Special - 10 Years After: Black & White : Über Götter und ihre Kreaturen
- Multi
Ebenfalls interessant war die Steuerung, die quasi gänzlich auf alles andere als einer Maus verzichtete. Die linke Maus-Taste diente zur Fortbewegung und die rechte wurde als Aktionstaste bezeichnet. Auf dem Schirm saht ihr eine Hand, die eure Aktionen vollführt. Mit einer Erkennungsfunktion konntet ihr später sogar Symbole für eure Zaubersprüche mit der Maus auf den Bildschirm malen. Leider verzettelte sich das Spiel ziemlich im Mircomanagement. Es war kaum möglich, den Bedürfnissen des eigenen Volkes nachzukommen, den Mana-Tempel im Auge zu behalten, sich um die Kreatur zu kümmern und gleichzeitig anderen Dörfern zu imponieren, von den Rätseln und Aufgaben ganz zu schweigen. Zudem wiederholten sich die Aktionen von Spielwelt zu Spielwelt und mit der Zeit erlebte der Spieler nicht viel Neues.
So faszinierend die Spielerei vor allem mit der Kreatur auch war, so schnell nutzte sich die Spielmechanik auch ab. Ich kenne von damals noch etliche Bekannte, die den eigentlichen Spielverlauf viel zu langweilig fanden und ihn völlig ignorierten, stattdessen aber Stunden über Stunden mit der Erziehung der Kreatur verbrachten. Dennoch sackte das Spiel Höchstwertungen und etliche Preise ein. Doch die Ernüchterung kam und nicht wenige Redakteure revidierten ihre Meinung doch recht schnell. Black & White gilt mittlerweile als eines der überbewertetesten Spiele aller Zeiten. Und als ein Markenzeichen von Molyneux: viel Wirbel machen, viel versprechen, aber letztendlich nur wenig halten, wenn auch auf einem guten Niveau.
Immerhin, das Spiel schlug ein und war ein echter Erfolg. 2002 folgte mit Insel der Kreaturen eine Erweiterung und 2006 mit Black & White 2 nebst Add-on Battle of the Gods ein Nachfolger. Der allerdings wurde bei weitem nicht so stark angenommen und wirkte ziemlich mit der heißen Nadel gestrickt. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass die 2001 noch frische Idee fünf Jahre später einfach nicht mehr so recht zünden wollte.
Molyneux und seine Lionhead Studios ließen sich davon aber nicht beeindrucken. Statt dessen brachte man mit The Movies eine Simulation, die etliche originelle Ideen bot, aber auf längere Sicht ebenfalls nicht überzeugen konnte. Mit dem ersten Teil von Fable wurde Molyneux wieder einmal seinem Ruf gerecht, viel zu versprechen und wenig zu halten, auch wenn Fable und seine beiden Nachfolger höchst erfolgreiche Titel wurden. Molyneuxs Leidenschaft, Gott zu spielen, findet sich jedenfalls in allen Titeln wieder.
Ich persönlich muss sagen, dass Black & White seinerzeit ein interessantes und innovatives Experiment war. Eher eine Design-Studie und ein Ausblick auf das Machbare, als ein echtes Spiel. Eine Revolution wurde es allerdings nicht. Kaum eines der Spielelemente von Black & White konnte sich großartig durchsetzen, weder in Sachen KI noch in Sachen Bedienung. Ich fand die Spielerei mit der lernenden Kreatur ungemein fesselnd und deren Ergebnisse sind vielleicht der Grund dafür, dass ich mich bisher vehement geweigert habe, Nachwuchs in die Welt zu setzen. Mehr aber auch nicht, als Spiel blieb es mir nicht lange im Gedächtnis.
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