Special - Helden ohne Vorlage : Die etwas anderen Superhelden

Spider-Man, Batman, Superman ... Comics und Comic-Verfilmungen haben in den vergangenen Jahrzehnten extrem an Popularität gewonnen. Aus unserer Popkultur sind sie nicht mehr wegzudenken. Doch auch in Videospielen gibt es Helden mit außergewöhnlichen Kräften, die nicht dem bedruckten Papier oder einer Kinoleinwand entsprungen sind. Aber wie definieren wir "Superheld" in diesem Fall? Gar nicht so einfach, schließlich beherrschen auch die Charaktere aus Spielen wie Street Fighter mit ihren Hadookens und Sonic Booms Dinge, die kein normaler Mensch kann. Und jeder magisch begabte Charakter wäre demnach auch ein Superheld. Ein Skyrim-Magier der höchsten Stufe brutzelt schließlich Drachen weg, als wären es lästige Fliegen. Und was ist mit Zeitreisenden? Kann man in diesen Fällen wirklich von klassischen Superhelden sprechen? Unserer Meinung nach kann man das nicht.

Das passt dann schon eher zu jemandem wie Mario. Quasi der Videospiel-Vorzeige-Saubermann. Der Peter Parker mit Plauze. Kein Weg ist zu weit, um zum x-ten Mal die Prinzessin zu befreien. Dabei schießt er Feuerbälle aus seiner Hand, kann trotz Körperfülle erstaunlich hoch und weit springen und in vielen seiner Spiele sogar fliegen. Manche dieser Fähigkeiten sind allerdings nur temporär und werden mithilfe von Power-ups erzielt. Aber auch viele andere Superhelden sind ohne ihre Kräfte geboren worden und mussten sich diese erst verdienen oder aneignen.

Gottgleich

Dies trifft auch auf die Protagonisten der Deus-Ex-Spiele zu. Dank Nanotechnologie und biomechanischer Augmentationen haben JC Denton und Adam Jensen außergewöhnliche Fähigkeiten, gegen die selbst der 6-Millionen-Dollar-Mann sehr alt aussieht. Hacken, Sehen, Kämpfen – die Cyborgs beherrschen alles besser als normale Menschen. Zu "besseren" Menschen macht sie das aber nicht unbedingt. Die Deus-Ex-Spiele sind nicht zuletzt auch eine Warnung vor zu viel Entmenschlichung. Denn wer kann noch moralisch handeln, wenn er sich erst mal zu einer Art Gott gemacht hat?

Dieses Problem kennt auch Kratos aus God of War. Einst ein irdischer Krieger, wird er durch einen Pakt mit Ares erst zum Übermenschen und schließlich selbst zum Gott des Krieges. Als solcher tötet er reihenweise andere Götter und den Rest der griechischen Sagenwelt. Auch die God-of-War-Spiele beschäftigen sich mit den negativen Seiten des Superheldentums. Kratos ist kein Erlöser und Retter, sondern ein Antiheld, der nur von Rache getrieben wird und sich an seiner eigenen Macht berauscht. Auch Asura aus Capcoms Asura's Wrath ist ein Halbgott, der mit seinen göttlichen Verwandten noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Selbst planetengroße Gegner sind dabei keine Hürde für den weißhaarigen Wutbürger.

Ex-orb-itantes Trio

Doch es sind vor allem drei Videospielreihen, die in den letzten Jahren klassische Superheldensagen erzählt haben. Dabei lassen sie uns Spielern die Freiheiten, uns zu entscheiden, wie und für welchen Zweck wir unsere Kräfte einsetzen. Als Erstes im Bunde erschien 2007 Crackdown – allerdings nicht in Deutschland. In der Rolle eines körperlich getunten Angehörigen der sogenannten Agency ist es eure Aufgabe, die drei Verbrecherorganisationen von Pacific City zur Strecke zu bringen. Fähigkeiten erwerbt und verbessert ihr mit Orbs, deren Wirkung sich an eurem Spielstil orientiert. Vor allem die Suche nach schwer zu erreichenden Orbs konnte sehr motivierend sein, da man durch die Verbesserung seiner Kräfte wiederum an andere, vorher nicht erreichbare Orbs gelangen konntet. Crackdowns Vorbilder sind nicht zu übersehen, denn neben der überzeichneten Action ist auch die Grafik komplett im Comic-Stil gehalten. 2010 folgte ein Sequel, das aber nicht mehr die Klasse des Originals erreichte.