Preview - Halo Infinite : Der Master Chief in Top-Form
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Das ist echt gemein: Wir konnten schon mehrere Stunden der Kampagne spielen, dürfen vorerst jedoch nur über einen Bruchteil davon berichten. Also reißen wir uns zusammen und geben euch wenigstens einen kleinen Ausblick auf die umfangreichste Halo-Story aller Zeiten. Außerdem sagen wir euch, was die kürzlich gestartete Multiplayer-Beta drauf hat.
Zeta Halo, rund 18 Monate nach den Ereignissen von Halo 5: Guardians. Kein Fireteam, kein Spartan Locke, keine Cortana. Der Master Chief muss allein klarkommen – und sieht sich seiner bisher größten Herausforderung gegenüber: einer offenen Welt. Klar, schon seit ihren Anfängen bietet die Halo-Reihe ausgedehnte Areale und damit mehr Bewegungsfreiheit als andere Shooter. Doch Zeta Halo ist das mit Abstand größte Gebiet der Seriengeschichte.
Einer gegen alle
Über die Story wollen (und dürfen) wir an dieser Stelle sehr wenig verraten. Nur so viel: Der Master Chief sieht sich einer neuen Bedrohung gegenüber, in der besagter Halo-Ring eine zentrale Rolle zu spielen scheint. Gleich nach seiner Ankunft muss der legendäre Spartan einen von Grunts und Brutes belagerten Vorposten befreien. Mit Sturmgewehr und Pistole startet die Action, doch die Magazine sind angesichts der vielen Feinde schnell erschöpft. Also schnell den Nadelwerfer des gerade weggefegten Grunts geschnappt, noch eine Granate im Vorbeigehen mitgenommen und weiter geht die wilde Fahrt.
Dank eines neuen Spielzeugs ist der Chief agiler als je zuvor: Per Greifhaken am linken Arm schnellt er nach vorne, huscht hinter eine Deckung oder zieht sich Vorsprünge hinauf. Außerdem kann er sich damit rasch an einen Gegner heranziehen und ihm einen saftigen Hieb verpassen. Selbst herumliegende Knarren gelangen mit dem Werkzeug flugs in die kräftigen Hände des Spartan.
Nach der Befreiung stellt der Vorposten einen dauerhaften Nachschubpunkt für Waffen, Munition und Fahrzeuge dar. Mongoose oder Warthog werden per Luftfracht geliefert und sorgen dafür, dass die teils großen Entfernungen schneller überbrückt werden können. Ebenso schließen sich an den Stationen UNSC-Einheiten dem Kampf an und steigen zu John-117 in den Jeep, um ihn mit dem montierten Geschütz und ihren Gewehren im nächsten Kampf zu unterstützen.
Ein heißer Tanz
Das sind gute Voraussetzungen für den Angriff auf einen der großen Außenposten von Zeta Halo: Mit ihren hohen Mauern, Geschütztürmen, Scharfschützen und vielen Wachposten stellen sie selbst den mächtigen Master Chief vor eine Herausforderung. Der nutzt jede sich ihm bietende Deckung, um im Gefecht den eigenen Schild wieder aufzuladen und feuert mit allem zurück, was ihm unterwegs in die Finger kommt. Glücklicherweise sind Munitionskisten und mit Alienwaffen bepackte Stationen gut verteilt, so dass es niemals an Feuerkraft mangelt.
Zu leicht wird es aber nicht: Bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad zwingt die feindliche Übermacht John-117 das eine oder andere Mal in die Knie. Das liegt auch am unvorhersehbaren Ablauf: Gerade wenn man denkt, alle Feinde erledigt zu haben, schießt plötzlich eine Kapsel aus dem Himmel herab und entlässt zwei höchst aggressive Brutes, die den überraschten Spartan in Grund und Boden trampeln.
Nicht nur in solchen Situationen sind ständige Bewegung und der richtige Einsatz der Waffen der Schlüssel zum Erfolg. Jeder Gegner verfügt über eine Schwachstelle, sei es der ungeschützte Kopf oder eine Lücke im Plasmaschild. Andere wiederum können mit dem Greifhaken kurz betäubt und danach attackiert werden. Klappt es mit der Offensive nicht, zieht man sich kurz zurück und überrascht die Feinde wenige Sekunden später aus einer neuen Position – dank völliger Bewegungsfreiheit kein Problem.
Ist der Außenposten unter Kontrolle gebracht, lohnt es sich, das Gebiet nach Kisten mit Upgrade-Punkten abzusuchen. Mit ihnen lässt sich die Rüstung schrittweise verbessern: Beispielsweise steigt die Schildkapazität oder die Abklingzeit des Greifhakens verkürzt sich. Ebenso erhöhen abgeschlossene Aufgaben den Tapferkeits-Rang, der an befreiten Vorposten frische Marine-Typen, Waffen und Fahrzeuge verfügbar macht.
Abseits der Vor- und Außenposten trifft der Chief auf gestrandete Marines, die unter feindlichem Beschuss stehen. Nach kurzem und knackigem Kampf sind die UNSC-Truppen gerettet und schließen sich John-117 auf seiner nächsten Mission an. Etwas anspruchsvoller sind die hochrangigen Feinde mit ihren besonderen Waffen und Fähigkeiten, die ebenfalls an vielen Stellen auf der Karte ihr Unwesen treiben. Nebenher lassen sich noch zahlreiche Audio-Logs finden, die mehr über die Hintergrundgeschichte und Charaktere verraten.
Spielerisch hui, grafisch pfui?
Zu Beginn motivieren vor allem die dynamischen, perfekt spielbaren Kämpfe und die möglichen Verbesserungen dazu, sich mit den Vor- und Außenposten anzulegen. Zwingend ist das aber nicht: Wer mit weniger Kämpfen und ohne Upgrades auskommen kann, lässt die Nebenaufgaben links liegen und konzentriert sich voll und ganz auf die Kampagne. Dabei ist es übrigens von Vorteil, den Vorgänger Halo 5: Guardians zu kennen, um der Geschichte von Infinite problemlos folgen zu können.
Wie eingangs erwähnt, müssen wir uns in Sachen Details sehr bedeckt halten. Was also dürfen wir verraten? Auf jeden Fall, dass schon die ersten Hauptmissionen mit wechselnden Schauplätzen, fordernden Gegnern und mancher Überraschung große Lust auf mehr machen. Zudem stellen die Gänge eines mysteriösen Raumschiffs oder die Etagen eines riesigen Turms schöne Kontraste zur sonst offenen Welt dar, weil es hier auf engem Raum zur Sache geht – das erfordert eine etwas andere Taktik.
Akustisch spielt Halo Infinite stets groß auf. In den Kämpfen geht es schön räumlich und dynamisch zu. Die Gegner hören sich je nach Typ entweder bedrohlich oder urkomisch an – besonders die herumwuselnden Grunts haben einige sehr lustige Sprüche drauf. Und wenn die choralen Gesänge samt typisch epischer Halo-Themen ertönen, bekommt man gleich eine Gänsehaut.
Der derzeit einzige Wermutstropfen ist die Grafik, denn ein Vorzeige-Titel auf der Xbox Series X|S ist Halo Infinite nicht. Das wird vor allem in der offenen Spielwelt deutlich: Von den Wiesen und Bäumen über die Felshänge und Flussläufe bis hin zu den feindlichen Festungen fallen Detailgrad und Texturqualität mittelmäßig aus. Vieles wirkt glatt und wenig organisch, dazu kommen regelmäßige Pop-ups und nachladende Elemente. Innenräume machen aufgrund feiner Lichteffekte und intensiver Kontraste zwar mehr her, können aber ebenfalls nicht darüber hinwegtäuschen, dass Halo Infinite insgesamt ein wenig altbacken aussieht.
Rot gegen Blau
Für alle spielbar ist bereits der kostenlose Multiplayer-Modus, der vor wenigen Tagen als Beta in seine erste Season startete. Und auch hier bleibt man den Wurzeln der Reihe treu: Bei Schlagworten wie Schilde, Fahrzeuge, Granaten und Springerei weiß jeder Halo-Kenner sofort, was Sache ist. Gespielt werden entweder beschauliche 4v4-Varianten auf kleinen Karten oder 12v12-Partien in größeren Arealen. Nach dem Zufallsprinzip geht es dann in Modi wie Showdown (Team Deathmatch), Capture the Flag, Hamstern (Energiemodule sammeln) oder Totale Kontrolle (Zonen einnehmen).
Zum klassischen Ansatz gehört auch, dass Entwickler 343 Industries auf freischaltbare Waffen und Talente verzichtet. Zu Rundenbeginn und nach dem Respawn starten alle stets mit Sturmgewehr und Pistole. Wer etwas anderes nutzen möchte, muss es an festgelegten Punkten auf dem Schlachtfeld einsammeln oder erledigten Gegnern abnehmen. Genauso reißt man herumstehende Fahrzeuge wie Warthog oder Wraith an sich, die mit ihren Geschützen heftigen Schaden anrichten können.
Im Vergleich zu anderen Mehrspieler-Shootern mag das Konzept fast überholt anmuten, doch in der Praxis sorgt es für faire und frustfreie Begegnungen. Die Balance ist erstklassig, weil alle mit den gleichen Voraussetzungen an den Start gehen. An der Geschwindigkeit der Spielersuche sowie der allgemeinen Verbindungsqualität gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Somit machen allein das spielerische Vermögen und die Kenntnis der Karten den Unterschied aus. Besteht trotzdem mal keine Lust auf Online-Schlachten mit und gegen Fremde, zieht man einfach ein privates Spiel auf. Dafür stehen mehrere vorgefertigte Varianten bereit, zu denen sich die eigenen Freunde einladen lassen.
Während die Beta spielerisch bereits sehr viel richtig macht, entpuppt sich der damit verbundene Season Pass noch als Baustelle. Grundsätzlich können sowohl im Gratis- wie auch im zehn Euro teuren Premium-Bereich allerlei kosmetische Extras wie Farben, Visiere oder Emotes erspielt werden. Allerdings fallen die XP-Belohnungen aktuell derart mickrig aus, dass es extrem lange dauert, um einen neuen Rang zu erreichen und damit einen weiteren Gegenstand freizuschalten. Nach deutlicher Kritik seitens der Community hat 343 Industries aber bereits angekündigt, das System zu überarbeiten.
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