Test - Starcraft Remastered : Weltraum-Klassiker, besser denn je
- PC
Was vor fast 20 Jahren begann, wartet jetzt auf seine (vermeintliche) Vollendung: Blizzard bringt den RTS-Klassiker Starcraft in einer überarbeiteten Remastered-Fassung auf den Markt. Wie bei vielen Neuauflagen dieser Art stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt oder ob man das Spiel nicht hätte lieber ruhen lassen sollen. Die Antwort darauf: ein klares Jein.
Fast 20 Jahre ist es her, dass Blizzard mit dem Echtzeit-Strategiespiel Starcraft eine neue Ära einläutete – und zwar nicht nur für ein ganzes Genre, sondern auch für das Phänomen des E-Sports. Letzteres soll uns an dieser Stelle nicht weiter beschäftigen, doch es zeigt, wie wichtig Starcraft für die Geschichte der Computer- und Videospiele im Allgemeinen war und immer noch ist. Da verwundert es kaum, dass auch Blizzard auf den aktuell vor sich hin düsenden Remake-Zug aufspringt und seinen Weltraumklassiker in einem leicht aufgebohrten Grafikgewand abermals auf den Markt bringt. Die große Sorge vieler Fans: Die kalifornische Software-Schmiede übertreibt es mit dem Facelifting und verdirbt die stilbildenden Wurzeln des Originals. Doch wir können euch beruhigen: Genau das ist nicht geschehen.
Futuristischer Dreikampf
StarCraft sorgte bei seiner Veröffentlichung im Jahr 1998 mächtig für Wirbel. Anstatt – wie damals üblich – zwei Fraktionen in den Kampf zu schicken, stehen sich in dem Echtzeitstrategie-Spiel von Blizzard gleich drei Völker gegenüber. Da wären die als Allround-Talente geltenden Terraner, die eher konventionelle Einheiten in den Kampf schicken. Die insektenartigen Zerg setzen hingegen auf ihre enorme Masse, während die Kultur der Protoss sich auf fortschrittliche Technologien gründet. Das alles sorgt für ein jeweils extrem individuelles Spielgefühl der einzelnen Fraktionen, was den speziellen Reiz von Starcraft ausmacht – insbesondere im Multiplayer-Modus.
Genau diesen wollen wir bei unserem Test in den Fokus rücken, da er definitiv das Herzstück des Spiels bildet. Zwar hat Blizzard auch der Solokampagne – zumindest ansatzweise – einen neuen Anstrich verpasst. Besonders die hübschen Illustrationen gefallen und sind weniger steril als die früheren Textblöcke. Doch die interessantesten Neuerungen betreffen nun mal den Multiplayer-Part. Das fängt mit neuen Komfortfunktionen wie zum Beispiel einer Freundesliste an, geht über eine verbesserte Spielerzuweisung und hört mit motivierenden Bestenlisten noch lange nicht auf. Zugegebenermaßen alles nur Details, die in ihrer Summe aber den Spielkomfort spürbar erhöhen. Lobenswert ist zudem die Tatsache, dass die Remastered-Version trotz der Änderungen kompatibel zum Original ist – keiner wird ausgeschlossen.
Deutlich ernüchterter waren wir hinsichtlich alter Probleme, die ihren Weg unverändert in die Remastered-Version gefunden haben. Da wäre nicht nur das völlig veraltete Interface, sondern unter anderem die nach wie vor ziemlich dämliche Wegfindung. Kenner des Originals mögen sich daran im Laufe der Jahre gewöhnt haben, dass sich ihre Einheiten gerne mal verkeilen oder WBFs sich idiotischerweise hinter zuvor errichteten Gebäuden verbarrikadieren, doch die nachgewachsene Generation erwartet diesbezüglich schon etwas mehr und dürfte sich angesichts solcher „Kinderkrankheiten“ eher vom Spiel abwenden. Von solchen kleinen Ärgernissen ließen sich noch einige Beispiele aufführen. Doch Blizzard hat ganz bewusst die Finger von diesen Wunden gelassen, um – so offiziellen Aussagen zufolge – den Geist des Originals beizubehalten. Das ist einerseits löblich, doch an der einen oder anderen Stellschraube hätten sie dann doch gerne mal drehen können.
Dass diese Liebe zur Werktreue auch positive Auswirkungen haben kann, belegt die Grafik von Starcraft Remastered auf eindrucksvolle Art und Weise. Zwar haben die Entwickler sämtliche Einheiten komplett neu erstellt, dennoch sehen sie allen optischen Verfeinerungen zum Trotz ihren Vorbildern aus dem Jahre 1998 erfreulich ähnlich. Ihr müsst euch das ungefähr so vorstellen, als hätte jemand euren geliebten Oldtimer ordentlich poliert, verchromt und in zahlreichen anderen Details aufgebohrt. Es ist dasselbe Auto, macht aber für das Auge sehr viel mehr her. Das gilt auch für die neue Echtzeitbeleuchtung, die verbesserten Einheitenportraits oder die hübschere Darstellung des Wassers. Es passt einfach alles, die Remastered-Version atmet quasi mit jedem Bit und Byte das alte Starcraft.
Auch bei der Soundkulisse hat sich einiges getan. Die Musikstücke klingen jetzt viel klarer und die Kommentare der Einheiten wurden neu eingesprochen. Hieran scheiden sich die Geister: Eingeschworene Fans dürften bemängeln, dass die Sprüche stellenweise deutlich vom Original abweichen. Andererseits passen die neuen Aufnahmen optimal in das restliche Sound-Korsett des Spiels.
Kommentarezum Artikel