Special - Formula 1 2009 : F1-Fahrer Buemi über Rennsport und Videospiele
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GW: Kannst du auf dieses kommende F1-Projekt von Codemasters irgendwie Einfluss nehmen und Profiratschläge beisteuern?
SB: Ich werde hin und wieder in das Office von Codemasters in England reisen. Die Entwickler werden mir dort das Spiel zeigen und wenn ich etwas beisteuern kann, werde ich dies natürlich tun. Ich werde mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halten.
GW: Im Zusammenhang mit Rennspielen hört man immer wieder, dass Rennsportler mit Videospielen trainieren, um sich die Strecke, die Kursdetails und die Ideallinie einzuprägen. Ist das bloß ein Klischee oder stimmt das wirklich?
SB: Fast alle F1-Teams verfügen über einen Simulator. Ich bin dieses Jahr häufig im Simulator gesessen, da ich ja erst acht oder neun Strecken kannte. Mit einem Videospiel können wir aber immerhin schon einmal vorab eine erste Idee von dem Kurs erhalten. Zum Beispiel wie schnell wir eine Kurve ungefähr nehmen können oder wo man bremsen soll. Das sind kleine Sachen, die aber immerhin dafür sorgen, dass wir zwei bis drei Runden weniger auf der realen Strecke trainieren müssen. Der Simulator von Red Bull ist aber natürlich praktisch, weil er die ganzen Daten von Fahrer und Motor direkt auswertet. Das Videospiel ist also längst nicht so nahe an der Realität wie ein Simulator, aber es ist auf jeden Fall etwas Brauchbares für den Einstieg.
GW: Zockst du außer Rennspielen noch andere Titel auf den Konsolen?
SB: (lacht) Ich spiele zurzeit das aktuelle Guitar Hero. Aber ich habe insgesamt einfach wenig Zeit, um wirklich intensiv Videospiele zocken zu können.
GW: Wie schaut es bei anderen F1-Fahrern aus? Gibt es in dieser Zunft viele Videospielanhänger?
SB: Ja, es gibt einige. Natürlich ist nicht jeder F1-Profi ein Videospiel-Fan, aber gerade die jungen Fahrer sind wohl so ziemlich alle große Spiele-Fans. Wie auch bei mir ist die fehlende Zeit das große Problem der F1-Profis.
GW: Du hast erwähnt, dass fast jeder Rennstall heutzutage über einen Simulator verfügt. Wie ähnlich ist dieser Simulator einem F1-Videospiel?
SB: Es ist eigentlich nicht vergleichbar. Der Simulator verfügt über ein richtiges Cockpit, man sitzt richtig wie in einem F1-Boliden darin. Man trägt einen Helm. Das Cockpit selbst bewegt sich wie in der Realität - fast wie in einem Helikopter-Simulator. Man kann es also kaum vergleichen. Aber die Entwickler der Simulatoren arbeiten zuweilen mit der Videospielindustrie zusammen. Ich weiß das zum Beispiel von Red Bull. Da kommt es dann natürlich zu einem Austausch, der auch den Spielestudios hilft. So entstehen immer realistischere Videospiele.
GW: Spielst du ein Rennspiel auf einer Konsole eigentlich lieber mit dem Lenkrad oder greifst du eher zum Standard-Controller?
SB: Ich habe das Lenkrad als Steuereinheit lieber. Mit einem Lenkrad kann man genauer steuern, es ist näher an der Realität und es fühlt sich einfach besser an. Ich spiele aber ansonsten einfach mit dem, was es gerade vor Ort gibt. (lacht)
GW: Zurück zum realen Rennsport: Wie siehst du die Formel 1 in den nächsten fünf Jahren?
SB: Ich hoffe, dass die neuen Teams der kommenden Saison bleiben und sich etablieren können. Die Kosten dürften sich in den nächsten fünf Jahren weiter nach unten bewegen, was gerade für die kleineren Teams ein Vorteil sein wird. Nur so werden wir weiter 26 Wagen am Start haben können. Und ich hoffe natürlich für mich, dass ich weiter erfolgreich mitfahren und für ein Top-Team Punkte holen werde.
GW: Wen siehst du als härtesten Konkurrenten für die kommende Saison?
SB: Schwierig zu sagen. Vettel wird sehr schnell sein. Button bei McLaren könnte eine sehr starke Saison fahren. Alonso bei Ferrari ebenfalls. Ferrari hat ja schon im August aufgehört, den Wagen für die 2009er-Saison zu verbessern, und die ganze Energie in den Boliden für das nächste Jahr gesteckt. Ferrari wird also bestimmt ganz groß zurückkehren. Wir werden sehen. Für uns ist es einfach wichtig, dass wir regelmäßig in die Punkte kommen.
GW: Hoffentlich sehen wir dich auch mal auf einem Podestplatz!
SB: Das wäre natürlich optimal. Aber im Moment ist es noch ein bisschen zu früh, darüber zu sprechen. Wir wissen ja noch nicht, wo wir im Vergleich zu den anderen Teams stehen.
GW: Was hältst du vom neuen FIA-Präsidenten Jean Todt?
SB: Ich denke, Jean Todt ist gut für die Formel 1. Es gibt niemanden, der Rallye, LeMans und Formel 1 so gut kennt wie er. Das Präsidentenamt in der FIA ist ein sehr mächtiger Posten und ich bin der Meinung, dass Jean in der kurzen Zeit bereits sehr viel erreicht hat. Ich bin überzeugt, dass er seine Arbeit besser erledigen wird als Mosley.
GW: Hast du einen Tipp für die Jugendlichen, die selbst gerne ein F1-Profi werden möchten?
SB: Am besten beginnt man mit Go-Kart, dann kleinere Meisterschaften fahren, um wenn möglich bei Formel BMW oder Formel Renault anzutreten. Nicht zu vergessen: Man muss bald einen Sponsor finden ... oder der Papa muss viel Geld in den Taschen haben! (lacht)
GW: Danke für das Interview und viel Erfolg für die kommende Formel-1-Saison!
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