Test - Trials of Mana : Fast wie auf dem Super Nintendo
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Während Secret of Mana so ziemlich jeder Zocker der 90er-Jahre kennt, ist der Nachfolger Trials of Mana deutlich weniger populär. Das wäre sicher anders, hätte Square das Action-Rollenspiel damals auch im Westen veröffentlicht. Aber das nach Mystic Quest und Secret of Mana dritte Abenteuer im Mana-Kosmos schaffte es weder in die USA noch nach Europa.
1995 neigte sich die Blütezeit des Super Nintendo dem Ende entgegen. Vermutlich aus diesem Grund sparte sich Square die Lokalisation und beließ es bei einem Japan-Release. Ich weiß noch, dass ich damals ziemlich enttäuscht über diese Entscheidung war. Secret of Mana wurde rauf und runter gespielt, und nach dem Lesen der ersten Berichte in den Fachmagazinen war ich mir sicher, dass das ähnlich gehaltene Trials of Mana genauso mein Ding sein würde.
Doch ein Import stand allein aufgrund der Sprachbarriere nicht zur Debatte. Außerdem sparte ich mein Taschengeld lieber für die Anschaffung der ersten PlayStation. Erst Jahre später hatte ich einen kurzen Kontakt mit Trials of Mana respektive Seiken Densetsu 3, dem engagierte Fans inzwischen eine englische Übersetzung spendiert hatten. Aber mehr als ein Anspielen wurde nicht daraus – warum das so war, weiß ich nicht mehr. Das ganze Abenteuer sollte ich erst mit dem Remake erleben.
Aus 2-D wird 3-D
Die offensichtlichste Veränderung betrifft die Grafik. Für Trials of Mana setzt Square-Enix auf einen anderen Stil als bei der Secret-of-Mana-Neuauflage von 2018. Das Design der Figuren und die Farben wecken Erinnerungen an die Rollenspiele der Dragon-Quest-Reihe. Charaktere, Gegner und Spielwelt sind in eher einfachen Formen gehalten, was auch für viele Texturen gilt. Eine detailverliebte Generalüberholung wie beim Final Fantasy VII Remake wird also nicht geboten, sondern eher eine routinierte Auffrischung.
Das macht aber nichts, im Gegenteil. Die Aufmachung ist schön und passend, denn sie wahrt den Geist des Originals. Der Wiedererkennungswert von Spielfiguren, Gegnern und Welten ist sehr groß. Habt ihr Secret of Mana gespielt, fühlt ihr euch aufgrund von Mana-Schwert, tanzenden Händlern und anderen wiederkehrenden Elementen gleich heimisch. Ein direkter Nachfolger ist Trials of Mana aber nicht, sondern eine eigene Geschichte ohne inhaltlichen Bezug zu den Ereignissen des Vorgängers.
Der Soundtrack wurde ebenfalls neu arrangiert und kommt den ursprünglichen Kompositionen sehr nahe. Genau wie beim Secret-Remake darf jederzeit auf den Klang der 16-Bit-Ära umgestellt werden. Die englische Synchronisation der Dialoge kann leider nicht überzeugen: Die Betonung ist oft überzogen und wirkt außerdem deplatziert, weil die Charaktere nahezu keine Mimik besitzen. Dadurch driftet Vieles ins Lächerliche ab, was eigentlich Dramatik erzeugen soll. Besser ist es, die Sprachausgabe auf Japanisch umzustellen – oder gleich komplett darauf zu verzichten und wie früher nur Textboxen zu lesen.
Alles bleibt einfach
Der Wechsel von der 2-D- zur 3-D-Grafik wirkt sich natürlich auch auf das Kampfsystem aus. Nun werden Mützenratte, Dornenwespe oder Schakal aus einer Third-Person-Ansicht samt frei drehbarer Kamera in die Mangel genommen. Sobald eure dreiköpfige Party auf eine Gruppe von Feinden trifft, wird mit Combos, aufgeladenen Attacken und Zaubern losgelegt. Eure KI-Mitstreiter kämpfen selbstständig und halten sich dabei an eine rudimentäre Strategie, die ihr im Menü festlegt.
So lässt sich beispielsweise eine Figur als Heiler einsetzen und eine andere voll auf die Offensive ausrichten. Im Kampf machen die Kameraden einen sehr guten Job, allerdings setzen sie gerade die Zauberangriffe etwas willkürlich ein. Sollen Erd-, Wasser-, Feuermagie und mehr zielgerichtet genutzt werden, könnt ihr das den computergesteuerten Begleitern über ein Ringmenü befehlen. Alternativ wechselt ihr jederzeit zwischen den Figuren und steuert sie direkt.
Trotz des neuen Anstrichs fühlt sich Trials of Mana sehr klassisch an. Die Action ist schnell, sauber spielbar und kurzweilig. Neben zahlreichen einfachen Feinden erwarten euch auch einige dicke Bosse, die mit besonderen Angriffen aufwarten. Nach Levelaufstiegen schaltet ihr für eure Party in einem übersichtlichen Menü neue Fähigkeiten und Zauber frei, mit denen ihr die Charaktere ausrüstet. In den Geschäften der Städte und Dörfer werden regelmäßig bessere Waffen und Rüstungsteile sowie hilfreiche Gegenstände eingekauft. Euren Fortschritt speichert ihr ebenfalls ganz klassisch an Statuen und in Herbergen.
Im weiteren Spielverlauf nehmt ihr zudem sogenannte Klassenwechsel vor. Auf diese Weise erlernt jeder Kämpfer neue Angriffe und Fertigkeiten, die abhängig von der Auswahl der Klasse in eine eher offensive oder defensive Richtung gehen. So kommen etwas Taktik und Strategie ins Spiel, ohne dass es komplex oder kleinteilig wird.
Story und sonst nichts
Auch bei der Story wurden kaum Veränderungen vorgenommen. Im Großen und Ganzen erlebt ihr die gleiche Geschichte wie vor 25 Jahren. Einmal mehr muss die Mana-Welt vor bösen Mächten beschützt werden, die alles ins Unglück stürzen wollen. Genau wie beim SNES-Original wählt ihr zu Beginn aus sechs Figuren eure dreiköpfige Party aus. Jeder Charakter hat seine eigene Motivation, ins Abenteuer zu ziehen. Je nachdem, wer euer Hauptcharakter ist und wen ihr als Begleiter wählt, läuft die Geschichte etwas anders ab. Zudem verfügt jede Figur über ihren eigenen Kampfstil samt spezieller Aktionen und anderer freischaltbarer Klassen.
Ansonsten geht aber alles einen streng linearen Weg. Euer nächstes Ziel ist immer vorgegeben und Nebenaufgaben existieren nicht. In den relativ kleinen Kampfgebieten verstecken sich lediglich vereinzelte Gegenstände und Schatztruhen mit Items. Einzig die Suche nach dem Kaktusfratz kann euch länger beschäftigen. 50 Stück sind über das ganze Spiel verteilt, und für jeweils fünf Exemplare erhaltet ihr einen Bonus, zum Beispiel einen Rabatt auf die Preise bei den Händlern.
Die einzige wirklich schlechte Nachricht kommt zum Schluss: Auf den lokalen Koop-Modus für zwei Spieler müsst ihr im Remake verzichten. Laut Square Enix hätte sich dieser nicht mit der neuen Third-Person-Perspektive vertragen. Aus dem gleichen Grund sparte man sich auch einen entsprechenden Online-Modus. Somit kann das Remake ausschließlich alleine gezockt werden.
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