Test - Far Cry 4 : Déjà-vu
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Vor zwei Jahren erlebte Jason Brody auf einer tropischen Insel den ultimativen Horrortrip. Nun schickt euch Ubisoft nach Kyrat. Kein Paradies, eher genau das Gegenteil, das von Pagan Min seit vielen Jahren mit harter Hand regiert wird. Als Ajay Ghale in seine Heimat zurückkehrt, um die Asche seiner verstorbenen Mutter zu verstreuen, findet er sich mitten in einem Bürgerkrieg wieder. So unterschiedlich die Ausgangssituation im vierten Teil auch ist, das Erlebnis wurde fast eins zu eins reproduziert.
Ajay Ghale muss ziemlich von sich überzeugt sein, sonst wäre er nicht einfach so zurück nach Kyrat gereist, um den letzten Wunsch seiner Mutter zu erfüllen. Diese abgelegene Region im Himalaja ist seit der Machtübernahme von Pagan Min ein Krisenherd, wie es im Buche steht. Herrscher Min geht mit der Bevölkerung nicht sonderlich zimperlich um. An der Grenze wird Ajay auch sofort vom extravaganten Diktator in Empfang genommen. Es stellt sich heraus, dass der Nachname Ghale in Kyrat eine Menge Wert ist. Doch nicht nur Min hat Interesse an dem Amerikaner, auch eine Fraktion namens "Goldener Pfad" buhlt um die Gunst von Ajay.
So beginnt Far Cry 4 ziemlich stürmisch. Nicht nur der Protagonist im Spiel muss sich rasch mit der für ihn fremden Situation anfreunden, auch ihr müsst schnell schalten, was aufgrund des hohen Erzähltempos gar nicht so einfach ist. Das ist schade, denn ehe ihr's euch verseht, ballert und meuchelt ihr eine ganze Battaillon von Regierungstruppen über den Haufen. Wo Ajay gelernt hat, mit Waffen umzugehen, zu schleichen und Leute hinterrücks zu erstechen, steile Felswände zu besteigen oder diverse Fahr- sowie Flugzeuge zu bedienen, wird nicht klar. Er betont die ganze Zeit nur, dass er eigentlich nur die Asche seiner Mutter zu Lakshmana bringen möchte.
Der innere Konflikt?
Da war Jason Brody im letzten Teil etwas glaubhafter. Auch wenn Ajay relativ schnell den Dreh raushatte, wie man Menschen tötet, und großen Gefallen daran fand, nimmt er alles irgendwie locker hin. Generell dümpelt die Story von Far Cry lange vor sich hin. Pagan Min taucht nach seinem ersten Auftritt für lange Zeit ab und meldet sich höchstens im Radio oder klingelt bei euch durch. Interessanter ist da schon die Lage beim Goldenen Pfad. Da kämpfen gleich zwei Personen um die Führung der Rebellion. Amita ist die erste Frau, die der Gruppierung beitrat, und kämpft seitdem um Anerkennung. Sabal achtet sehr auf die Tradition und Kultur der Fraktion. Das führt zu Konflikten.
Genau hier spielt Far Cry 4 in der Kampagne seine Stärke aus: Immer wieder müsst ihr euch auf eine von beiden Seiten schlagen und beeinflusst so das Machtgefüge. Das wirkt sich auf die Missionsstruktur sowie die Handlung aus - nicht in entscheidendem Maße, aber genug, um euch bei der Stange zu halten. In Abwesenheit von Pagan Min ist das auch bitter nötig. Seine Handlanger sind nicht besser. Sie spielen immer nur kurzzeitig eine etwas prominentere Rolle, bevor sie wieder verschwinden.
Jedoch ist es nicht so, dass Ubisoft keine interessanten Charaktere auffährt. Gerade eure Auftraggeber sind durch die Bank abgedrehte Typen, zum Beispiel der predigende Waffenhändler Longinus. Außerdem tauchen auch ein paar alte Bekannte aus dem dritten Teil wieder auf. Sie alle wurden von tollen deutschen Synchronsprechern vertont. Ein zweiter Story-Strang ist in einer mystischen Fantasy-Welt angesiedelt. Ihr übernehmt die Kontrolle über Kalinag, der auf der Suche nach Shangri-La ist. Nur mit einem Bogen bewaffnet kämpft ihr gegen schaurige Krieger. Glücklicherweise steht euch ein edler weißer Tiger zur Seite, den ihr auf Kommando auf die Feinde hetzen könnt. Beide Handlungen werden mit der Zeit immer enger verwoben.
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