Special - Otto Normalspieler & Next Gen : Die Stimme des Volkes
- PS4
- One
Seit ich bei Gameswelt arbeite, beschäftige ich mich intensiver mit dem Medium Videospiel als jemals zuvor. Und irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem man Dinge oftmals nur noch aus der Sicht eines Redakteurs betrachtet. Selbst aktive Leser und Forennutzer laufen Gefahr, aktuelle Entwicklungen nur noch aus der Sicht eines passionierten Spielers zu betrachten. Deswegen bin ich der Frage nachgegangen, was die Leute aus meinem Freundes- und Familienkreis über die kommende Konsolengeneration denken. Stellvertretend für jene Menschen, die zwar spielen, aber ein anderes Verhältnis zum Thema haben, sich also beispielsweise in keinerlei Foren anmelden, um ihre Meinung kundzutun, und sich eher zufällig auf Seiten wie Gameswelt bewegen. Kommt ein Kauf in Frage? Was muss passieren, damit das schwer verdiente Geld investiert wird? Gibt es überhaupt noch Interesse für Computer- und Videospiele? Hier kommen ihre Antworten.
Jakob B. K.
Jakob und ich kennen uns bereits seit Schulzeiten. Oftmals verteilte er lauter Krümel einer äußerst populären Haselnussschnitte auf meinem Platz. Als Strafe dafür hab ich ihm in Super Smash Bros. Brawl ordentlich den Hintern versohlt – oder es zumindest versucht. Obwohl Jakob weitaus weniger Zeit mit dem Spiel verbrachte, war er ein nicht zu unterschätzender und äußerst unberechenbarer Gegner. Gerne erinnere ich mich an die epischen Kämpfe zwischen meinem Toon-Link und seinem Ganondorf. So viel dazu. Aber wie hält es Jakob mit Xbox One und PS4?
„Als Quasi-Vollzeitstudent stellt sich mir bei Uni, Nebenjob und Sport häufig die Frage, wie man seine Freizeit möglichst nutzbringend einteilt – lernen, Freunde treffen oder aber die Konsole beziehungsweise den PC anwerfen und zocken? Da ich mich im Grunde genommen noch genau so gerne wie früher vor ein gutes Videospiel setze, mir aber die Zeit dafür fehlt, wähle ich genau aus, was ich spiele. Auf ewiges Gesuche nach einem passenden Spiel habe ich keine Lust und Spielezeitschriften oder entsprechende Internet-Plattformen haben so eine Überfülle an Informationen zu Spielen, dass man gar nicht weiß, was denn nun genau das eine Spiel ist, das einem ein paar Stunden Spaß und Unterhaltung bietet. Zu guter Letzt verlasse ich mich einfach auf den Rat guter Freunde und Experten der Materie. Oder ich schaue, ob es für ein Spiel aus alten Zeiten einen anständigen Nachfolger gibt – da weiß man ungefähr, woran man ist.
Habe ich früher am liebsten am PC gespielt, schließe ich heute Konsolen nicht mehr im Vorhinein kategorisch aus. Ganz im Gegenteil, die Einfachheit - Einschalten und loslegen im Gegensatz zu Windows-Absturz und ewigen Programmstarts – macht die Konsolen durchaus attraktiv. Gerade um kurzzeitig mal abzuschalten oder mit ein paar Freunden spontan zu zocken, laden Wii, PlayStation & Co. förmlich ein. Die nächste Generation von PlayStation und Xbox locken natürlich mit Grafikpracht, diversen Online-Funktionen und namensgewaltigen Spielen. Wären da nicht der hohe Preis der Konsole selbst und vor allem der Spiele und diverse Online-Zwänge, die man sonst nur vom PC kennt. Innovation und Fortschritt haben eben ihren Preis. Da bleibt nur abzuwarten und bei Freunden mal über die Schulter zu schauen, wie sich die neuen Konsolen so schlagen. Vielleicht lasse ich mich überzeugen und lege mir selbst PlayStation 4 oder Xbox One zu – wie im Fall von Guitar Hero auf der Wii, das mich so fasziniert hatte, dass ich mir wenig später das Spiel und die Konsole geholt habe.“
Martin K.
Als mein älterer Bruder hat Martin unweigerlich Einfluss auf mich ausgeübt. Ich fand es immer erstaunlich, wie Martin sich in ein einziges Spiel einarbeiten und sich monatelang nur mit diesem beschäftigen konnte – als wäre es eine Obsession. Baldur's Gate, Pokémon, Fire Emblem. Jedes noch so kleine Detail förderte er zutage. Heutzutage hat er sich deutlich davon distanziert und investiert seine kostbare Zeit eher in sein Studium und die Förderung seines außerordentlichen Zeichentalents. Bleibt da noch Zeit für die beiden kommenden Konsolen?
„Videospiele haben meine Kindheit und Jugend maßgeblich bestimmt, mich dauerhaft an flimmernde Bildschirme gefesselt, mir fremde Welten, Geschichten und Wesenheiten erschlossen, mich verzaubert, enttäuscht, schockiert, gefesselt, genervt und begeistert. Sie sind Teil meiner Herzenslandschaft, bestimmt auch ein Stück weit Eskapismus, jedoch massives Fundament meiner popkulturellen Ausflüchte. Und sie formten meine stromlinienförmigen und allerorts gefeierten Zockerhände. Dennoch rühre ich mittlerweile kaum noch ein Spiel an. Mich der Anziehungskraft gewisser Spiele zu entziehen, fällt mir nämlich nach wie vor schwer - kleine Sitzungen verkommen dann bei mir zu ausufernden Eskapaden, die mich alles, wirklich alles vergessen lassen. Und das bedauere ich. Deshalb vermeide ich den Kontakt mit ihnen weitgehend. Irgendwann habe ich mich dann für das eine Spiel entschieden, das dort hinter den verdunkelten Fenstern auf mich lauert. Sie nennen es Leben und vom Pro-Gamer bin ich hier leider noch weit entfernt.
Trotzdem gibt es sie noch, diese Kleinode, bei denen der Funke überspringt, die mich fast dazu treiben, mir sowohl Fernseher als auch Sound-System und Konsole zu beschaffen (denn nichts davon besitze ich), die Außenwelt zu vergessen und einzutauchen. Gerade solche Spiele, die ein Fenster in meine Kindheit öffnen, Projektionsfläche für all die alten Wünsche und Sehnsüchte sind, waren schon immer Grund für gesteigertes Interesse und sicherlich auch ausschlaggebend dafür, dass ich peripher immer wieder ganz verzückt mit der Spielethematik kollidiere. Allerdings vermag es selbst ein Disc-gewordener Kindheitstraum nicht, mir die horrenden Summen zum Kauf zu entlocken. Siegreich ist und bleibt also die Vernunft. Wir, also der Spielekosmos und ich, führen damit eine sehr leidenschaftliche Fernbeziehung.“
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