Test - Enslaved: Odyssey to the West : Absolut kein Horrortrip
- PS3
Filmreife Erzählkunst
Das Spiel dreht sich vor allem um Monkey, den ihr selbst steuert, seine Gefährtin Trip und die Beziehung der beiden ungleichen Charaktere zueinander. So ist es wundervoll zu beobachten, wie die beiden, von einer Zwangspartnerschaft ausgehend, immer mehr zusammenwachsen. Oder wie die unerwarteten Ereignisse sie durchbeuteln. Oder sie sich gegenseitig wieder aufbauen, wenn mal wieder alles schiefgeht.
Das wird nicht etwa banal in Szene gesetzt, sondern mit einer erstaunlichen Subtilität, die sich in Gesten oder Blicken oder auch nur der Körperhaltung der Charaktere in den Zwischensequenzen ausdrückt. Und durch die sehr gute Sprachausgabe. In der deutschen Version kann vor allem Monkeys Sprecher überzeugen - Trip klingt zuweilen etwas zu aufgesetzt. Die englische Version ist in der Hinsicht fast schon meisterhaft. Dazu kommt ein gefühlvoller Soundtrack.
Ergänzt wird das durch sehr gelungene Gesichtsanimationen. Die hübsche Trip mit ihren strahlenden Augen weckt den Beschützerinstinkt des Spielers, während der Klotz Monkey nach und nach immer mehr seine weiche Seite zeigt. Die Beziehung der beiden im Spiel zu beobachten, ist ein Hochgenuss und ganz großes Kino, zumal die Entwickler es schaffen, haarscharf an allen Klischees vorbeizurudern. Eine derart sensible und einfühlsame Darstellung von Charakteren sieht man wahrlich selten in einem Videospiel. Man kann letztendlich gar nicht anders, als die beiden ins Herz zu schließen.
Im Westen wenig Neues
Das Spiel an sich liefert im Grunde typische Elemente des Genres: Kampf, Erkundung, Kletterpassagen und eine Handvoll Rätsel. Erfreulicherweise zeigen diese Komponenten in Summe eine sehr ausgewogene und abwechslungsreiche Mischung, ohne dass ein Part überzogen wird. Zusammen mit der Erzählstruktur und den superben Zwischensequenzen ergibt sich daraus eine Mixtur, die nur selten Durchhänger hat und nie langweilt. Und das, obwohl spielerisch durchaus nichts Herausragendes geboten wird. Positiv stechen hingegen die Interaktionsmöglichkeiten mit Trip hervor.
Die haben es in sich, denn auch wenn Trip von der KI gesteuert wird, ist sie ein wertvoller Sidekick und bringt einige interessante Spielelemente mit. Bei Kletterpassagen nehmt ihr die Dame mitunter auf die Schulter oder werft sie über Abgründe und sucht euch einen alternativen Weg. Sie scannt eure Umgebung nach Feinden und schafft Ablenkung, damit ihr ohne Beschuss an Gegner herankommt, während ihr durch Gebrüll dafür sorgt, dass sie nicht beschossen wird. Sie bedient Schalter und Hebel, um mit euch zusammen Rätsel zu lösen. Oder sie heilt euch, wenn Not am Monkey ist. Ihr habt eingeschränkt die Möglichkeit, Trip über ein Radialmenü zu befehligen, was im Spiel ohne Fehl und Tadel vonstattengeht.
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