Test - WRC 4 : Scharfe Kurven
- X360
Je besser ihr euch schlagt, sowohl was Platzierungen als auch Siege gegen Rivalen angeht, desto mehr Aufmerksamkeit erhaltet ihr von den Rennställen der drei gehobenen Klassen. Und so trudelt schnell der erste Vertrag in der WRC-3 ein. Auch hier arbeitet ihr weiter an Ruf und Platzierungen, bis ihr schlussendlich irgendwann mal in der Königsklasse landet. Allerdings geht das nicht ganz so schnell, zumindest sofern ihr den Schwierigkeitsgrad der KI passend eingestellt habt, denn innerhalb der Klassen gibt es Leistungsunterschiede und ihr landet meist zunächst bei den Kandidaten für die unteren Ränge, bevor ihr die Klasse eines Ogier erreicht.
Aber aufgepasst, verfehlt ihr die Zielvorgaben eures Rennstalls, sinkt euer Ruf und so kann es sein, dass euer Rennstall am Ende nicht mehr an euch interessiert ist. Feine Sache, genau so sollte eigentlich eine Rennfahrerkarriere aussehen, auch wenn wir die Optionen aus WRC 2 ein bisschen vermissen, in dem ihr euch um das gesamte Team nebst PR und Fahrzeugentwicklung kümmern musstet. Aber vielleicht ist das ja der nächste Schritt. Am Ende einer Meisterschaft jedenfalls wird abgerechnet und wenn ihr alles richtig gemacht habt, stehen euch reichlich Verträge und der Aufstieg in eine andere Klasse offen, bis ihr am Ende gegen Ogier oder Latvala antretet.
Auf Schotter alles wie gehabt
Auf der Piste hingegen hat sich nicht allzu viel verändert. Milestone hat nicht den Fehler begangen, am guten Fahrverhalten des Vorgängers großartig herumzubasteln. Allerdings sind Optimierungen auch eher Mangelware. Vor allem die teils ungeschickt platzierten Rücksetzpunkte beim Verlassen der Piste nerven. Und es wäre schön, das Rücksetzen generell unterbinden zu können. Wenn jemand in der echten WRC seinen Wagen aufs Dach legt, bedeutet das meist ja auch das Aus in der jeweiligen Rallye. Positiv hingegen ist, dass ihr fleißig an Fahrhilfen, am Gegnerlevel und am Schadensmodell herumbasteln dürft.
Zehn Gegnerstufen sind vorhanden und recht schnell habt ihr die gefunden, die für spannende Rennen sorgt. Schade ist nur, dass die Ergebnisse der Gegner offenbar erneut nur berechnet, aber nicht akkurat simuliert werden. Wenigstens kristallisieren sich im Verlauf einer Saison Rivalen heraus und die Positionen der Fahrer sind durchaus nicht unrealistisch. Das Schadensmodell hingegen hätte noch ein wenig knackiger ausfallen dürfen. Erst in der WRC-Klasse machen sich die Schäden bemerkbar und selbst wenn ihr eine Etappe unfallfrei hinter euch bringt, ist der Verschleiß spürbar. Nicht selten schafft ihr es nicht, im Service-Park alles zu reparieren, außer ihr wollt eine Strafzeit hinnehmen. Das Set-up der Fahrzeuge könnte etwas mehr Optionen bieten. Aber schlussendlich ist WRC 4 auch keine beinharte Simulation im Stile eines Richard Burns Rally, sondern setzt eher auf gute Spielbarkeit wie die alten Colin-McRae-Teile. Und das gelingt erfreulich gut.
Das Fahrverhalten gefällt jedenfalls und ist immer gut nachvollziehbar. Das passt zu den erfreulich kniffligen 78 Pisten, auf denen ihr euch austoben dürft. Leider wurden wieder keine originalen Streckenverläufe verwendet. Milestone zimmert die Pisten erneut aus Bausteinen zusammen, was in WRC 4 aber etwas weniger stark auffällt als im Vorgänger, da es mehr Komponenten gibt. Die Strecken sind allerdings gut gestaltet, zuweilen echt knifflig und spiegeln die Eigenheiten der jeweiligen Rallye-Länder gut wider. Größtes Manko: Der Rallye-Titel gehört erneut eher zu den hässlichen Vertretern des Rennspielgenres. Matschige Texturen und ein schwacher Detailgrad versüßen das Rallye-Leben nicht gerade. Man muss allerdings zugestehen, dass Milestone wohl nicht die Mittel hat, eine High-End-Engine à la Forza: Horizon oder DiRT 3 auf die Beine zu stellen. So erfüllt die Grafik ihren Zweck, mehr aber auch nicht.
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