Special - Wenn normal zu einfach ist : Selbst auferlegte Herausforderungen
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Videospiele bieten etwas für jeden Spielertyp. Wer wenig Zeit oder Frustresistenz hat, regelt den Schwierigkeitsgrad herunter und braust durch das Spiel. Wer es etwas kniffliger mag, wagt sich an Titel wie Dark Souls oder versucht das Spiel seiner Wahl zu 100 Prozent abzuschließen und sämtliche Trophäen zu erlangen. Manch einem reicht aber auch das nicht. Neben den immer populärer werdenden Speedruns gibt es viele weitere sogenannte selbst auferlegte Herausforderungen, bei denen Extremzocker das Spiel und sich selbst an die Grenzen des Machbaren bringen.
"It's dangerous to go alone. Take this", wird Link zum Auftakt von The Legend of Zelda gesagt. Das Schwert ist ein derart essenzieller Bestandteil von Nintendos Action-Adventure-Klassiker, dass es unvorstellbar erscheint, dass sich nahezu das komplette Spiel ohne das Schneidwerkzeug absolvieren lässt. Einzig Endgegner Ganon kann so nicht bezwungen werden. Ist euch das noch zu simpel, könnt ihr diese Vorgehensweise ja einfach mit einem Drei-Herzen-Run kombinieren, also ohne Herzcontainer von besiegten Dungeon-Bossen aufzunehmen.
Speedrunner Daniel "Kareshi" Brown treibt das Ganze auf die Spitze und verpflichtet sich in seiner "Extreme Challenge" dazu, zusätzlich zu den oben genannten Hilfsmitteln auch auf Gegenstände wie Bumerang, Schild und Kraftarmband zu verzichten. So wird The Legend of Zelda schnell zum reinen Überlebenskampf. Dem freiwilligen Verzicht auf lebenswichtige Herzen wird auch in anderen Zelda-Spielen gefrönt. Kollege Robin zockte einst Ocarina of Time mit lediglich drei Herzen durch und wurde dafür von den Kollegen der N-Zone in der Zeitschrift verewigt.
Punktlandung
Auch andere Spiele aus Nintendos Kultkiste eignen sich hervorragend für solche Extraherausforderungen. Bei Super Mario Bros versuchen sich Jump-'n'-Run-Gurus an "Low Score Runs", also dem Durchspielen mit einer möglichst geringen Punktzahl. Hört sich leichter an, als es ist, denn Punkte bringende Münzen und Gegner befinden sich im Pilzkönigreich quasi überall. Der aktuelle Weltrekord ohne die Hilfe von Emulatoren liegt bei 500 Punkten. Let's Player GVirusG spielt hingegen Super Mario World mit Emulator und legt sich für jedes Level andere Bedingungen auf. Dazu zählen doppelte Geschwindigkeit, zufällig vertauschte Kontrollschemata und weitere Kniffe, die ihn ständig vor neue Hürden stellen.
Bei der Metroid-Reihe sind Durchläufe beliebt, bei denen man möglichst wenige Gegenstände aufnimmt und Räume erkundet, was im Prinzip der traditionellen Spielweise diametral gegenübersteht. Unter Pokémon-Profis ist die "Nuzlocke-Challenge" sehr populär. Wird euer Taschenmonster im Kampf besiegt, muss es freigelassen oder dauerhaft gelagert werden. Außerdem dürft ihr an jedem Ort stets nur das erste Pokémon fangen, auf das ihr trefft.
Messer-Jocke
Richtig hart wird es, wenn Spiele wie God of War oder Ninja Gaiden ohne Upgrades aller Art absolviert werden. Bei Ninja Gaiden – einem Spiel, das für seinen Schwierigkeitsgrad berühmt-berüchtigt ist – gibt es sogar einen "No Damage Run". Der kleinste Kratzer - und es geht wieder komplett von vorne los. Der Grat zwischen zusätzlichem Ansporn und reiner Selbstkasteiung ist manchmal schmal.
Resident Evil 4 lädt hingegen zum "No Merchant Run" ein, bei dem ihr zwar Waffen benutzen könnt, die ihr im Spiel findet, aber keine neuen Schießeisen oder Upgrades erwerben dürft. Bei dieser Challenge ist es hilfreich, dass ihr den reisenden Händler des Spiels direkt bei der ersten Begegnung um die Ecke bringen könnt und so später nicht mehr in Versuchung geführt werdet. Im ersten Resident Evil von 1995 war es ein beliebter Skill-Test, das Spiel einzig und allein mit Chris Redfields Messer als Waffe durchzuspielen. Neue Auflagen wie das jüngste Remake für die aktuellen Konsolen und den PC haben den Reiz dieser Challenge erkannt und spendieren Messerexperten ein eigenes Achievement.
Regeländerung
Einen besonders guten Nährboden für das Gegen-den-Strich-Spielen bieten Open-World-Spiele mit möglichst vielen Entfaltungsmöglichkeiten, also vor allem solche aus dem Hause Bethesda. Schon mal Skyrim als Veganer gespielt? Hierbei müsst ihr nicht nur auf Rüstungen aus Leder, Fell oder Drachenknochen sowie alle Arten von Bögen verzichten – schließlich werden für die Pfeile Federn verwendet -, sondern müsst auch allen Tränken abschwören, in denen tierische Inhaltsstoffe vorhanden sein könnten. Nur das Selberbrauen mit rein pflanzlichen Zutaten ist erlaubt. Und natürlich dürft ihr auch keine Tiere töten; abgesehen von den paar Drachen, ohne deren Ableben die Story nicht weitergehen würde.
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