prinzessin Peach war ein hilfloses Dummchen, das von Mario gerettet werden musste.

    Gamer-Ahmet:

    Du behauptest jetzt nicht wirklich, dass Nintendos Mario-Spiele sexistisch sind, oder?

    Frauen-Ahmet:

    Doch – ganz objektiv betrachtet.

    Gamer-Ahmet:

    Eine sachliche Diskussion ist tatsächlich nicht möglich, fürchte ich. Weißt du mittlerweile, warum Männer beim Abhängen lieber unter sich sind?

    Frauen-Ahmet:

    Weil sie dann ungestraft Chauvi-Sprüche reißen, furzen und rülpsen können.

    Gamer-Ahmet:

    Schon, aber das sind nicht die Hauptgründe. Eine Frau würde 90 Prozent der Gesprächszeit an sich reißen und jeden Anflug von Männerwohlsein im Keim ersticken: „Mein Chef ist so ungerecht zu mir. Meine Kollegin ist eine Schlampe! Ich muss abnehmen. Ich würde gerne Spanisch lernen. Blablabla …“

    Frauen-Ahmet:

    Also das ist ja absolut übertrieben und selbst wenn das stimmen würde: Sind Freunde nicht dafür da, Freud und Leid zu teilen?

    Gamer-Ahmet:

    Meine Güte. Männer und Frauen unterscheiden sich eben grundlegend. Man muss dem anderen Geschlecht doch auch etwas Freiraum lassen. Es ist wichtig, dass wir herumalbern und Gewaltspiele zocken können. Genauso wichtig ist es für Frauen, Probleme mitzuteilen oder mit Freundinnen zu lästern. Weißt du, was wirklich sexistisch ist? Dass Frauen von uns verlangen, die gesamte Welt nach ihren Wünschen zu gestalten. Na ja, nicht überall, denn in vielen Ländern werden Frauen tatsächlich noch unterdrückt. Da fällt mir ein: Wäre es nicht besser, sich für die Rechte dieser armen Frauen einzusetzen, statt darüber zu diskutieren, ob Watch_Dogs sexistisch ist oder nicht?

    Frauen-Ahmet:

    Gegen weibliche Genitalverstümmelung oder Steinigungen kann ich von hier aus ja nichts unternehmen. Doch wenn ich gegen Sexismus in Videospielen protestiere, ändere ich das Frauenbild in unserer Gesellschaft auf positive Art, und das wirkt sich dann letztlich auch auf den Rest der Welt aus. Ich bin mir aber auf jeden Fall sicher, dass keine Menschenseele davon profitiert, wenn in der Welt der interaktiven Unterhaltung die Frauenwürde mit Füßen getreten wird.

    Gamer-Ahmet:

    Ich glaube, Frauen werden Männer nie verstehen und umgekehrt ist es genau so. Warum lässt man die andere Seite nicht einfach machen? Ist es nicht egal, was jemand guckt oder spielt, solange er seine Mitmenschen – egal, ob Mann oder Frau – respektvoll behandelt? Ist es nicht egal, wenn wir in Videospielen den holden Retter mimen und Prinzessinnen befreien, solange wir in der Realität vor den Frauen kuschen?

    Frauen-Ahmet:

    Nein, das ist nicht egal.

    Gamer-Ahmet:

    Okay, ich hab’s wenigstens versucht. Ich geh jetzt in GTA V ein paar Prostituierte überfahren und versuche zu vergessen, dass diese Unterhaltung jemals stattgefunden hat.

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    Über den Autor

    Unser Kolumnist Ahmet Iscitürk schreibt seit 16 Jahren über Spiele und müsste deshalb schon längst für die andere Seite arbeiten - zum Beispiel als PR-Manager. Darauf hat er aber keinen Bock. Ebenso wenig möchte er YouTube-Videos machen, denn er ist zu fett für die Kamera. Das Schreiben ist seine einzige Fähigkeit und darum wird er mit den Fingern auf der Tastatur sterben. Sein Credo lautet: „Lebe deinen Traum, auch wenn der Traum scheiße ist.“ Seinen Untergang könnt ihr unter anderem auf Twitter live miterleben.

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