Special - Gothic 3 : Special
- PC
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AP: Nun zu etwas völlig anderem: Die ersten beiden Teile haben sich im Ausland ja nicht wirklich durchsetzen können, speziell in Amerika lief nicht viel. Wollt ihr mit dem dritten Teil mehr darauf hinarbeiten, auch international Fuß zu fassen?
MH: Auf jeden Fall, nur unser Problem ist halt, um international erfolgreich zu sein, braucht man - gerade wenn man aus Deutschland kommt - auch einen internationalen Publisher, der international die PR macht und das Ding vertreibt. Unser derzeitiger Publisher hat in Deutschland einen guten Job gemacht, ist aber international auch auf Kooperationen mit eingesessenen Partnern angewiesen, weil dort keine eigenen Strukturen vorhanden sind. Der Erfolg hängt also letztendlich davon ab, ob wir entsprechende Partner finden, die auch wirklich interessiert daran sind, das Spiel in die Läden zu bringen. Darauf haben wir als Entwickler allerdings keinen Einfluss, das ist alles Sache unseres Publishers.
AP: Wie war denn generell das Feedback aus dem Ausland?
MH: Wir haben gerade in Europa und dem Ostblock in unheimlich vielen Ländern 'Gothic' verkauft, aber natürlich nur in relativ kleinen Stückzahlen. Unser Problem ist vor allem der nordamerikanische Markt, wo nicht sehr viel ging, was unter anderem wohl auch daran lag, dass das Spiel dort über ein Jahr nach Fertigstellung erst auf den Markt gekommen ist und dazu noch recht unbekannt war. Zudem ist die Grafik in den USA ein nicht unwichtiger Faktor, und wenn dann, wie gesagt, ein Jahr zwischen Fertigstellung und Veröffentlichung liegt, davon wird die Grafik ja nun nicht gerade besser. Aber das größte Problem ist halt, dass das Spiel im US-Markt nahezu unbekannt war, obwohl ich glaube, dass es schon eine Menge Spieler da drüben gibt, die sich dafür interessieren würden. Wir haben einige Male mitbekommen, dass Spieler nach 'Gothic' gefragt haben, aber das Spiel nirgends kaufen konnten. Da hat dann einfach das Angebot gefehlt. Aber ich glaube schon, dass wir dort noch einiges erreichen können.
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AP: Mal deine Meinung generell zum Thema Rollenspiele. Im Bereich der klassischen Einzelspieler-Rollenspiele bewegt sich zur Zeit ja nicht wirklich viel, sieht man mal von 'Dungeon Lords' oder 'The Elder Scrolls' ab. Denkst du, das ist ein genereller Trend, dass diese Art von Spielen rückläufig ist, oder liegt es auch daran, dass Entwickler grundsätzlich den Aufwand und das Risiko solcher Spiele scheuen? Das Interesse an klassischen Rollenspielen scheint ja weiterhin da zu sein, wenn man sich drüben das Feedback zu 'Elder Scrolls: Oblivion' anschaut.
MH: Ich denke das hat mehrere Gründe. Momentan schießt sich alles auf MMORPGs ein, wobei naturgemäß die meisten sicherlich versagen werden.
AP: Ist ja auch logisch, es ist ja ein langsam wachsender
Markt mit immensem Angebot, wodurch sich viele Produkte um vergleichsweise
wenige Spieler streiten.
MH: Richtig, und wir selbst haben in dem Bereich keine Erfahrung. Wollten wir uns in dem Genre also einklinken, würden wir die ganze Firma aufs Spiel setzen. Wir haben unsere Nische gefunden, denke ich, wir haben in Deutschland sehr viele Fans und darauf werden wir weiter aufbauen. Wir werden also diese Schiene erst mal weiterfahren und uns dann nach 'Gothic 3' wieder Gedanken machen, wie es weiter geht. Aber zurück zur Frage – wie gesagt, zum einen denke ich, dass viele halt die Online-Schiene für lukrativer halten, zum anderen, dass eben viele den Aufwand scheuen, einen derart umfangreichen Titel zu entwickeln, der dann Spielen wie 'Morrowind' standhalten muss, um nicht unterzugehen. Das ist schon ein ganzes Stück Arbeit und das kann meiner Meinung nach auch schnell mal in die Hose gehen. Wir kennen es aus eigener Erfahrung, als wir damals mit 'Gothic 1' angefangen haben, dachten wir auch, wir kennen uns aus, wir wissen Bescheid, und haben nachher drei Jahre an dem Ding gesessen und rote Zahlen eingefahren. Wir haben erst mit 'Gothic 2' das Defizit ausgleichen können, das uns 'Gothic 1' eingebracht hat, und sind dann etwa auf plus/minus Null gewesen. Das hat insgesamt fünf Jahre gedauert und ist ein durchaus normaler Prozess, wenn man eine Firma gründet. Man muss sich dann aber auch die Frage stellen: Wer will das machen? Die meisten Entwickler haben ihre Bereiche, aus eben den genannten Gründen, und neue Entwickler müssen schon extrem viel Arbeit hineinstecken und eine ordentliche Portion Glück haben.
AP: Und ein finanzstarker Partner gehört auch dazu, wir
leben ja nicht mehr in Zeiten, in denen Spiele mal eben in der heimischen
Garage von zwei Mann programmiert werden.
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MH: Richtig, und das Umfeld muss nun einmal stimmen. Niemand ist mehr bereit, solch ein Risiko einzugehen und auf lange Zeit zu investieren. Die Investitionszeiträume werden immer kürzer und ebenso die Gier nach Profiten in möglichst kurzen Zeiträumen. Um solch ein Projekt von Null an auf ein Niveau zu bringen, welches 'Gothic' derweil hat, muss man mindesten fünf Jahre in Kauf nehmen. Und dann kann man noch nicht mal sicher sein zu Beginn der eigentlichen Produktion, ob das Ding auch ein Erfolg wird und sich der Aufwand rentiert.
AP: Und dann kommt sicherlich auch noch hinzu, dass viele
Entwickler ihre Verträge mit großen Publishern haben und
mehr oder weniger auf Auftrag produzieren.
MH: Das kommt noch hinzu, es gibt so gut wie keine freien Entwickler mehr und was die großen Publisher wollen, ist klar.
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