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Test - Drakensang : Bröckelt der Thron von Gothic?

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'Das schwarze Auge' mal wieder: Es ist stolze zwölf Jahre her, als das letzte Rollenspiel mit 'DSA'-Regelwerk die PC-Systeme unsicher machte. Damals endete eine recht beliebte, aber auch schwer zugängliche Trilogie. Selbst die strengeren Kritiker Deutschlands zückten immerhin 70er-Wertungen, ergo wird es Zeit für ein Revival. Dieses heißt ’Drakensang’, kommt von Radon Labs und will klassisches Design mit moderner Zugänglichkeit vereinen.

Die Sehnsucht nach alten Tugenden

Früher war alles besser. Logisch, sagt jeder, also wird es auch stimmen. Spaß beiseite: Wir leben in einer Zeit, in der Retro immer häufiger als Revolution gefeiert wird. Alte Tugenden bei Konzept und Spiel-Design werden nicht einfach ausgegraben, sondern fachgerecht in die Neuzeit verpackt. Auch 'Drakensang' ist von solch einem Vorhaben nicht weit entfernt, allerdings sind viele der geliehenen Tugenden gar nicht mal so alt.

Da wäre das Kampfsystem: Rundenbasierend und Echtzeit zugleich, wie geht das? BioWare hat es mehrfach vorgemacht und 1998 mit 'Baldur's Gate' angefangen. Sobald des Spielers Party auf einen oder mehrere Gegner stößt, wird im Prinzip Runde für Runde gewürfelt. Nur merkt ihr davon nichts, denn die Runden laufen automatisch sowie in Echtzeit ab. Wer wann angreift, ob der Schlag gelingt oder die Defensive des Gegners standhält, das hängt von den Attributen der Charaktere ab. Weil dies gleichzeitig hektisch und anspruchsvoll ist, darf jederzeit pausiert werden. In der Pause könnt ihr in aller Ruhe neue Befehle verteilen, welche erst dann ausgeführt werden, wenn die Charaktere wieder am Zug sind.

Oder nehmen wir mal das Level-Design: Das könnte sowohl grafisch als auch spielerisch kaum stärker an ein typisches Fantasy-Rollenspiel mit Mittelalterflair erinnern. Egal, ob grüne Wälder, verschlafene Dörfer, braune Sümpfe, dunkle Höhlen oder eisige Berge, die Entwickler graben ganz tief in der Klischeekiste und verpacken all dies so gut, dass es kaum etwas ausmacht. Ganz im Gegenteil, Kulisse und Szenerie sind vielleicht das Highlight von 'Drakensang'.

Das richtige Ambiente

Das liegt gar nicht mal so sehr an atemberaubenden Grafikeffekten oder einer aufwändigen Technik. Die beiden Art-Directors Silvio Ullrich und Marcus Koch wissen einfach, wie eine Fantasy-Landschaft auszusehen hat. Ein ähnlicher Effekt stellt sich beim Charakter-Design ein: Die Figuren funktionieren einfach, egal, ob es ihr Aussehen, ihr Verhalten oder ihren Bezug zur Story betrifft.

"Geschichte" ist ein gutes Stichwort: Der eigens erstellte Hauptcharakter ist zunächst auf der Suche nach seinem Freund Ardo vom Eberstamm, stolpert unweigerlich in einen Kriminalfall, wird zum Streiter der Drachenqueste berufen und muss am Ende natürlich die Welt vom Übel befreien. Wirklich und so richtig überraschend ist keiner der Plot-Aufhänger, aber deren Verknüpfung ist recht clever in Szene gesetzt.

Insgesamt ist die Story von 'Drakensang' genauso klassisch, wie es sich klassische Rollenspieler wünschen: Sie tritt nie so weit in den Vordergrund, dass das eigentliche Spiel dabei zu kurz kommt. Aber sie erfüllt ihren Job als Rahmenhandlung mehr als genug und sorgt für das richtige Eckchen Atmosphäre.

Natürlich seid ihr nicht lange alleine unterwegs, denn zum klassischen Spielsystem gehört eine Party, bestehend aus vier Männern oder Frauen. Auf euren Reisen trefft ihr zehn potenzielle Mitstreiter, welche allesamt ihr eigene Geschichte erzählen sowie sehr unterschiedlich zu spielen sind, dank Klassen und Rassen. Das schafft in jedem Fall den notwendigen Ausgleich für den selbst gebastelten Helden, egal, ob der auf Nahkampf, Fernkampf oder Zauberei ausgelegt ist.

'DSA' für jedermann

Das bringt uns zur Balance des Spieles, welche den Spagat zwischen einfach und schwierig erstaunlich gut schafft. Dabei hängt der Schwierigkeitsgrad mit vom potenziell heikelsten Thema von 'Drakensang' ab: So sehr Umsetzungen von Buch zu Film, von Film zu Spiel oder eben von Papier zu Computer gefragt sind, so schwierig ist solch ein Vorhaben. Jedes Medium ist anders und muss entsprechend anders behandelt werden. Nicht umsonst gelten Computerrollenspiele, die professionelle Pen&Papier-Regelwerke simulieren, oft als relativ einsteigerunfreundlich.

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