Test - Game of Thrones : Viele Worte, wenig Spiel
- PC
- PS3
- X360
Dialoge spielen, wie schon erwähnt, eine wichtige Rolle, blähen das Spiel zuweilen aber auch mächtig auf. Bei den Umfangsangaben von 25 bis 30 Stunden sollte klar sein, dass davon rund ein Drittel auf die Dialoge entfällt, wenn man diese nicht überspringt. Der Rest besteht aus Herumlaufen und Kämpfen. Da es sich um ein Rollenspiel handelt, verfügt Game of Thrones über ein Charaktersystem. Selbiges besteht aus drei Klassen für jeden der beiden Hauptcharaktere. Mors agiert wahlweise mit Zweihandwaffe, zwei Einhandwaffen oder Einhandwaffe und Schild. Alester mit Einhandwaffe, Einhandwaffe und Schild oder Bogen respektive Armbrust. Ab einem gewissen Zeitpunkt kommen jeweils noch drei Spezialisierungen hinzu, die aber keine Vielfalt bringen, sondern die gewählte Rolle im Grunde nur noch mal mit passiven Fertigkeiten verstärken.
Jede der beiden Figuren verfügt über einige Grundattribute, die nach und nach hochgesetzt werden können. Hinzu kommt eine Latte an aktiven und passiven Kampffähigkeiten nebst besagten Spezialfähigkeiten. Großartige Varianz dürft ihr nicht erwarten, wer die Hauptgeschichte nebst Nebenquests abarbeitet, wird über kurz oder lang alle Fähigkeiten nutzen können. Des Weiteren verfügen beide Charaktere noch über eine Spezialität mit verschiedenen Skills. Im Falle von Mors ist das sein treuer und potthässlicher Hund, den ihr im Kampf befehligen könnt, der aber auch per Knopfdruck aktiv gespielt werden kann, um Spuren bestimmter NPCs zu verfolgen oder einzelne Gegner von hinten im simplen Button-Mashing aus der Welt zu schaffen. Alester hingegen kann gut mit Feuer umgehen und ganz nebenher versteckte Objekte oder Zugänge entdecken, die durch leichtes Wabern der Luft angezeigt werden. Alles in allem nette Ideen, aber sehr unspannend umgesetzt.
Qualvolles Kampfsystem
Das Kampfsystem gibt sich äußerlich komplex. Es gibt verschiedene Rüstungstypen, die für bestimmte Waffen mehr oder weniger anfällig sind, ebenso wie unterschiedlich starke Gegner. Da Feinde meist in Gruppen auftauchen, klingt es also grundsätzlich erst mal sinnvoll, selbige in taktisch kluger Reihenfolge zu erledigen. Hinzu kommen die durchaus zahlreichen Fähigkeiten, die per Knopfdruck im Zeitlupenmodus genutzt werden können. Bis zu drei Angriffe dürft ihr dabei „programmieren“. Klingt zunächst nicht dumm, entpuppt sich aber als äußert holprig umgesetzte Angelegenheit. Zum einen reicht es völlig, zunächst die schwächeren, dann die starken Gegner zu eliminieren. Zum anderen spielen Fähigkeiten, mit denen ihr Gegner unterbrecht oder zu Boden stoßt, eine derart starke Rolle, dass der Rest trotz verschiedener Synergien nahezu überflüssig wird. Ein paar Fähigkeiten weniger, das Ganze etwas balancierter und durchdachter und die Umsetzung mit etwas mehr Schmackes – das wäre schön gewesen.
Hinzu kommt, dass trotz aller Elemente und Fähigkeiten die Kampfergebnisse oft sehr zufällig wirken und bei gleichen Aktionen mitunter völlig unterschiedliche Ergebnisse herauskommen. Insgesamt hat das Kampfsystem die Dynamik eines leck geschlagenen Öltankers und wirkt genauso schwankend. Alles erscheint irgendwie träge, nicht wuchtig, nicht durchdacht. Und die fast schon lächerlich anmutenden Finisher-Sequenzen nach einem kritischen Treffer hätte man sich glatt sparen können. Ein weiteres Ärgernis sind die zuweilen katastrophale Kameraführung im Kampf sowie die speziell auf Konsole fummelige Steuerung, die uns immer wieder mal in die Tischkante beißen ließ. Das Bedienen der mehrschichtigen Radialmenüs funktioniert auf den Konsolen nicht sonderlich flüssig, die Leisten der PC-Version sind da wesentlich benutzerfreundlicher.
Damit ihr noch etwas zu basteln habt, lassen erledigte Gegner gern Beute fallen, hinzu kommen Kisten und Truhen sowie eine Menge Krempel, der einfach so in der Gegend herumliegt. Entsprechend könnt ihr eure Helden mit Waffen, Rüstungen, Ringen und Phiolen für Tränke, Gifte und brennende Substanzen ausstatten. Auch das wirkt mitunter schlecht ausbalanciert, da ihr mit etwas Glück und Geschick immer wieder an etwas zu starke Waffen gelangen könnt. Insgesamt zeigen sich Kampf- und Fähigkeitssystem ebenso wie die Ausrüstung als etwas undurchsichtig. Hier wäre weniger deutlich mehr gewesen, denn Cyanide hat zwar guten Willen gezeigt, sich aber über weite Strecken mächtig verzettelt.
Hässliches Konsolenbiest
Spielerisch ist Game of Thrones somit alles andere als eine Offenbarung, Gleiches gilt für die technische und visuelle Umsetzung. Um es hart zu sagen: Auf PlayStation 3 und Xbox 360 ist Game of Thrones eines der hässlichsten Rollenspiele der aktuellen Konsolengeneration. Detailmangel, Matschtexturen, Clipping-Fehler, Tearing und viele andere Macken lassen die zumindest noch ordentlich gestalteten Charaktere mit ihrer leider hölzernen Mimik schnell in Vergessenheit geraten. Auf PC ist der Anblick etwas erträglicher, aber weit entfernt von aktuellen Standards im Rollenspielbereich.
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