Preview - Torchlight III : Zurück zu den Wurzeln
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Es ist nicht grundsätzlich falsch, wenn Entwickler eine bekannte Spieleserie verändern wollen. Aber manchmal spürt man schon bei der Ankündigung, dass es nicht passt. So ging es mir bei Torchlight Frontiers. Der dritte Teil sollte im Gegensatz zu den beiden Vorgängern kein klassisches Action-Rollenspiel, sondern ein MMORPG werden.
Nachdem ich die Schlagwörter MMO und Free-to-Play gehört hatte, beschlich mich ein ungutes Gefühl. Als Fan der beiden Vorgänger stand mir eher der Sinn nach einem ähnlich aufgemachten dritten Teil. Ein kostenloses und mit Mikrotransaktionen beladenes Online-RPG schien mir dagegen sehr gewagt. Denn Echtra Games hatten bereits bewiesen, dass zugängliche und motivierende Action-Rollenspiele genau ihr Ding sind. Dungeons durchqueren, Monster plätten, Quests erledigen und Loot sammeln machte allein viel Spaß und zusammen mit einem Freund noch mehr.
Anfang 2019 ging Torchlight Frontiers im Rahmen einer geschlossenen Alpha-Phase an den Start. Spieler konnten das neue Konzept ausprobieren und Feedback geben. Im November 2019 folgte plötzlich die Bekanntgabe, dass sich Torchlight Frontiers auf 2020 verschiebt. Das Warum kam erst im Januar dieses Jahres: Das MMO-Thema sei erledigt, stattdessen kehre man zur klassischen Spielerfahrung zurück. Um das zu unterstreichen, heißt Torchlight Frontiers nun Torchlight III.
„Während der Entwicklung entdeckt man oft erst, welche Art von Spiel man eigentlich entwickeln will, und wir haben erkannt, dass Torchlight Frontiers ein wahrer Nachfolger zu Torchlight I & II sein sollte.“ So begründete Max Schaefer, CEO von Echtra Games, das Umdenken. Noch wichtiger dürften aber die Rückmeldungen der Alpha-Tester gewesen sein, denn sie wünschten sich laut Schaefer ebenfalls eine Fortsetzung im Stil der ersten beiden Teile. Offensichtlich dachten noch viele andere Leute wie ich.
Torchlight III konnte ich in den vergangenen Tagen im Rahmen der überarbeiteten Alpha-Version erstmals spielen. Diese läuft nicht mehr über Arc Games, die Spieleplattform von Perfect World, sondern ist auf Steam umgezogen. Wer bereits auf Arc gespielt hatte, bekommt aber einen Steam-Code zugesandt.
Von Alphas und Alpakas
Bei der Charaktererstellung stehen vier Klassen zur Wahl: Der Zwielichtmagier wirkt mächtige Zaubersprüche, der Roboschmied entfesselt explosive Angriffe und der Schienenkämpfer schwingt einen gewaltigen Hammer. Der Scharfschütze hingegen attackiert am liebsten aus der Entfernung mit Gewehr, Pistole oder Pfeil und Bogen. Für letzteren entscheide ich mich, weil mir der Fernkampf bereits in den Vorgängern sehr gefiel.
Doch viel wichtiger ist mein tierischer Begleiter. Panther, Eule, Dachs oder Hund sind schon niedlich, keine Frage. Aber wie schon bei Torchlight II muss es einfach das Alpaka sein! Warum? Weil ich Alpakas mag. Und weil das Alpaka im Torchlight-Universum jedem Gegner wuchtige Kopfnüsse verpasst. Daneben dient das wehrhafte Tier als Lager für überzählige Gegenstände und kann erneut in die Stadt geschickt werden, um sie zu verkaufen. Das damit erworbene Gold ist die einzige Währung, denn sämtliche Mikrotransaktionen wurden aus dem Spiel entfernt.
Nur noch eine Quest, dann ist Schluss!
Nach wenigen Minuten packt mich das Spielprinzip wieder, weil alles so herrlich unkompliziert funktioniert. Die ersten Feinde werden aus sicherer Entfernung mit Schüssen aus der Donnerbüchse weggefegt. Schnell fallen aber auch Nahkampfwaffen wie Schwerter, Hämmer oder Äxte heraus. Ich vermisse allerdings schmerzlich die Option der Vorgänger, zwei verschiedene Einhandwaffen einsetzen zu können. Hoffentlich wird das noch integriert, denn es macht die Kämpfe dank verschiedener Kombinationsmöglichkeiten deutlich flexibler.
Allerdings hat es auch spielerisch seinen Sinn, auf Bögen und Gewehre zu setzen, denn darauf ist meine Klasse schließlich ausgelegt. Entsprechend favorisiere ich Fähigkeiten, mit denen meine Scharfschützin aus sicherer Entfernung austeilen kann. Eine breit gefächerte Salve aus Pfeilen, ein explosives Projektil für Flächenschaden oder ein gezielter Schuss, der Feinde wegstößt, sind die perfekten Werkzeuge. Besonders viel Auswahl bei den Fertigkeiten habe ich aktuell aber nicht – da darf es gerne noch Zuwachs geben.
Eine Neuerung ist die Möglichkeit, ein eigenes Fort zu bauen. Das eigene Lager kann mit verschiedenen Einrichtungen erweitert werden. Dadurch kann ich unter anderem bestimmte Gegenstände herstellen, zwischen meinen Begleiter-Tieren wechseln oder meine Ausrüstung mit Zaubern verbessern. Gebaut wird mit unterwegs gesammelten Materialien. Aus der Spielwelt heraus kann ich später jederzeit ins Fort reisen.
Trotz der verständlichen Einschränkungen der Alpha-Version merke ich schnell, dass ich Torchlight III nur spielen sollte, wenn ich nichts mehr vorhabe. Ständig neuer Loot macht meinen Charakter besser, mit Stufenaufstiegen steigere ich meine Werte und alle paar Level werden zusätzliche Fertigkeiten und Spezialangriffe freigeschaltet. Dadurch kommt Abwechslung in die Kämpfe, weil ich mit unterschiedlichen Kombinationen aus Waffen und Magie experimentieren kann. Dazu gibt mir das Spiel das herrliche Gefühl, ständig etwas stärker zu werden. Bald pflüge ich Untote, Gespenster, Goblins und auch erste Bosse von der Bildfläche.
Spielen lässt sich Torchlight III bereits ziemlich gut. Nur technisch macht die Alpha einen naturgemäß durchwachsenen Eindruck. Ruckler, Clipping oder festhängende Gegner stören mich eher wenig – sowas ist in dem Stadium der Entwicklung normal. Blöd ist dagegen die fummelige und unzuverlässige Navigation durch die Menüs, die weder mit dem Mauszeiger noch dem Controller sauber klappt. Hin und wieder setzte zudem die Zielerfassung aus. Einmal verschwand plötzlich meine Hauptmission von Questlog und Karte. Es handelt sich eben noch um eine frühe Version des Spiels, die von Entwickler Echtra Games stetig mit Updates erweitert wird. Daher gibt es noch keinen konkreten Erscheinungstermin, sondern nur Sommer 2020 als groben Zeitraum.
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