Preview - Turtles: Shredder's Revenge : Cowabunga, das macht Bock!
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Wer ein paar Artikel von mir gelesen hat, der weiß, dass ich in Sachen Beat ‘em Ups nix anbrennen lasse. Seit rund 30 Jahren haue ich fiesen Typen mit großem Vergnügen auf die Backen. Fragt man mich nach meinen absoluten Lieblingen aus der goldenen 16-Bit-Ära des Genres, dann sage ich Streets of Rage 2, Final Fight 3 und Turtles in Time.
Wie bei so vielen Kindern der Neunziger gehörten die Turtles aus der Feder von Kevin Eastman und Peter Laird zum Standardprogramm am Samstagvormittag. War die Folge zu Ende und meine Fernsehzeit für die jeweilige Woche noch nicht erschöpft, schnappte ich mir das SNES-Pad und ging (meist mit Raphael) auf eine Zeitreise, um die gestohlene Freiheitsstatue nach New York zurück zu bringen. Ehrlich gesagt mache ich das immer noch regelmäßig auf meinem RetroN. Alle paar Monate brauche ich einfach meine Dosis Turtle-Power! Längst vorgemerkt habe ich mir darum die für 2022 angekündigte Cowabunga Collection, in der neben Turtles in Time weitere zwölf Spiele mit den mutierten Panzerträgern stecken werden.
Das Remake von 2009 gehört zum Glück nicht dazu. Mit Turtles in Time: Re-Shelled versuchte Ubisoft damals, den legendären 2D-Klopper in ein 3D-Korsett zu pressen. Für mich als Fan von Pixeln und Zeichentrick hatte das jedoch weniger Charme als eine lauwarme Tiefkühlpizza. Also blieb die SNES-Fassung für mich das Maß der Dinge, wenn es um Turtles-Spiele ging.
Aus Liebe zur Schildkröte
Nach der Demo zu Turtles: Shredder’s Revenge aber sage ich euch: Hier kommt der legitime Nachfolger! Oder die ultimative Neuinterpretation. Oder einfach nur ein richtig guter Turtles-Prügler. Der Titel verrät es schon: Einmal mehr müssen es Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo mit Shredder und seinen Foot-Clan-Kämpfern aufnehmen. Los geht die Action im Gebäude von Kanal 6, dem Fernsehsender der Reporterin und Turtles-Freundin April O’Neil, die ebenso wie Meister Splinter diesmal spielbar ist. Ich kloppe mich jedoch erstmal mit – natürlich – Raphael durch die verschiedenen Areale der TV-Anstalt, die voller herrlicher Details stecken.
Kurz hinter dem Empfang checken zwei Typen gar nicht, dass ich anrücke, weil sie gerade intensiv Gameboy zocken. Im Kochstudio werfen Foot-Feinschmecker ihre Chef-Mütze weg und langen mit dem Holzlöffel zu. Und im Fitnessbereich bringen sich drei von Shredders Schergen noch schnell mit Sit-ups in Form, bevor sie auf mich losgehen. Solche witzigen Einfälle geben sich die Klinke in die Hand.
Nicht weniger liebevoll gemacht sind die Bewegungen, Grimassen und Sprüche der Turtles, wenn sie einstecken und austeilen. Dazu greift das Spiel immer wieder den SNES-Klassiker auf: Das zweite Level führt in die Straßen von New York, was natürlich eine Hommage an den Auftakt von Turtles in Time darstellt. Auf dem Weg durch die Gassen und Hinterhöfe versuchen Autos, unaufmerksame Schildkröten zu plätten und aus den Abwasserschächten hüpfen Fieslinge hervor, die mit Gullideckeln werfen.
Die tolle Pixelgrafik ist keine Überraschung, denn hinter dem Spiel stecken Leute, die wissen, wie man sowas macht. Entwickler Tribute Games zeichnet unter anderem für die Actiontitel Flinthook, Mercenary Kings und Panzer Paladin verantwortlich. Über Publisher Dotemu erschien dagegen Streets of Rage 4, das mich beim Test in Freudentränen ausbrechen ließ.
Alte Turtles, neue Tricks
Spielerisch harmonieren alte und neue Mechaniken ebenfalls prima miteinander. So greifen die Ninja-Schildkröten auf einige bekannte Angriffe zurück, haben aber auch frische Aktionen wie einen Aufwärtshaken und eine weitreichende Wirbelattacke in petto. Ebenfalls neu ist ein Combo-System, das an Streets of Rage 4 erinnert: Mit dem richtigen Timing und den passenden Angriffen kann ich Gegner, die vom Bildrand oder dem Boden abprallen, weiter bearbeiten. Um solche Ketten nicht abreißen zu lassen, weiche ich gegnerischen Schlägen rechtzeitig per Salto aus oder rutsche unter Wurfgeschossen hindurch.
Das alles macht den Spielablauf deutlich dynamischer und abwechslungsreicher als zu seligen Super-Nintendo-Zeiten. Zudem unterscheiden sich die sechs Charaktere nicht nur in ihren Angriffen voneinander, sondern auch hinsichtlich Tempo, Reichweite und Kraft. Mein Raphael hat bereits ernsthafte Konkurrenz von der schnellen April bekommen, die mit Mikrofon und Kamera kräftig austeilt.
Nach rund zehn Minuten ist die Demo zu Ende, aber ich zocke sie noch mehrere Male durch. Ich kriege nicht genug von der verspielten Grafik, dem variantenreichen Kampfsystem und den unterschiedlichen Figuren. Mit jedem Durchlauf finden sich zudem mehr grafische Feinheiten und weitere Möglichkeiten, den Combo-Zähler nach oben zu treiben. Nur eine Kleinigkeit habe ich an der aktuellen Version zu bemängeln: Manche Eingabe scheint mit einer geringen Verzögerung übertragen zu werden, sodass nicht jede Aktion punktgenau sitzt. Daran sollte das Team von Tribute Games noch feilen.
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