Test - Arcanum : Arcanum
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Quests und NPCs
Neben der Hauptstory, welche durch umfassende Quests glänzt, die euch quer über den ganzen Kontinent in verschiedenste Gegenden jagt, gibt es zahlreiche Nebenaufgaben. Es lohnt sich wirklich, mit jedem NPC den man trifft, ein Gespräch anzufangen, denn es gibt eine Menge zu tun. Zwar sind die Nebenquests optional, aber ohne einige der Quests ist euer Charakter zu schwach, um die Hauptstory zu überstehen. Die Nebenaufgaben, die zum Teil erfreulich komplexer Natur sind, winken aber auch immer mit schönen Belohnungen in Form von Gegenständen oder Gold, und nicht zu vergessen mit Erfahrung. Zusätzlich geben die Nebenquests einem das Gefühl, sich frei und nach eigenem Willen in 'Arcanum' umherzubewegen. Die angenommenen, gelösten oder verpatzten Quests werden in einem Journal festgehalten. Es kann dennoch nicht schaden, einen Notizblock neben dem Rechner zu haben, denn leider werden im Journal recht wenig Details aufgeführt, speziell was den Aufenthaltsort von Personen angeht. Dennoch ist nicht auszuschliessen, dass ihr hier und da etwas den Faden verlieren werdet.
Auch andere hilfreiche Dinge sind im Journal zu finden, so werden dort wichtige Ereignisse und Informationen festgehalten, aber auch euer Ruf in bestimmten Gegenden. Die Quests und deren Lösungswege sind sehr abwechslungsreich, ebenso wie die Gegenden, die ihr im Laufe des Spieles besuchen werdet. Leider gibt es hier und da kleinere Logik-Bugs, wenn bestimmte Dinge nicht in der richtigen Reihenfolge gelöst werden. Die Spielzeit geht gerade noch in Ordnung: wer sich auf die Hauptstory im einfachsten Schwierigkeitsgrad konzentriert, dürfte mit ca. 30 Stunden im Rennen sein, mit allen Nebenquests kommen um die 50 Stunden zusammen.
Stehen auf der Karte zu Beginn nur wenige Locations zur Verfügung, so mehren sich diese im Laufe des Spieles durch die Quests und durch Gespräche mit NPCs. Für das Reisen zwischen den Orten habt ihr mehrere Möglichkeiten. Einige Orte sind durch eine Eisenbahnlinie verbunden, andere durch Schiffsrouten. Einfach am Hafen oder am Bahnhof ein Ticket kaufen und schon seid ihr da. Andere Strecken müssen zu Fuss erledigt werden. Damit das nicht zu lange dauert, könnt ihr euch auf der Weltkarte mittels Wegpunkten fortbewegen. Die Reise wird dann gelegentlich durch Zufallsereignisse, meist Kampf gegen Monster oder Tiere, unterbrochen. Im späteren Spiel mit einem hohen Charakterlevel entwickeln sich diese allerdings eher zu einem notwendigen Übel und halten den Spielfluss auf, ohne wirklich noch etwas zu bringen. Der maximale Charakterlevel kann nämlich bereits nach rund zwei Dritteln des Spieles erreicht werden. Ähnliche Möglichkeiten habt ihr in den Locations selbst. Auch dort könnt ihr euch auf einer Übersichtskarte anhand von Wegpunkten fortbewegen, was seltsamerweise aber nicht immer funktioniert.
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Eine große Rolle spielen die Nichtspieler-Charaktere, von denen es Hunderte gibt. Die Gespräche, die im Multiple-Choice-Verfahren durchgeführt werden, versorgen euch mit Informationen und Quests. Außerdem reagieren die NPCs auf die von euch gewählten Dialog-Optionen. So braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn ein NPC, den ihr einmal zu oft beleidigt habt, die Waffe zückt und euch zum Kampf fordert. Eure Relationen zu jedem einzelnen NPC sind in Form eines Wertes zwischen 0 und 100 sichtbar. Je höher der Wert, desto mehr ist euch der NPC gewogen. Dieser Wert wird zum einen durch euer Verhalten, zum anderen durch Quests, aber auch durch eure Rasse und eure Magie-/Technologie-Orientierung beeinflusst. Einige NPCs sind bereit, sich euch anzuschliessen und auf euren Abenteuern zu begleiten. Sie handeln im Kampf weitgehend selbständig und heilen auch schon mal euren Charakter zur rechten Zeit, wobei ihr einige Basis-Anweisungen für das generelle Verhalten erteilen könnt. Zudem könnt ihr jederzeit mit ihnen Gegenstände austauschen. Meist ist es jedoch nicht möglich, mehr als zwei Begleiter mitzunehmen. Die Begleiter verbessern ebenfalls ihre Skills, aber auch ihr Verhalten euch gegenüber ändert sich. Habt ihr einen Elfen in der Truppe und euch fällt nichts besseres ein, als andere Elfen niederzumetzeln, wird er euch schnell den Rücken zuwenden und das Weite suchen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang übrigens auch, dass es für alle Charaktere beide Geschlechter gibt.
Gegner, Kämpfe und zahlreiche Gegenstände
Natürlich bekommt ihr im Laufe des Spieles reichlich Gelegenheit, euch in Auseinandersetzungen zu behaupten. Die Gegnerpalette reicht von Tieren (Spinnen, Wölfe, Bären) über Monster und NPCs, bis hin zu Robotern. Kämpfe werden wahlweise rundenbasiert oder in Echtzeit ausgetragen, wobei ein Umschalten der Modi jederzeit möglich ist. Der Echtzeit-Modus hinterliess bei mir etwas gemischte Gefühle, während der Runden-Modus standardmässig angelegt ist und überzeugen kann: Gekämpft wird mit einer Anzahl zur Verfügung stehender Aktionspunkte pro Runde. Das zur Wahl stehende Metzel-Gerät reicht von den genannten Zaubersprüchen über magische Waffen, Standard-Waffen für Nah- und Fernkampf, bis hin zu technologischen Waffen wie Granaten, Pistolen und Gewehren. Getötete Gegner verfügen oftmals über Ausrüstung, die nach dem Ableben in euer Inventar transferiert werden kann. Erfreulicherweise passen die Gegenstände auch zu den getöteten Gegnern und den Gerätschaften, welche diese selber im Kampf benutzt haben.
Generell dürft ihr euch schon mal darauf gefasst machen, dass euch wahre Unmengen an unterschiedlichsten Gegenständen über den Weg laufen werden. Der Charakter selber kann mit Waffen, Rüstungsteilen, Ringen und Amuletten bestückt werden. Hinzu kommt ein umfangreiches Inventar, welches praktischerweise per Klick auf einen Button platzoptimiert werden kann. Das Gewicht der getragenen Gegenstände beschränkt insofern den Raum, dass ihr bei zunehmendem Gewicht Abzüge bei der Schnelligkeit (d.h. den Aktionspunkten im Kampf) in Kauf nehmen müsst. Natürlich kann fast überall gehandelt werden, wobei eigentlich jede Stadt über die gleichen Händler-Typen verfügt. Magische Gegenstände können hier und da identifiziert werden, wobei sich durchaus zeigen kann, dass der Gegenstand verflucht ist. Etwas störend fiel auf, dass die Eigenschaften der Gegenstände sich hinter kryptischen Kürzeln verbergen und nicht sofort ersichtlich ist, was der Gegenstand nun eigentlich kann und was nicht.
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Steuerung und Interface
'Arcanum' wird genretypisch aus der isometrischen Perspektive gespielt. Die Steuerung des Charakters selber geht flott und ohne grosse Einarbeitung von der Hand, die Begleiter stiefeln brav hinterher. Die Wegfindung funktioniert meist tadellos, bis auf einige kleinere Hänger hier und da. Das Interface ist recht umfangreich, so gibt es ein grosses Textfenster, Buttons für die Skilltypen, Slots für Tränke und Schriftrollen und einiges mehr. Leider wird dadurch gut ein Drittel des Screens eingenommen. Mit einem Patch ist es möglich, das Interface per Hotkey ein- und auszublenden, was man sich eigentlich schon für die Verkaufsversion gewünscht hätte. Auch die Verwaltung der Gegenstände mittels Drag & Drop oder die Benutzung von Gegenständen ist hier und da noch etwas mühselig. Den Gegenstand auf ein Icon zu ziehen, um ihn benutzen zu können, ist einfach nur ein Schritt zuviel des Guten, hier wäre es mit einem Rechtsklick oder ähnlichem auch getan gewesen. Auch die Springerei vom Inventar zum Spielscreen und zurück ist nicht mehr zeitgemäss, die Konkurrenz steht da mit Kontext-sensitiven Cursorn zum Teil weitaus besser da.
Die Optionsvielfalt innerhalb des Spieles muss man sich natürlich erst mal genauer zu Gemüte führen. Hinweise dazu gibt das ungewöhnlich dicke Handbuch (immerhin 199 Seiten). Aber auch ohne das solltet ihr nach einigen Minuten Einarbeitung eigentlich recht gut klarkommen. Immerhin dürfen bei einem derart komplexen Rollenspiel keine 08/15-Interfaces erwartet werden. Im übrigen sorgen drei Schwierigkeitsgrade dafür, dass sowohl Anfänger als auch Profis im Spiel ihre Herausforderung finden werden.
Schwachpunkt Grafik und SoundDer eigentliche Schwachpunkt des Spieles, der letztendlich auch eine bessere Wertung verhindert hat, ist die maue technische Umsetzung. Die Grafik wirkt zum Teil etwas altbacken, wenn auch sehr stark mit atmosphärischen Elementen gearbeitet wird und die Locations auch durchaus einfallsreich umgesetzt sind. Allerdings wird technisch nur ein Niveau erreicht, dass vor drei Jahren schon Standard im Genre war. Speziell die Charaktere und deren Animationen machen nicht besonders viel her und auch die Magieeffekte können nicht recht überzeugen. Zudem sind einige Stellen erstaunlich Performance-lastig. Allein die Übersichtskarten der Level brachten sogar einen Athlon 900 zum Ruckeln. Hinzu kommt, dass die Umgebung in den Levels umständlich mit der Maus gescrollt werden muss und hier und da Aussetzer zum Nachladen auftreten. Warum die Macher darauf verzichtet haben, dass die Charaktere zentral im Bild bleiben und die Umgebung automatisch scrollt, kann ich nicht begreifen. Dafür werden aber immerhin die Gegenstände im Inventar wunderbar detailreich dargestellt. Video-Sequenzen sind Mangelware. Außer dem Intro-Video und zwei Sequenzen im späteren Spiel wird nichts geboten und selbst diese bieten nur Durchschnitt, wenn auch mit einfallsreichem Inhalt.
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Zum Thema Sound: die Hintergrundmusik besteht hauptsächlich aus Geigen-Musik, die zwar hier und da wechselt, aber im Großen und Ganzen nicht besonders spektakulär rüberkommt. Abgesehen davon, dass sie zwar zum Spiel passt, neigt sie aber ziemlich in Richtung "Geschmackssache". Die Übersetzung macht, bis auf kleinere inhaltliche Patzer, in weiten Strecken einen guten Eindruck. Sprachausgabe findet ihr nur in bestimmten Schlüssel-Dialogen, auch hier hinterlassen die Sprecher einen gemischten Eindruck. Die Umgebungs- und Kampfgeräusche gehen soweit in Ordnung, ragen aber auch nicht über das Mittelmass hinaus.
Multiplayer und Editor
Neben der Singleplayer-Story bietet 'Arcanum' auch einen Multiplayer-Modus. Hierfür wurde allerdings nur ein mageres Level mitgeliefert, welches aber immerhin in den drei Spiel-Modi 'Rollenspiel', 'Jeder gegen Jeden' und 'Kooperativ' gespielt werden kann, wahlweise über Internet (WON) oder LAN. Leider konnte der Modus nicht ausführlicher getestet werden, da so gut wie keine Multiplayer-Sessions zu finden waren.
Wer sich eingehender mit dem Spiel beschäftigen will, findet sicherlich Gefallen an dem einfach zu bedienenden Editor, mit dem eigene Level erstellt werden können. Auch ein Script-Editor ist enthalten, der allerdings nur mager dokumentiert ist.
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