Test - Tom Clancy's H.A.W.X. : Flatterhafte Flieger-Action
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Was haben Fans von Adventures und Flugsimulationen gemeinsam? Ihr beider Lieblingsgenre war vom Aussterben bedroht. Was ist der Unterschied? Während einige kleine Entwicklerteams so langsam die Point-&-Click-Faszination wieder aufpäppeln konnten, scheint sich abseits von Namco niemand mehr für knackig militärische Balleraction in der Luft zu interessieren. Da gleicht die Ankündigung seitens Ubisoft, ihr Tom-Clancy-Universum eben genau mit solch einem Spiel zu erweitern, beinahe einer Rettungsaktion.
Was damals besser war ...
Liebe Kinder, heute möchten wir euch eine Geschichte erzählen. Vor vielen Jahren gab es eine Firma namens Origin. Die war bekannt für ihre berühmt-berüchtigte Ultima-Serie und schuf sich ein zweites Kultstandbein dank Chris Roberts' Weltraumsaga Wing Commander. Fette Zwischensequenzen, lebendig wirkende Charaktere bis hin zum Barmann und ein erstaunlich filmreifer Plot hoben die Messlatte der Atmosphäre in Computerspielen in eine unerreichbare Höhe.
Ein paar Jahre später entwickelten die Mannen um Roberts eine Action-Flugsimulation mit dem Namen Strike Commander. Erneut glänzte die hervorragend inszenierte Geschichte zusammen mit der für damalige Verhältnisse revolutionären Grafik. Seit diesem Tag trauern Fans Action-lastiger Flugsimulationen um einen potenziellen Nachfolger, den Ubisoft problemlos mit Tom Clancy's H.A.W.X. auf die Beine hätten stellen können ... wenn sie nicht so faul gewesen wären.
... und heute anscheinend niemanden interessiert
Die Story eines Spiels ist nicht der Weisheit letzter Schluss, doch muss es denn gleich so platt und lieblos sein wie im Falle von H.A.W.X.? Mit dem besagten Strike Commander hat die Geschichte nur ganz grob das Szenario gemeinsam: Wir erleben eine nähere Zukunft, in der militärische Aktionen immer mehr von privaten Organisationen durchgeführt werden. Doch der große Unterschied zu Origins Kultklassiker ist, dass sämtliche Charaktere absolut austauschbar sind. Sie kommunizieren mit dem Spieler nur in Form mickriger Videofenster in der rechten oberen Bildschirmecke und haben abseits von Befehlsvergabe, Lob oder Tadel nichts Aussagekräftiges zu erzählen.
Der eigene Held bekommt zwar den Namen David Crenshaw aufgedrückt, wird aber kein einziges Mal gezeigt oder gar charakterisiert. Ständig gibt es völlig planlose Zeitsprünge, zwischen denen Monate oder Jahre vergehen. Die Art der Mission lässt euch rein Story-technisch völlig kalt. Ihre Reihenfolge könnte völlig anders aussehen, ohne dass ein Fünkchen Spielspaß hinzukommen oder hinwegfliegen würde.
Eine ganz normale Simulation ...
Sei's drum: Dank der lieblosen Missions-Briefings und des Fehlens aufwändig inszenierter Zwischensequenzen wird schnell klar, dass hier kein neues Strike Commander auf uns wartet. Immerhin ist das Spiel besser und, ganz überraschend, nicht frei von Innovationen. Vor jeder Mission wählt ihr Schwierigkeitsgrad und Flugzeug aus, wobei euch stets ein empfohlener Flieger ans Herz gelegt wird. In der Luft schwebend wartet ihr kurz euer Auftragsziel ab und geht diesem entsprechend nach.
Meist müsst ihr feindliche Einheiten zerstören oder irgendwelche Gebäude beschützen. Das Genre leidet seit jeher an der Problematik, dass es außerhalb dieser stereotypischen Aufgaben kaum Alternativen gibt. Die Entwickler haben sich allerdings Mühe gegeben, zumindest eine Art von Abwechslung vorzugaukeln. Erstens hat jeder Auftrag sein eigenes grafisches Szenario. Zweitens wechseln die Missionen schön brav zwischen Luft-Luft- sowie Luft-Bodenkämpfen ab. Drittens werden manche Bereiche vom Feind per Radaranlagen geschützt, was eure Bewegungsfreiheit einschränkt.
Und viertens besitzen die Gegner ab und an technische Mittel, dank derer sie die Funktionalität eures Fliegers stören können. Denn ihr seid wahrlich mit viel Schnickschnack ausgerüstet: Selbst im höchsten der wählbaren Schwierigkeitsgrade könnt ihr mehrere Dutzend Raketen und Bomben tragen, zudem notfalls eine unbegrenzt einsetzbare MG nutzen. Das an sich schon nützliche Radar lässt sich jederzeit zur Mini-Übersichtskarte umschalten, auf der ihr perfekt sichtbar all eure Ziele sowie Verbündeten vor Augen habt.
... mit einem Schuss "Extra"
Richtig interessant ist das ERS, abkürzend für Enhanced Reality System: Wenn ihr damit ein Ziel anvisiert, dann wird direkt auf eurem Bildschirm ein Kurs eingezeichnet, der euch für euren Angriff zu einem möglichst idealen Anflugwinkel lenkt. Andersherum ist das System auch zum Ausweichen feindlicher Lenkraketen geeignet, wo es euch entsprechend den bestmöglichen Kurs zum Verhindern eines Einschlags berechnet.
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