| Es ist Abend - wo legen wir an? |
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Aufgrund der Steuerungsprobleme, die etwas an die Steuerung des aktuellen ’Tomb Raiders’ erinnern, holt sich Nathaniel auch ab und an eine Beule, da er schnell mal vor Wände oder Bäume rennt. Der zweite Steuermodus ist der Schiffsmodus. Hier könnt ihr euer Segelschiff aus nahezu jedem erdenklichen Winkel sehen, ranzoomen oder um das Schiff mit der Kamera fahren. Außerdem könnt ihr in eine Kanonen-Egosicht schalten, um die gegnerischen Schiffe manuell anzugreifen. Warum diese vielfältigen Kamerasteuerungen auf dem Landweg nicht benutzt werden können, ist ein Rätsel. Sollte sich die Führung eures Kapitäns trotz anfänglicher Frustmomente in euren Fingern eingebrannt haben, könnt ihr euch auf das Wesentliche konzentrieren und auch die schöne Grafik bestaunen.
| Sie wollte um Fünf zum Date erscheinen. Und nun? |
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So stell ich mir Urlaub vor
Ä hnlich dem Steuerungsmodus gibt es auch in Sachen Grafik zwei Seiten zu betrachten. Zum einen wären da die verschiedenen, meist recht kleinen Inseln, auf denen ihr mit eurem Schiff anlegen könnt. Selten könnt ihr auf der Xbox eine liebevoll und stimmig gemachte Flora bewundern. Gräser wiegen sich sanft im Wind, Schmetterlinge fliegen um euch herum und das saftige Grün der Vegetation bringt euch den Hauch von Karibikurlaub ins heimische Wohnzimmer. Auch das Wasser und die Licht-, und Schatteneffekte wissen absolut zu gefallen. Leider wird das grafisch opulente Flair durch zwei unangenehme Dinge gestört. Die Innenausstattungen der Häuser sind sehr trist und karg gestaltet und sehen in jeder Stadt nahezu gleich aus. Und ein stellenweise äußerst unangenehmes Ruckeln erinnert an PC-Zeiten, als noch die veraltete Grafikkarte im Rechner steckte. Zum anderen währe noch der Segelmodus zu erwähnen. Die schlicht gehaltene 2D-Karte, auf der ihre eure Inseln ansteuert oder feindliche Schiffe, hätte ruhig noch ein wenig aufgepeppter sein können. Der eigentliche Gefechts- und Segelmodus hingegen entschädigt wieder für gewisse grafische Defizite. Wenn ihr von Kanonenkugeln getroffen werdet, zerfetzen diese euer Segeltuch oder eure Takelage. Holz splittert und die Matrosen rennen verzweifelt über Deck. Egal, ob ihr die Aktionen von Weitem oder aus der Nähe betrachtet, es sieht alles sehr detailliert aus und wird nicht pixelig.
| Das Maximum eures Charakterlevels. |
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Und auch beim Sound ist 'Fluch der Karibik' so zwieschneidig wie ein Piratensäbel. Auf der Habenseite verbucht der Titel eindeutig die stimmige musikalische Untermalung. Diese bleibt permanent im Hintergrund und drängt sich trotz recht schnell wiederholender Stücke nicht negativ auf. Auf der negativen Seite befindet sich die Sprachausgabe. Zwar wurde das Karibik-Abenteuer komplett lokalisiert, aber außer einigen wenigen Sprachsamples kommt nichts aus den Lautsprechern, so dass man sich größtenteils mit den recht umfangreichen Textboxen begnügen muss. Ich muss zugeben, dass ich anfangs des Öfteren nachgesehen habe, ob meine Boxen richtig angeschlossen sind, da in jedem durchschnittlichen Konsolentitel heutzutage mehr gesprochen wird. Wenn man bedenkt, dass euch die unterschiedlichen Figuren mit zum Teil recht witzigem Akzent begrüßen, hätte hier mehr Sprache zur Atmosphäre beigetragen.
'Fluch der Karibik' ist eine zweischneidige Sache, die reichlich sowohl positive als auch negative Aspekte zu bieten hat. Es stellt sich unweigerlich die Frage, ob sich eine Reise in die Karibik lohnt, und wenn ja, für wen. Zum ersten Teil kann ich nur ein dickes 'Ja' antworten. Dank der Spieltiefe, gelungen miteinander vermischten Genres, großer Spielfreiheit und schöner Landschaftsgrafik wird 'Fluch der Karibik' nicht nur Seebären Spaß machen. Die Steuerung und die Tatsache, dass zu Beginn eurer Reise Nathaniel noch sehr schwach ist und ihm oft das virtuelle Lebenslicht ausgepustet wird, dürften allerdings gerade Genreneulinge abschrecken. Fortgeschrittene und Profis, die nicht durch die anfänglichen Frustmomente den Controller in die Zimmerecke werfen, werden spätestens nach dem nötigen Aufleveln des Charakters viel Freude in den karibischen Gewässern und Inseln finden.
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