Special - Interview mit Thomas Strobl : CDU-Generalsekretär im Gespräch
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GW: Sie fordern, die "Arbeitsweise der USK kritisch zu hinterfragen". Welche Probleme sehen Sie mit der Institution?
TS: Ich sehe kein wirkliches Problem mit der USK und bin mir im Gegenteil der großen Verdienste ihrer bisherigen Arbeit bewusst. Nach so schrecklichen Vorfällen wie Winnenden muss sich aber jeder im Lande die Frage gefallen lassen, ob wir bisher alles richtig gemacht und genug zur Gewaltprävention getan haben. Dies gilt für die Politik ebenso wie eben für gesellschaftliche Einrichtungen, zu denen die USK gehört. Ob beispielsweise die Alterskennzeichnungspraxis der USK bei gewalthaltigen Spielen nach Winnenden noch zeitgemäß ist oder ob nicht die Freigabe etwa von Counter-Strike von 16 Jahren auf 18 hochgesetzt werden sollte, wie Experten dies fordern, ist eine angebrachte Überlegung, der sich gerade auch die USK offen stellen muss.
GW: Müssen die Altersfreigaben der USK in den Läden und zu Hause nicht einfach nur im vorgesehenen Sinne umgesetzt werden?
TS: Dies ist zweifellos ein wichtiger und richtiger Hinweis. Tatsächlich leiden Vorschriften häufig an unzureichender Umsetzung und schwächen sich dadurch gewissermaßen selbst. Deshalb plädiere ich sehr dafür, dass wir alle, Politiker, Bürger, Hersteller und Händler, aber auch Eltern, Lehrer und Jugendliche, mit hohem Verantwortungsgefühl die bestehenden Richtlinien im Jugendschutz einhalten. Dann erst erreichen sie ihre erhoffte Wirksamkeit im vollen Umfang.
GW: Sowohl vor als auch nach dem Beschluss zur Erschwerung des Zugangs zu kinderpornografischen Inhalten in Kommunikationsnetzen rückten Sie mit der Forderung nach einer Ausweitung dieser Netzsperren auch auf "Killerspiele" ins öffentliche Licht. Nähren Sie damit nicht die Befürchtung vieler Kritiker, dass langsam eine Zensurinfrastruktur aufgebaut wird, die eben nicht nur, wie mehrfach von den Regierungsparteien betont, einzig dem Schutz vor Kinderpornografie im Internet dienen soll?
TS: Ihre Frage beinhaltet - vermutlich nicht unbewusst - eine falsche Behauptung. Ich habe nie eine Netzsperre für „Killerspiele" gefordert. Als ich in einer Internet-Plattform davon sprach, nach Winnenden die Verbotsstrategie im Bereich der Kinderpornografie auch mit Blick auf etwaige Risiken schrankenlosen „Killerspiele"-Konsums neu zu überdenken, machte daraus die Online-Ausgabe eines Nachrichtenmagazins die Schlagzeile: „CDU-Politiker bekräftigt Forderung nach Ausweitung der Netz-Sperren." Dies war eine verfälschende Aussage. Dies ärgert mich deshalb, weil dadurch nicht meine eigentliche Auffassung (für die ich gerne geradestehe) den Anlass für kritische Nachfragen bildete, sondern diese verkürzt-verzerrende Darstellung im Netz. Um es deshalb noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Es geht mir nicht um schnelle Antworten auf so schwierige Fragen wie Amokläufe und ihre Ursachen. Ich bin nur dafür, ergebnisoffen und nach allen Richtungen Möglichkeiten zu prüfen, wie so schreckliche Ereignisse künftig verhindert werden können. Nicht mehr und nicht weniger. So hatte ich es im Übrigen auch in der Frage eines möglichen Paintball-Verbots gehalten, die nach Winnenden aufgekommen war und anfangs in Erwägung gezogen wurde. Schon bald zeigte sich indes, dass für einen Zusammenhang zwischen diesem Spiel mit Farbkugeln und etwaiger Amokmentalität kein Nachweis zu erbringen ist. Und von dem Moment an war ich gegen reglementierende Eingriffe staatlicher Stellen auf diesem Gebiet.
GW: Welche Seiten haben Sie allgemein bei einer Netzsperre gegen "Killerspiele" im Sinn?
TS: Da es keinen konkreten Plan einer Netzsperre auf diesem Sektor gibt, habe ich auch keine bestimmten Seiten im Auge, die gesperrt werden müssten.
GW: Wenn es um die Sicherheit von Minderjährigen im Internet und dem Schutz vor nicht altersgerechten Inhalten geht - reicht dann nicht auch eine Filtersoftware, die Eltern auf dem Rechner ihrer Kinder installieren können?
TS: Dies ist auch einer der Punkte, der im Rahmen von Expertenanhörungen derzeit geprüft wird. Wenn uns die Wissenschaft signalisiert, solche Filter reichen aus und erfüllen den erstrebten Zweck, Gefährdungspotenziale zu minimieren, dann bin ich mit dieser Variante einverstanden. Es ist immer zu wünschen, möglichst viele Entscheidungen darüber, was Jugendliche konsumieren, den Familien selbst zu überlassen.
GW: Die Junge Union lehnt ein Verbot und eine Zensur von gewalthaltigen Videospielen komplett ab. Ein Generationenkonflikt?
TS: Es gibt keinen Generationenkonflikt. Die Junge Union mag bereits eine Meinung haben in einem Bereich, in dem ich mir erst noch eine solche bilden möchte. Insofern bin ich mit der JU im Dialog, nicht im Konflikt.
GW: Man soll ja nicht nur das Negative im Leben sehen: Welche positiven Aspekte haben Videospiele im Allgemeinen und Ego-Shooter im Speziellen Ihrer Meinung nach?
TS: Hier bin ich auf Mutmaßungen angewiesen, da ich selbst - wie gesagt - keine Zeit habe, aktiv diesem Hobby nachzugehen. Ich überlasse daher die Beantwortung dieser Frage lieber ganz den eigentlichen Nutzern, die sicher am besten wissen, wo die positiven Aspekte der Videospiele liegen.
GW: Herr Strobl, vielen herzlichen Dank für das Interview!
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