Test - Final Fantasy 1-3 Pixel Remaster : Würdiges Retro-Final-Fantasy
- PC
Wie oft lässt sich ein und dasselbe Spiel verkaufen? Fragt Square-Enix! Allein vom ersten Final Fantasy erscheint immer mal wieder eine neue Version, die entweder das NES-Original emuliert oder grafisch sowie musikalisch leicht aufgepeppt ist. In der Vergangenheit sorgten die Unterschiede oftmals für Groll unter den Fans, weil sie billig wirkten und den Charme des Klassikers verwässerten. Doch mit den Pixel Remasters scheinen die Japaner endlich das zu liefern, was sich ihre Fans wünschen.
Final Fantasy 1: Am Anfang war ...
Die Saga von Final Fantasy beginnt mit einer vergleichsweise banalen Story: Vier Helden begeben sich auf den Weg, um die Prinzessin des Landes zu befreien. Danach reisen sie von einem Ort zum nächsten und retten die Welt vor einem niederträchtigen Dämonen namens Chaos.
Auch spielerisch wirkt der erste Teil aus heutiger Sicher bieder: Ihr besucht Städte, redet mit deren Bewohnern, erforscht Höhlen und Tempel, verprügelt Hunderte von Monstern und levelt gleichzeitig eure vier Mann/Frau starke Party auf. Dazu stehen euch natürlich viele Waffen, viele Rüstungen und viele Zaubersprüche zur Verfügung.
Diese Schlichtheit hat auch 2021 noch ihren Reiz, denn Final Fantasy fühlt sich die meiste Zeit unbeschwert und unkompliziert an. Es ist das ideale Oldschool-Rollenspiel für Einsteiger, insbesondere dank der speziellen Vorzüge der Pixel-Remaster-Edition. Im Gegensatz zum Original von 1987 könnt ihr jederzeit speichern und das Aufleveln dank Vorspultaste beträchtlich beschleunigen. Dann agieren eure vier Helden einfach mit den Aktionen, die ihr zuletzt befehligt habt – bis ihr gewinnt oder die Steuerung wieder auf manuell schaltet.
Es sei vorweg verraten, dass diese Features auch in Final Fantasy 2 Pixel Remaster sowie Final Fantasy 3 Pixel Remaster vorhanden sind. Das gleiche gilt für die Galerie mit ihren hübschen Artworks oder der Musikbox, in der ihr euch die Soundtracks der Spiele in Ruhe anhören könnt.
Final Fantasy 2: Das große Problemkind der Serie
Könnte das erste Final Fantasy kaum mehr Standardkost bieten, so stellt der erste Nachfolger (der ursprünglich nur für das japanische Famicom erschienen ist) eine radikale Abkehr dar. Das Spiel beginnt mit einem dramatischen Kampf, der sich nicht gewinnen lässt, und konzentriert sich auch danach auf eine vergleichsweise packend inszenierte Geschichte. Schließlich übernehmt ihr diesmal eine Gruppe von vier Rebellen, die einen bösen Imperator bezwingen wollen.
Im Gegensatz zum Vorgänger (und überhaupt den meisten japanischen Rollenspielen) steht euch recht früh ein Großteil der Spielwelt zur Verfügung. Dies ist zum einen für Neulinge verwirrend, weil sie sich leichter verlaufen können. Zum anderen solltet ihr sehr regelmäßig abspeichern, da bestimmte Regionen mit übermächtigen Kreaturen bevölkert sind. Solltet ihr gerade zu Beginn eures Abenteuers auf sie stoßen, dann sind eure Überlebenschancen gleich Null.
Damals wie heute höchst umstritten ist das eigenwillige Levelsystem: Statt wie gewohnt Erfahrungspunkte zu sammeln und eine Stufe nach der anderen aufzusteigen, verbessert ihr beispielsweise die Stärke eines Charakters durch Angreifen, die Magiefähigkeit durch Zaubern oder die Lebensenergie durch das Einstecken von gegnerischen Treffern. Dabei ist die Chance für einen Bonus gegen mächtigere Gegner größer als gegen einfache.
All das macht Final Fantasy 2 eigentlich zum schwersten Teil der Serie – wenn ihr nicht plump schummeln könntet, indem ihr euch einfach selbst verprügelt. Dann schießt insbesondere eure Lebensenergie steil in die Höhe und ihr könnt euch relativ schnell eine schlagkräftige Truppe antrainieren.
Abschließend sei noch erwähnt, dass das System auf der Game-Boy-Advance-Umsetzung beruht und ihr deshalb nicht wie in der Ur-Version Fähigkeiten verlieren könnt (zum Beispiel nahm dort die Intelligenz eines Charakters ab, sobald er an Stärke gewann).
Final Fantasy 3: Auf der Suche nach dem richtigen Job
Zum Glück vollzog Squaresoft anno 1990 mit Final Fantasy 3 eine weitere Kehrtwende: Der Entwickler warf das letztlich nicht gut durchdachte Levelsystem in den Mülleimer und erfand für den dritten Teil die sagenumwobenen Jobs. Ihr beginnt genau genommen mit vier sogenannten Zwiebelrittern, die bereits nach wenigen Spielminuten zwischen verschiedenen Berufen wie Kämpfer, Mönch oder Schwarzmagier wechseln können.
Jeder Job besteht aus komplett anderen Stärken und Schwächen, was zudem das Tragen von Waffen, Rüstungen oder das Nutzen von Zaubersprüchen beeinflusst. Je weiter ihr in der Geschichte vorankommt, desto mehr originelle Berufe wie der Karateka, der Geomant oder der Schamane stehen zur Wahl.
Leider blieb auch dieser Teil lange Zeit den Japanern vorbehalten und wurde im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern nie für die PlayStation oder den Game Boy Advance adaptiert. Erst 2006 erschien weltweit ein komplett überarbeitetes 3D-Remake für Nintendo DS, das später für weitere Systeme wie PC oder PlayStation Portable umgesetzt wurde. Final Fantasy 3 Pixel Remaster ist demzufolge die erste Neuauflage mit altmodischer 2D-Grafik, die sowohl ins Englische als auch ins Deutsche übersetzt wurde.
Weil die Idee mit den Jobs weiterhin höchst motivierend ist, raten wir in jedem Fall zum Kauf des dritten Teils. Die Geschichte ist zwar weiterhin etwas bieder und leidet insbesondere unter der Profillosigkeit der vier selbst erstellten Protagonisten. Aber dafür stimmt das Leveldesign, und die komfortable Speicherfunktion korrigiert den einzigen spielerischen Schwachpunkt des Originals, worin ihr nämlich in einem Dungeon nirgends speichern durftet.
Pixel-Schönheiten
Kommen wir nun zur entscheidenden Gemeinsamkeit, die alle drei Teile vereint: der Präsentation. Dabei könnte die Bezeichnung „Pixel Remaster“ kaum treffender sein: Die Spiele sehen wie die verschollenen Super-Nintendo-Adaptionen aus, die es nie gegeben hat. Das liegt vor allem an der herrlich satten Farbwahl und dezent eingesetzten Spezialeffekten wie beispielsweise transparente Rauchschwaden oder dreidimensionale Flüge über die Landkarte, die an alte Mode-7-Spielereien erinnern.
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Leider hat sich Square-Enix drei Fehler erlaubt, die ärgerlicher kaum sein könnten. Der eine betrifft einen handfesten Bug, der auch knapp zwei Wochen nach offiziellem Release nicht behoben ist: So mancher PC-Besitzer klagt über flackerndes oder gar fehlendes Wasser, wobei uns das Problem insbesondere in Final Fantasy 2 aufgefallen ist. Schuld daran soll ein altbekanntes Problem der Unity-Engine sein, das mit der länderspezifischen Schreibweise von Kommazahlen zusammenhängt und ausgerechnet deutsche Windows-10-Versionen betrifft.
Ebenfalls sehr ärgerlich ist das extrem starke Tearing, gleichwohl es nur im Vollbildmodus in Erscheinung tritt. Und zu schlechter Letzt müssen wir den bemerkenswert unpassenden Schriftsatz erwähnen, der dank seiner hohen Auflösung überhaupt nicht zur Pixelgrafik passt und das ansonsten fabelhafte Retro-Feeling stört.
Dafür sind wir von den famosen Soundtrack-Arrangements restlos begeistert, deren Qualität selbst die zahlreichen Studio-Alben übertrifft, die im Laufe der letzten 30 Jahre veröffentlicht wurden. Sie demonstrieren die kompositorische Stärke von Nobuo Uematsus Frühwerken und kommen dank hochwertigem Orchestersounds voll zur Geltung.
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