Test - The Vanishing of Ethan Carter : Wunderschöner Mystery-Krimi
- PC
Tatenloser Detektiv im bildschönen Gewand
Es ist auch gut so, dass die Story beziehungsweise die Erzählstruktur eine der großen Stärken von The Vanishing of Ethan Carter ist – die reine Spielmechanik gehört nämlich nicht dazu. Die Erklärung dafür ist relativ simpel: Es gibt nicht allzu viel zu tun. Ihr steuert den Protagonisten durch die Landschaft von Red Creek Valley, nehmt hin und wieder einige Hinweise unter die Lupe und löst ein paar kleinere Rätsel. Das war es dann auch schon. Okay, gerade die Sache mit den Hinweisen ist ganz cool gelöst, da Prospero über eine besondere Fähigkeit verfügt, mit deren Hilfe er aus nur wenigen Spuren vergangene Ereignisse rekonstruieren kann. Dennoch fehlt es dem Mystery-Adventure an reiner Spielsubstanz. Die besagten Rätsel sind weder herausfordernd noch sonderlich komplex miteinander verkettet.
Zudem gibt es in den weitläufigen Wäldern sowie den anderen Gebieten wenig zu entdecken und zu interagieren. So entsteht schnell das Gefühl, dass The Vanishing of Ethan Carter eher eine Art minimal interaktiver Film ist als ein klassisches Adventure. Zudem ist das Spiel alles andere als umfangreich: Nach circa drei bis vier Stunden flimmert bereits der Abspann über den Monitor. Die große Bewegungsfreiheit ist ferner nur vorgegaukelt, da ihr letztendlich doch gewisse Abschnitte besuchen und bestimmte Rätsel lösen müsst, um ans Ende des Spiels zu gelangen. Damit haben sich die Entwickler keinen Gefallen getan.
Glücklicherweise hat The Vanishing of Ethan Carter noch eine andere große Stärke, die letztendlich die Kohlen wieder aus dem Wertungsfeuer holt: die Grafik. DIESE GRAFIK! Was die Jungs von The Astronauts da mithilfe der Unreal Engine 3 abgeliefert haben, gehört mit Sicherheit zu den schönsten Spielen der letzten Jahre. Die Entwickler haben dermaßen viel Liebe zum Detail bewiesen, dass die Schauplätze fast schon erschreckend realistisch aussehen – und zum Träumen einladen. Egal ob dichte Wälder, weitläufige Täler oder idyllische Bergpässe; all das sieht aus, als hätte es jemand fotografiert und eins zu eins in das Spiel übertragen.
So ganz falsch liegen wir damit gar nicht mal: Das Team von The Astronauts nutzte das Verfahren der Photogrammetrie. Dabei handelt es sich eigentlich um ein Messverfahren aus der Fernerkundung, um anhand von Fotos oder Messbildern die dreidimensionale Form eines Objekts zu erstellen. Das Ergebnis ist demnach verdammt nah an der Bezeichnung „fotorealistisch“. Hinzu kommt ein ebenso umfangreicher wie faszinierender Soundtrack, der das mysteriöse Geschehen sehr stimmungsvoll untermalt.
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