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Test - Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge : PSVR2-Test: Mittendrin im Krieg der Sterne

  • PS5
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Virtuelle Realität ist die Ausgeburt des Eskapismus, und so stellt die berühmte weit, weit entfernte Galaxie des Star-Wars-Universums ein ideales Ziel für alle dar, die für ein paar Stunden dem Ernst der Welt entkommen wollen. Wie wir schon durch das Meta-Quest-2-Original wissen, zeichnet sich Star Wars: Geschichten vom Rand der Galaxis durch einfache Erzählungen, klare Gesinnungen und effektvolles Geballer aus. Bliebe also nur noch die Frage, wie sich die Enhanced-Edition, die nun für PSVR 2 erhältlich ist, vom Original unterscheidet.

Sorgenfreies Ballern etabliert sich immer mehr zu einem Hauptgenre im VR-Segment. Siehe Resident Evil 8: Village (PSVR2-Test), das die Stärken der Kombination aus dicht gewobenem Horror, PS5-Grafikapazität und gut ausgearbeitetem Gunplay auf eindrucksvolle Weise demonstriert.

Star Wars: Geschichten vom Rand der Galaxis – Enhanced Edition ersetzt den Horror-Faktor durch eine gehörige Portion Star-Wars-Tourismus, spielt sich aber erstaunlich ähnlich, wenn man mal davon absieht, dass weniger Puzzles zu lösen sind und das gesamte Bewegungsmuster auf gefühlt halbierter Geschwindigkeit läuft.

Der wilde Sternen-Westen

Ihr schlüpft in die Rolle eines namenlosen Raumschiffmechanikers, der nach dem Überfall einer Piratenbande unverhofft mit einem Raumschiff abstürzt und von da an versucht, über die Runden zu kommen. Was im Star-Wars-Jargon bedeutet, dass ihr für Geld eure Laserpistole sprechen lasst. Ihr holt euch Aufträge in einer Bar ab, die in der Regel simple Vorgaben beinhalten, auf dem Weg allerdings eine unterhaltsame Sightseeing-Tour auswalzen, über exotische Planeten führen und Begegnungen mit dem einen oder anderen berühmten Helden der Saga zur Folge haben.

Die durchweg linearen Pfade, auf denen ihr euch bewegt, sind mit Loot und Sammelgegenständen gepflastert, die ihr im Shop verbraten könnt, um kosmetische und praktische Ausrüstungsgegenstände zu erwerben. Zwischenzeitlich verlangen herumliegende Leichen und interessante Randobjekte einen Durchlauf mit dem Handscanner für Einträge in einem Journal. Typische Randaufgaben abseits heftiger Ballergefechte und selten eingestreuter Schalterpuzzles, die jedoch keine tiefgehende Spielmechanik unterliegen.

Das ist nicht tragisch. Was in einer Beschreibung allzu simpel klingt, entspricht in der Praxis genau dem, was Star Wars Episode 4 und Serien wie The Mandalorian so beliebt macht. Wie im wilden Westen wiegt man auch hier Gerechtigkeit mit Feuerkraft auf, was sämtliche Taten wunderbar moralbefreit und unkompliziert erscheinen lässt. Keine Politik, keine philosophischen Komplikationen, einfach nur Pew Pew im ewigen schwarz-weiß gehaltenen Kampf von Gut gegen Böse. Wobei Tales from the Galaxy’s Edge interessanterweise einige der wenigen Grautöne zwischen dem schwarz-weißen Gesinnungsgefüge auslotet. Zwar vornehmlich in dem Teil des Spiels, der auf Quest 2 nur als DLC erhältlich war (und in der PSVR2-Fassung voll inkludiert wurde), aber immerhin.

Ein etwas schleppender Einstieg

Schade nur, dass die ersten Kapitel so zäh sind wie eine Lage auf Tatooine getrocknetes Banthafleisch. Eine endlos wirkende Kette an Erklärungen und Einschränkungen führt blutige VR- Anfänger (und nicht zuletzt Sony-Gamer, die nur PSVR-1-Steuerung gewohnt sind) behutsam an sämtliche Spielregeln heran und strapaziert dabei die Nerven aller, die den Leitfaden nicht in aller Ausführlichkeit benötigen. Angesichts der eher geringen Substanz des Kern-Spielablaufs völliger Overkill.

Sei es drum, man lernt, wie man sich bewegt, wie man den umgeschnallten Jet-Pack aktiviert und natürlich wie man böse Roboter und finstere Raumpiraten zur Strecke bringt, die im Laufe des Spiels kaum mehr Zielwasser gesoffen haben als ein Rudel sturzbetrunkener Sturmtruppler auf Landurlaub, aber aufgrund ihrer Anzahl schnell erledigt werden müssen.

Aufgrund der meist erdrückenden Überzahl an Robotern, Piraten, kleinen Tieren und fliegenden Drohnen, denen ihr begegnet, müsst ihr schnell verinnerlichen, wie ihr Waffen abfeuert, sie vom Boden aufhebt (was dank Ansaug-Funktion ähnlich komfortabel funktioniert wie in Half-Life: Alyx), wie ihr sie nach ein paar Salven durch Entlüftung vor Überhitzung schützt oder wie ihr sie in einem der beiden Klemm-Halfter verstaut, damit ihr beide Hände für andere Tätigkeiten frei habt.

Letzteres vornehmlich für das Hantieren mit einem Multifunktionswerkzeug, das Schrauben aufdrehen, Elektrizitätsbögen auswerfen oder Schweißnähte entfernen kann. Es kommt alle Nase lang für das Öffnen und Bedienen von Schaltern zu Einsatz. Nur so lassen sich Schränke öffnen, die bessere Blaster, Thermaldetonatoren (für alle Nicht-Sternenkrieger: Handgranaten) oder kleine Drohnen beinhalten, von denen euch bis zu drei gleichzeitig begleiten.

Bedauerlicherweise haben die Schalter an den Schränken kaum Puzzle-Charakter. Mehr als ab und zu Rädchen auf die gleiche Seite drehen oder Energiebalken synchron füllen, ist nicht zu tun, aber diese Unterbrechungen bringen immerhin ein wenig Abwechslung in ein Spiel, das gefühlt zu achtzig Prozent aus Ballern besteht.

Sternen-Tour VR

Glücklicherweise entfaltet Geschichten vom Rand der Galaxis seine wahren Stärken, bevor es droht, in einer eintönigen Shooter-Monotonie zu versinken. Nach den ersten zwei schleppenden Stunden blüht es durch ein Schauplatz-Bombardement auf, an dem man sich kaum sattsehen kann. Fotorealismus dürft ihr nicht erwarten und auch keine komplexen Randdetails wie in Horizon: Call of the Mountain (Test). Die Oculus-Studios entwarfen den Titel ursprünglich für Meta Quest 2, dessen Hardware-Ressourcen keinen Vergleich standhalten.

Und doch liegt das Vergnügen in einer regelmäßig aufgefrischten Mischung aus Cameo-Auftritten, Lore-Brotkrumen und Spezialkapiteln, die man aus den Augen völlig anderer Spielfiguren erlebt. So schlüpft ihr kurzzeitig in die Haut eines angehenden Jedi während seines Trainings oder brezelt euch in Gestalt des Kopfgeldjäger-Roboters IG-88 durch das Versteck eines Gangsterbosses.

All diese Kapitel, wie auch der zentrale Spielanteil, wurden hervorragend auf Ansicht und Steuerung eines VR-Erlebnisses optimiert. Ihr habt stets die Kontrolle über all eure Handlungen und könnt sogar zwei Waffen gleichzeitig tragen – was leider aufgrund des ständigen Lüftungszwangs der Waffen nur kurzzeitig Sinn ergibt, aber umso mehr nach Badass-Gameplay riecht.

Star Wars: Tales from the Galaxy's Edge - PSVR2-Gameplay: So spielt sich der Star-Wars-Shooter

In unserem Gameplay-Video zeigen wir euch Spielszenen aus dem PSVR2-Shooter Star Wars: Tales from the Galaxy's Edge.

Inventar, Waffenhalfter und Spezialwerkzeug erreicht ihr mühelos und nach erster Eingewöhnung absolut intuitiv. Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge mag somit weder das abwechslungsreichste noch das komplexeste Spielerlebnis der PSVR-2-Bibliothek sein, aber allemal eines der natürlichsten. Und – nicht zu vergessen – eines der atmosphärisch dichtesten, was mitunter der sehr guten Soundkulisse zu verdanken ist. Das Tempest-3D-Audio über die Kopfhörer mag nicht bei jedem Soundeffekt greifen. So manches heranfliegende Raumschiff wirkt in seiner Akustik erstaunlich zweidimensional. Dafür hämmern euch andere Sounds das Star-Wars-Feeling buchstäblich um die Ohren, etwa wenn Lasersalven direkt an euch vorbeifliegen oder wenn sie an Oberflächen abprallen.

Grund zu Kritik gibt es wenig. Viele Gespräche wirken aufgesetzt und übertrieben gesprochen, aber das dürfte im Star-Wars-Universum abseits der brillant gespielten Andor-Serie zum guten Ton gehören. Die Ansaugfunktion für auf dem Boden liegende Waffen könnte einen etwas großzügigeren Radius offerieren und auch die Tatsache, dass die meisten Gegenstände der Umgebung fest in die Welt betoniert wurden, stört ein wenig, weil die VR-Welt dadurch wenig interaktiv erscheint.

Ebenfalls nervig: Einige Schalter für Türen muss man extrem weit nach unten oder nach hinten schieben, damit sie ihre Funktion erfüllen. Ein wenig mehr Toleranz bei solchen haptischen Bedienelementen hätte Einsteiger besser bedient als die langweiligen Tutorial-Abschnitte. Doch das sind alles nur Kleinigkeiten, über die man getrost hinwegsieht, wenn man dem Thema des Spiels im Allgemeinen etwas abgewinnen kann.

Grafische Unterschiede zum Original

Besitzer der Originalversion auf Meta Quest 2 dürften angesichts des stolzen Preises von knapp unter 50 Euro kaum gewillt sein, das Spiel ein zweites Mal zu kaufen, können aber auch beruhigt schlafen, ohne das Gefühl, etwas Weltbewegendes zu verpassen. Abseits des integrierten DLC, der dem Spiel einige Stunden mehr Spielspaß spendiert, unterschiedet sich die PSVR-2-Fassung vornehmlich durch ihre merklich bessere Beleuchtung und ein paar zusätzliche Partikeleffekte wie etwa Rauch und Dampf.

Star Wars Tales from the Galaxy's Edge - Enhanced Edition PSVR2 - Ankündigungs-Trailer

So langsam trudeln die ersten Ankündigungen für PSVR2 ein und Star Wars Tales from the Galaxy's Edge Enhanced Edition ist eine davon. Erscheint im kommenden Jahr.

Ersteres hat beinahe permanent Einfluss auf die Szenerie, denn Lasersalven strahlen dynamisches rotes oder grünes Licht aus, das während des Flugs den Raum erhellt. Das lässt viele Schießereien lebhafter erscheinen. Überhaupt genießt die Szenerie in der Regel mehr und kräftigere Lichtquellen. Auch wirken Planeten bei Tag heller und ihre Farben kräftiger, was zumindest teilweise dem OLED-Screen von PSVR 2 zuzuschreiben ist. Zudem hat die Detaildarstellung etwas mehr Spielraum, sodass weiter entfernt stehende Gegner noch immer gut zu erkennen sind.

>> Im Kurz-Test: alle PSVR2-Spiele, die wir gespielt haben <<

An der Geometrie schliffen die Entwickler derweil so gut wie gar nicht, denn zugleich leidet die PSVR-Fassung an denselben aufpoppenden Details auf Pfaden, einigen verwaschenen Texturen und dem schon angesprochenen Mangel an interaktiven Gegenständen. Diese Enhanced-Edition ist also nur leidlich aufpoliert.

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