Test - Arcanum : Arcanum
- PC
Hohe Erwartungen wurden in 'Arcanum' gesetzt, das Erstlingswerk der Spieleschmiede Troika Games. Diese Erwartungen kommen nicht von irgendwo, immerhin werkeln dort die Schöpfer des Rollenspiele-Klassikers 'Fallout' und dessen nicht minder kultigem Nachfolger. Und wahrhaftig, ein erster Blick in die Spielwelt zeugt bereits von einem etwas anderen Rollenspiel, denn wann hatten schon Elfen, Orks und Oger Kontakt mit Dampfmaschinen und Elektrizität ...
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Harmlos zieht ein Zeppelin seine Bahn am Himmel von Arcanum, die nichtsahnenden Reisenden in Zeitungen oder Gespräche vertieft. Dann plötzlich wird das Luftschiff von seltsamen Flugmaschinen attackiert und letztendlich abgeschossen. Einer der Passagiere stellt an der Absturzstelle schnell fest, dass er der einzige ist, der den Angriff überstanden hat - abgesehen von einem kleinen Mann, der gerade dabei ist, sein Leben auszuhauchen. Doch dieser kleine Mann bringt mit seinem letzten Auftrag an den Überlebenden Ereignisse ins Rollen, welche die Geschicke von ganz Arcanum auf ewig prägen werden.
Diese Ereignisse, die zum einen in Form eines Intro-Videos, zum anderen in ersten Spiel-Sequenzen dargestellt werden, sind nur der Auftakt eines epischen Abenteuers, dessen Story enorm spannend und facettenreich gestrickt ist. Denn natürlich ist es der Spieler, der als Überlebender den Auftrag des kleinen Mannes annimmt, welcher sich zunächst recht harmlos anhört. Doch im Laufe des Spieles wird immer mehr klar, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint. Auf einmal sieht sich der Spieler von gedungenen Mördern verfolgt und gerät in Ereignisse, die ihn auf der Suche nach einem verschollenen Zwergen-Clan quer über den Kontinent schicken, wobei er Städte besucht, sowie Elfensiedlungen und Ruinen längst vergangener Technologie-Metropolen. Letztendlich spielt sogar die Vergangenheit von Arcanum eine Rolle, denn augenscheinlich erwacht ein altes Übel zu neuem Leben. Aber es gibt noch einige überraschende Wendungen, bis ihr den Abspann geniessen könnt.
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Über Charaktere, Magie und Technologie
Doch zu Beginn steht, wie bei allen Rollenspielen, die Wahl des Charakters. 'Arcanum' verzichtet gänzlich auf ein Klassensystem. Statt dessen wählt ihr eine der vorhandenen Rassen und vergebt ein paar Skillpunkte auf eure Grundwerte (u.a. Stärke, Intelligenz, Geschicklichkeit und andere) oder Fähigkeiten wie Nahkampf, Feilschen, Feuerwaffen und andere, sowie die zahlreichen Zaubersprüche und Technologien. Zudem könnt ihr einen Charakter-Hintergrund auswählen, welcher euch Boni und Abzüge bei diversen Grundwerten verschafft. Aus der Zusammensetzung eurer Skills entwickelt sich nach und nach die Neigung hin zum magischen oder zum technologischen Charakter, was durchaus seine Auswirkungen im Spiel hat.
Das gesamte Konzept der Spielwelt basiert auf dem Gegensatz von Magie und Technologie. Die klassische Magie widerspricht den Naturgesetzen und beinhaltet Tränke, magische Waffen und 80 Zaubersprüche aus 16 Kategorien. Die Technologie mit ihren 56 Skills steht dem gegenüber, hier erwartet euch ein Niveau, welches in etwa dem aus bekannten Romanen von Jules Verne entspricht. Die beiden Gegensätze beeinflussen sich nicht wenig. So ist es als Technologe mit der Zeit nahezu unmöglich, magische Tränke zu benutzen oder durch Magie beeinflusst zu werden. Umgekehrt wird ein magischer Charakter bei der Benutzung einer Schusswaffe ziemlich häufig Patzer erleben. Auch NPCs werden davon beeinflusst: kommt ihr als Technologe in einen Magieladen, werdet ihr kurzerhand rausgeschmissen.
Der Technologie-Part stellt sich noch auf eine weitere Weise interessant dar. Im Laufe des Spieles habt ihr die Möglichkeit, Anleitungen zu finden. Mittels der Skills und der Anleitungen seid ihr dann in der Lage, aus zwei Komponenten völlig neue Gegenstände und Waffen zu erschaffen, deren Wirkung teilweise recht heftig ist. Die Möglichkeiten, bestimmte Zaubersprüche und Technologien zu beherrschen, wird übrigens wiederum von den Grundwerten des Charakters bestimmt. Je höher der nötige Grundwert, desto mächtigere Technologien und Zauber könnt ihr erlernen.
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Bei der ganzen Geschichte gibt es allerdings einen Haken: ihr bekommt recht wenig Punkte, die ihr auf Grundwerte, Skills, Magie und Technologie verteilen könnt. Rollenspielüblich erhaltet ihr Erfahrungspunkte für den Kampf gegen Gegner und für gelöste Quests. Diese enden in Level-Ups, wobei der maximale Charakterlevel auf 50 begrenzt ist, für die ihr wiederum einen, bzw. alle fünf Level zwei Skillpunkte bekommt. Zusätzlich gibt es bei den Skills durch Ausbildung bei NPCs noch die Möglichkeit, verschiedene Stufen zu erreichen, z.B. zum Experten oder Meister des Skills, was im Spiel verschiedene Boni mit sich bringt.
Bei acht Grundwerten, 16 Skills, 80 Zaubersprüchen und 56 Technologien wird schnell klar, dass man sich ein Konzept für die Entwicklung seines Charakters schaffen muss. Speziell Genre-Einsteiger dürften damit zunächst einige Probleme haben. Andererseits verlockt dieses System dazu, sich nach dem ersten Durchspielen nochmals dem Spiel zu widmen und einen ganz anderen Charakter aufzubauen. Ein ganz praktisches Feature speziell für Einsteiger haben die Entwickler allerdings eingebaut. Ihr könnt verschiedene Schemata auswählen, wonach der Charakter automatisch weiterentwickelt wird. Wählt ihr ein Diebes-Schema, so werden Skills wie Geschicklichkeit, Wahrnehmung, Taschendiebstahl und Schlösser öffnen automatisch entwickelt, ohne dass ihr euch damit abmühen müsst.
Von der Tiefe der entstehenden Charaktere können sich die meisten anderen Rollenspiele übrigens eine dicke Scheibe abschneiden. Im Verlauf des Spieles entwickelt sich der Charakter zu einer echten virtuellen Persönlichkeit, ganz nach eurer Spielweise. Hinzu kommt, dass eure Aktionen sowohl Auswirkung auf bestimmte Vorgänge im Spiel haben, aber auch auf das Ende des Spieles. Im Abspann wird euch nämlich berichtet, welche Konsequenzen eure Taten an den unterschiedlichen Locations hatten. Ein cooles Feedback, welches euch die Tragweite eurer Aktionen vor Augen hält.
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