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Special - Hatred : Hass und Gewalt

  • Multi
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An Skandalen mangelte es der Videospielwelt noch nie. Kein Wunder, dass so mancher Leser oder Schreiber bei vielen dieser angeblichen „Skandale“ häufig nur noch kurz mit der Braue zuckt. Ab und an taucht jedoch etwas auf, das die Gemüter tatsächlich extrem erhitzt. So nun geschehen, als der polnische Entwickler Destructive Creations einen Trailer zu seinem Spiel Hatred veröffentlichte. Was wir davon halten, erfahrt ihr in den folgenden Absätzen. Doch wie steht ihr dazu? Wie ist eure Meinung? Teilt es uns in den Kommentaren mit.

Michael Zeis:

Als ich das Hatred-Thema in der heutigen Redaktionskonferenz zur Diskussion stellte, tendierte ich zunächst dazu, die Entwickler nicht mit „indirekter Werbung“ in Form eines Artikels für ihr Machwerk auch noch zu belohnen. Denn genau auf diese Instrumentalisierung der Medien haben sie es offensichtlich abgesehen. Andererseits darf das Thema nicht einfach ignoriert werden. Schweigen ist auch keine Lösung, wovon mich die Kollegen während der Konferenz überzeugen konnten. Zumindest den Trailer zum Spiel werde ich an dieser Stelle aber nicht veröffentlichen. Wer den sehen möchte, findet ihn problemlos anderswo. Auf diese Klicks verzichte ich gerne. Die Screenshots sind hier, weil reine Textwüsten ohne Bilder leider nach wie vor zu viele Leser abschrecken und für Ignoranz ist dieses Thema zu wichtig.

Hatred geht zu weit. Spätestens, wenn der Protagonist einer hilflosen Frau, die um ihr Leben fleht, die Waffe in den Mund steckt und abdrückt, möchte ich einfach nur noch kotzen. Nicht nur wegen der gezeigten Gewalt. Denn Gewalt sind wir – wenn auch nicht immer in dieser plakativen Form – von vielen Spielen gewöhnt. Es geht mir unter anderem darum, dass es mich aufregt, wenn Entwickler mein Lieblingsmedium missbrauchen, um fürs schnelle Geld einfach nur zu schockieren. Destructive Creations hat mit dieser Strategie jetzt schon Erfolg. Das Spiel taucht bereits in fast allen wichtigen Spielemagazinen auf.

Dass es nicht einfach nur das nächste Spiel mit Gewaltszenen ist, zeigt auch die Reaktion von Epic Games. Zwar wurde deren Unreal Engine genutzt, doch Epic Games distanziert sich öffentlich und unmissverständlich von diesem Spiel. Dazu gehört, dass Epic verlangt, dass ihr Logo nicht eingeblendet wird. Doch ist Gewalt nicht ohnehin omnipräsent – nicht nur in Videospielen, sondern auch in Filmen? Kämpfen wir nicht stets dafür, dass Videospiele auch als Kunstform akzeptiert werden? Und darf Kunst nicht alles, insbesondere übertreiben?

Das ist natürlich ein Fass ohne Boden, doch zunächst zur omnipräsenten Gewalt: Ja, das stimmt. Gewalt wird uns jeden Tag in allen möglichen Formen ins Gesicht geschleudert. Das alles aber über denselben Kamm zu scheren, ist meiner Meinung nach ein Fehler. Es gibt Grenzen. Allerdings definiert die jeder für sich selbst anders. Deshalb kann ich hier auch nur meine ganz persönliche Sicht einbringen und die lautet, auch wenn ich mich wiederhole: Hatred geht zu weit. Woran merke ich, dass meine persönliche Grenze überschritten wird? Daran, dass die Betrachtung des Trailers Ekel und Wut in mir auslöst - ganz simpel, ganz einfach.

Ich muss nicht alles locker sehen, weil es so übertrieben dargestellt wird, dass es angeblich nicht ernst gemeint sein kann. Genauso muss ich nicht alles gutheißen, nur weil jemand vielleicht den Kunststempel draufdrückt. Womit wir beim Kunstargument wären. Kunst darf NICHT alles. Ich werde jetzt nicht in den plakativen Topf greifen, um ein theoretisches Beispiel hervorzuzaubern. Mit ein wenig Fantasie fallen zweifellos jedem schnell genügend Aktionen ein, die sich kein „Künstler“ erlauben dürfte. Davon abgesehen wird Hatred ohnehin nicht unter dem Kunstdeckmantel beworben und ist meiner Meinung nach von Kunst so weit entfernt wie von einem guten Spiel. Dennoch: Wir bemühen uns aktuell um Kontakt zum Entwickler, damit auch die andere Seite zu Wort kommen kann. Ich bin gespannt darauf zu hören, was er zu sagen hat.

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