Test - Death Stranding : Mega-Test: Unbedingt lesen vor dem Kauf
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Fazit
Mit Death Stranding, so Hideo Kojima, habe er ein neues Genre erfunden, und, das muss man ihm lassen, es ist ihm tatsächlich gelungen. Death Stranding verfolgt eine kreative Gameplay-Vision, wie sie in dieser Kompromisslosigkeit vermutlich noch nie ein Entwickler zuvor gewagt hat. Es ist ein extrem mutiges Experiment und ein außergewöhnliches Spiel geworden. Doch ist es auch ein gutes Spiel geworden?
Nun, zunächst einmal: Death Stranding macht es einem nicht leicht, es zu mögen. Tatsächlich tut es alles, um genau das zu verhindern. Es ist sperrig. Es ist störrisch. Es ist eitel. Und wenn es endlich irgendwann aufhört, einem einfach nur derbe auf den Sack zu gehen, ist es über weite Strecken schlicht und ergreifend unfassbar langweilig.
Doch Death Stranding ist kein Spiel, das Spaß machen will. Es ist Kojimas radikale Vision von einem Kunstwerk, das sich lediglich als Spiel tarnt. Death Stranding will es nicht jedem recht machen, zweifellos ist es kein Spiel für die breite Masse. Es will euch bewusst triezen und herausfordern, es nicht mehr als Spiel zu begreifen, das sich dem profanen Vergnügen verschreibt, sondern als experimentelles Gameplay-Kunstwerk wahrgenommen werden, das mit euch als Spieler spielt - und nicht umgekehrt.
Wer sich darauf einlassen kann, der muss Death Stranding irgendwann als einzigartige Erfahrung wertschätzen und Kojima für seinen Mut bewundern. Freiwillig spielen würde ich Death Stranding jedoch niemals. Die ersten zehn Stunden waren für mich die reinste Qual. Eine störrische Steuerung, Sammelobjekte und Hol-und-bring-Quests: all die Sachen, die in anderen Spielen nur faule Spielzeitstrecker oder Unzulänglichkeiten darstellen, werden hier zum zentralen Spielkonzept erklärt. Death Stranding klingt wie eine einzige große Schnapsidee.
Doch wenn die nervtötenden Passagen irgendwann endlich weniger werden, entfaltet es in seiner Mischung aus meditativem Walking-Simulator und der außerordentlich originellen Multiplayer-Komponente seinen spröden Charme und eine merkwürdige Faszination, die zwar immer noch nicht mit Spaß gleichzusetzen ist, vor dessen einzigartiger Mischung aus mutigem Gameplay-Experiment, Open-World-Erfahrung, Survival-MMO, prätentiösem Sci-Fi-Anime und sperrig-abstraktem Kunstwerk man aber zweifellos den Hut ziehen muss.
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Wer Spiele auf derlei Weise betrachtet, der kann und muss Death Stranding dafür bewundern. Für alle anderen dürfte es als selbstgefälliges Scheitern eines Spiele-Superstars in die Geschichte eingehen, der sich nur noch um den Horizont seiner eigenen Kreativität und Fanboys dreht und dabei sein Publikum mittlerweile komplett aus dem Blick verloren hat. Dieses Vorgehen damit zu rechtfertigen, dass man es „Kunst“ nennt, darf nicht als Totschlagargument dienen. Oder für alle, denen die obigen Ausführungen zu hochgestochen klingen: 50 Stunden habe ich gebraucht, um Death Stranding durchzuspielen. So etwas wie Freude hatte ich dabei nur ganz, ganz selten.
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Überblick
Pro
- außergewöhnliches Spielkonzept
- einzigartiges, experimentelles Gameplay-Kunstwerk
- extrem kreativer Onlinemodus
- Kojima-typisch surreale Geschichte
- phänomenale Grafik, die absolut Alles aus der PS4 herausholt
- perfektes Performance-Capturing mit namhaften Hollywoodstars
- begnadetes Art-Design und World-Building
- das beste Audiodesign seit der Erfindung von R2-D2
Contra
- gewagt: störrische Steuerung als grundlegende Spielmechanik
- doppelt gewagt: wandern, sammeln, bringen als zentrales Spielkonzept
- wenn es nicht nervt, langweilt es über weite Strecken einfach nur
- viele Spielmechaniken überflüssig
- banale Action- und Stealth-Passagen
- prätentiöses Storytelling, das sich mehr durch Wichtigtuerei als dramaturgische Raffinesse hervortut
- Kunstwerk, das um seiner selbst Willen und nicht als unterhaltsames Spiel geschätzt werden will
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