September
Kurz vor Herbstbeginn geht dann mit einem Schlag die Post ab und die
Geldbörse der Spieler, ohnehin gebeutelt von den Biereinkäufen für die
Baggersee-Wochenenden, wird auf eine harte Probe gestellt. 'Freedom
Fighters' bietet einen echten Action-Geheimtipp, 'Tron 2.0' überrascht
durch einen interessanten Look. 'Medal of Honor: Breakthrough', 'NFL
2004', 'Jedi Academy', 'Tony Hawks 4', 'Yager' und die 'Stunde Null'
von 'C&C: Generäle' oder 'Age of Mythology' - in diesem Monat ist
nahezu für jeden Geschmack etwas dabei. Für Enttäuschung sorgt
allerdings 'Republic', das im Vorfeld hoch gehandelte Spiel von
Star-Entwickler Demis Hassabis lässt so ziemlich alles missen, was im
Vorfeld geplant war und entpuppt sich als mittelmäßiges Strategiespiel.
Oktober
Wie schon aus den Vorjahren gewohnt, lassen auch im Jahr 2003 die
Publisher im Oktober ihre vorweihnachtlich gestählten Muskeln spielen.
'NHL 2004' und 'FIFA 2004' begeistern die Sport-Fans, Strategie-Fans
brüten über 'Empires: Die Neuzeit', 'Commandos 3' oder 'Knightshift'.
Nur die Action-Anhänger kommen etwas zu kurz, 'XIII' überzeugt zwar mit
innovativem Cel-Shading-Look und toller Story, aber das war's dann auch
schon, denn 'Chrome' und 'Apocalyptica' werden den Händlern nicht
gerade aus den Händen gerissen.
November
Es hagelt nur so Spiele, man fragt sich, wer so viele Games auf einmal
kaufen soll und sehnt sich nach einer besseren Verteilung der Spiele
über das ganze Jahr. Allerdings ist - wie immer in dieser Jahreszeit -
extrem viel Mittelmaß vertreten. Dennoch werden Spieler gut bedient,
denn es sind schon einige interessante Titel vertreten. 'Baphomet's
Fluch 3' und 'Tony Tough' bestätigen, dass das Adventure-Genre noch
lange nicht tot ist - vielen Dank noch mal an dtp Medien für das
Genre-Revival. 'Need for Speed: Underground' erfreut die Fans des
Arcade-Racing, die nun endlich mal selbst an ihren Karren
herumschrauben können. 'Call of Duty' schickt uns kurz und knackig in
den Zweiten Weltkrieg. Konami ärgert EA gewaltig mit der PC-Version der
Fußball-Legende 'Pro Evolution Soccer'. Phenomic sorgt mit 'SpellForce'
für Innovation und Ubi Soft jagt das schicke Action-Adventure 'Beyond
Good and Evil' und den gnadenlos guten hüpfenden Prinzen aus Persien
hinterher. Und nicht zu vergessen natürlich das Über-Rollenspiel des
Jahres: 'Star Wars: Knights of the Old Republic' von den RPG-Legenden
Bioware zeigt wieder einmal allen, dass die besten Rollenspiele aus
Kanada kommen. Und 'Max Payne 2' bestätigt, dass die Würze in der Kürze
liegen kann.
Dezember
Das Jahr geht zuende, der Inhalt der Geldbörse ebenso, macht aber auch
nichts, denn im Dezember kommt eigentlich nur noch Schrott.
Erwähnenswert vielleicht das gurkige Remake des Klassikers 'Defender of
the Crown'. Einmal tief durchatmen, Energien für das kommende Jahr
sammeln und die Reste wegzocken, die man im November nicht geschafft
hat.
Skandale und Peinlichkeiten
Natürlich geht so ein Spieljahr nicht ohne böse Überraschungen,
Enttäuschungen und Skandale vorbei. 'Doom III' kommt erst 2004, das
neueste 'Duke Nukem' ist immer noch mehr Gerücht als Realität. Die
Gamestar testet 'Knightshift' ohne Testfreigabe anhand einer alten
Version und der erste Patch zu 'SpellForce' erscheint schon vor dem
Release des Spieles - autsch. Eber einige haben im letzten Jahr so
richtig mit Schmackes ins Klo gegriffen.
Fangen
wir an bei Electronic Arts, die es schafften, einige Monate vor
Inkrafttreten des neuen Jugendschutzgesetzes noch ein Spiel auf den
Index zu bringen, mit dem eigentlich im Vorfeld keiner so richtig
gerechnet hatte, nämlich 'Command & Conquer: Generals'. Zu konkret
waren die inhaltlichen Bezüge des Spieles auf Terrorismus und
Irak-Krieg, so dass die BPjM das Spiel am 28. Februar auf den Index
setzte. Herbe Enttäuschung für EA, wenn auch von daher halb so wild,
als das Spiel bereits zwei Wochen in den Läden stand. Im Herbst
erschien dann die entschärfte Version mit geänderten Örtlichkeiten,
Robotern und allen erdenklichen weiteren Änderungen.
Und wo wir dabei sind, gleich noch mal Electronic Arts - auch im
Sportbereich machte der Publisher von sich reden, wenn auch hier der
Buhmann des Tages sicher an unser aller National-Torhüter Olli Kahn
geht. Der konnte nämlich seinen Anblick in EAs 'FIFA 2002' nicht
ertragen und reichte Klage ein, mit der Begründung, er wäre nicht
gefragt worden. Nun ja, Olli, sooo hässlich bist du auch wieder nicht
und man kann kaum von EA verlangen, dass zusätzlich zu den erworbenen
Lizenzen auch noch jeder Spieler einzeln gefragt wird. Aber sei's drum,
Olli hat Recht bekommen und 'FIFA 2002' darf nicht mehr verkauft
werden. Interessiert nur keinen, denn mittlerweile ist das Spiel zwei
Jahre alt und zwei Nachfolger reichen massig als Ersatz. Olli, bleib
bei deinen Pfosten!
Auch
unsere 'Neverending Story' ging in die nächste Runde - 'Counter-Strike:
Condition Zero' entwickelt sich immer mehr zur Lachnummer. Schon vor
knapp eineinhalb Jahren sollte die Solo-Variante des beliebtesten aller
Shooter erscheinen und nach etlichen Verschiebungen wurde eine völlig
neue Variante der Peinlichkeiten eingeführt: der Entwicklerwechsel.
Bereits 2002 flog Gearbox Software als Entwickler von der Klippe und
Ritual Entertainment wurde angeheuert. Im Mai hieß es dann 'fast
fertig', im September wurde verschoben, im Oktober kam die
Gold-Meldung, am 18. November sollte das Spiel endlich erscheinen.
Allerdings wurde gleichzeitig auch bekannt, dass mit Turtle Rock schon
wieder ein neuer Entwickler im Boot war. Im November dann endlich die
nächste Verschiebung. Das Spiel gibt es derzeit noch genauso wenig, wie
einen konkreten Release-Termin - sucht Valve etwa wieder einen neuen
Entwickler? Kommt 'CS: CZ' vor oder nach 'Duke Nukem Forever'? Oder
etwa gar nicht?
Tja, und dann war da noch 'Half-Life 2'... im Frühjahr die frohe
Botschaft: Es kommt, es ist fast fertig, im September soll es da sein.
Erste bewegte und unbewegte Bilder auf der E3 stützten die Aussage.
Tausende von Spielern erlitten den ersten Herzinfarkt des noch jungen
Jahres. Weiteres Material folgte im August auf der ECTS und der GC,
aber auch die Nachricht, dass der Release sich dann doch noch verzögern
würde auf 'später in 2003'. Im Oktober dann die Horror-Nachricht: Der
Quell-Code von 'Half-Life 2' war offenbar gestohlen worden und tauchte
in den Tiefen des Internets auf. Die Spieler waren schockiert (und
luden zum Teil vermutlich den Source-Code wie die Geier herunter) und
Valve reagierte: Verschiebung um mehrere Monate aufgrund tiefgreifender
Änderungen des Source-Codes als Auswirkung des Diebstahls. Böse Sache,
noch böser, weil sich mittlerweile um selbige Aktion wahre Legenden
ranken und nicht wenige Spieler gar glaubten, neben anderen Gerüchten,
der Source-Code sei eine uralte Version und nur herausgegeben, um eine
größere Terminverschiebung zu rechtfertigen, ohne die Spieler zu
verprellen nach den vollmundigen Worten über einen September
2003-Release. Was nun wirklich passiert ist, werden wir wohl nie
erfahren, aber eins ist sicher: Kaum ein anderes Ereignis um ein Spiel
sorgte für derart viel Aufsehen.
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