Test - Stranglehold : John Woos Actionknaller im Test
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Wo John Woo draufsteht, stecken jede Menge Action, unrealistisch lange Schusswechsel und ein absurd hoher Bodycount drin – jedenfalls wenn man von John Woo in seiner frühen Schaffensphase redet. Von genau diesen Werken inspiriert und sogar unter seiner Mitwirkung ist 'Stranglehold' entstanden. Was ist am Ende dabei herausgekommen? Ein fesselndes Actionfeuerwerk mit Edeloptik oder doch ein Grafikblender und Langweiler?
Tequila ist wieder da. Dieser selbstlose Cop, der es liebend gerne mit Gegnern in Überzahl zu tun hat und der immer mindestens 10.000 Schuss in seinen Taschen mit sich trägt. In 'Hard Boiled' hat John Woo ihn, besser gesagt Hauptdarsteller Chow Yun Fat, bereits aus allen Rohren feuern lassen und so Hundertschaften von Mafiaschergen in die ewigen Jagdgründe geschickt. Dabei schien keine Situation zu absurd und kein Tod sinnloser zu sein. Hauptsache es knallt und die Effekte stimmten. Story war schon damals nicht die große Stärke des Hongkong-Kinos und auch von 'Stranglehold' dürfen wir dies nicht erwarten. Grob gesagt geht es um einen ermordeten Polizisten, zwei entführte Schönheiten, rivalisierende Gangsterbosse und den besagten Supercop, der alle Widersacher mit Blei durchsiebt. Also genau der richtige Stoff für alle Actionfans, die nicht genug davon bekommen können, Levels in Schutt und Asche zu legen und dabei nichts als Trümmer und Leichen zu hinterlassen.
Linear, aber hübschTechnisch spielt 'Stranglehold' in der ersten Bundesliga. Dank 'Unreal'-Grafikengine und aufgebohrter Havok-Physikengine durften Levels noch nie detaillierter demoliert werden. Betonsäulen zersplittern in kleinste Einzelteile, bis nur noch das Stahlskelett zurückbleibt, im Casino zerfetzt es die Automaten, sodass das Kleingeld herausklimpert, und wenn die vielen Leuchtreklamen, Geländer und Vasen zersplittern, dann bleibt fast keine Zeit, sich auf die Schusswechsel zu konzentrieren. Nach dem kurzen Intro geht es nämlich sofort zur Sache, dann werden die Knarren gezückt und von da an nie wieder weggesteckt. Ruhepausen werden euch nur während der Zwischensequenzen gegönnt, danach geht es sofort weiter mit der Ballerorgie. Kein Moment, in dem man die hübsche Umgebung etwas genauer betrachten kann.
Schade eigentlich, denn die Designer haben sich wirklich Mühe bei der Gestaltung gegeben, doch davon bekommen wir fast nichts mit, denn wenn doch einmal Pause sein sollte, dann nur, weil wir auf der nervigen Suche nach dem letzten Drogenlabor sind, das sich während des Durchmarsches irgendwo versteckt hat. Missionsdesign ist leider nicht unbedingt die große Stärke von 'Stranglehold'. Labore zerstören und Bomben anbringen klingt irgendwie nur leidlich spannend. Fast schon innovativ ist dagegen das Beschützen einer Band, während von allen Seiten die bewaffneten Anzugträger angestürmt kommen. Über das Warum sollten wir uns an dieser Stelle keine Gedanken machen, denn 'Stranglehold' soll nicht logisch sein. Typisch John Woo halt.
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