Test - Sniper Ghost Warrior Contracts : Ist scharf geschossen gleich halb gewonnen?
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Die Sniper-Serie aus dem Hause CI Games blickt mittlerweile auf mehrere veröffentlichte Episoden zurück, so richtig glänzen konnte sie aber nie. Die neueste Episode Sniper Ghost Warrior Contracts soll nun alte Zöpfe abschneiden und für frischen Wind sorgen. Wir verraten euch in unserem Test, ob die Entwickler ihr Versprechen eingehalten haben.
Die Story von Sniper Ghost Warrior Contracts ist schnell erklärt. Das Volk in Sibirien jubelt zunächst einem heldenhaft scheinenden Befreier zu, der sich jedoch wenig später als despotischer Tyrann entpuppt und letztendlich auch nur ein weiterer Unterdrücker ist. Um diesem Fiesling und dessen Komplizen das Handwerk zu legen, schickt ein nicht näher beschriebener Auftraggeber einen Scharfschützen ins sibirische Krisengebiet, der die dortige Rebellion unterstützen soll – wenn auch eher auf indirekte Art und Weise.
Sehr viel mehr müsst ihr über die Hintergrundgeschichte des Spiels gar nicht wissen. Das liegt nicht nur daran, dass sie insgesamt eher oberflächlich bleibt, sondern vor allem weil sie lediglich dazu dient, die mehr als 20 Aufträge (Contracts) miteinander zu verbinden. Oberflächlich bleibt auch die Charakterisierung des Protagonisten, der weder Charme noch Persönlichkeit entwickelt. Die Identifikation mit ihm fällt daher schwer.
Die Welt wird kleiner
Das alles fällt jedoch nicht allzu negativ ins Gewicht, da der Fokus ohnehin auf dem Spielgeschehen liegt. Bereits von der ersten Minute an macht sich eine der wichtigen Neuerungen bemerkbar: CI Games hat sich nämlich von der häufig kritisierten Open-World-Mechanik aus Sniper Ghost Warrior 3 verabschiedet und setzt stattdessen auf insgesamt fünf größere Sandbox-Level mit jeweils mehreren Missionszielen.
Das hat auf jeden Fall schon mal einen optischen Vorteil: Die Schauplätze bieten insgesamt gesehen mehr Abwechslung und reichen von weitläufigen Küstengebieten, über mächtige Festungen bis hin zu etwas verwinkelter aufgebauten Gebäudekomplexen. Jede dieser Regionen stellt andere Anforderungen an eure Vorgehensweise: Während großflächige Gebiete ideal für Scharfschüsse aus der Distanz sind, erfordern enge Räumlichkeiten etwas mehr Planung und vor allem Aktionen auf leisen Sohlen.
Darin liegt eine der Stärken von Sniper Ghost Warrior Contracts: In nahezu jeder Mission gibt es mehrere Möglichkeiten, die vorgegebenen Ziele zu erreichen. In den meisten Fällen ist es sinnvoll, sich auf den Kern des Spiels zu konzentrieren – also das Agieren als Scharfschütze. Allerdings tun sich immer wieder mal Situationen auf, aus denen ihr euch wahlweise auch mit roher Offensivgewalt in Form von Sturmgewehren und anderen Waffen befreien könnt. Auf jeden Fall seid ihr nicht auf ein vorgegebenes Muster festgelegt, sondern habt genügend Freiraum zum Experimentieren.
Durch das Abschließen der Aufträge erhaltet ihr Geld, das ihr in zusätzliche Ausrüstung investieren könnt. Das reicht von einem verbesserten Visor über zusätzliche Waffen bis hin zu mehr oder weniger nützlichen Gadgets wie Drohnen und kleine Geschütztürme. Gerade die Gadgets sorgen für ein höheres Maß an Abwechslung und mehr taktischen Tiefgang. So ist es beispielsweise möglich, mehrere Gegner mithilfe einer Drohne zu markieren, auf die ihr den Geschützturm ansetzen könnt, während ihr selbst ein weiteres Ziel ins Visier nehmt.
Auf diese Weise ist es kein Probleme, mehrere Feinde innerhalb kürzester Zeit auszuschalten – was zudem ein nicht zu leugnendes Gefühl der Befriedigung auslöst. Selbiges gilt übrigens auch für die Kernmechanik des Spiels: das Snipern. Nach wie vor müsst ihr vor gezielten Distanzschüssen zahlreiche Faktoren wie etwa die Entfernung und den Wind berücksichtigen. Wenn man nach sorgfältiger Planung den Abzug drückt und das Geschehen in die Slow-Motion-Ansicht wechselt, macht sich ein wohliger Mix aus Erleichterung und Stolz breit.
Nicht schon wieder!
Doch so befriedigend die Verbesserungen bei Gameplay und Präsentation ausfallen mögen, ändert das nichts an den offensichtlichen Problemen, mit denen Sniper Ghost Warrior Contracts zu kämpfen hat. Das beginnt bereits beim Missionsdesign: Im ersten Moment klingen die Ziele recht abwechslungsreich. So müsst ihr nicht etwa nur bestimmte Personen ausschalten, sondern euch hin und wieder auch in Computersysteme hacken oder brisante Daten stehlen.
Allerdings ist der Aufbau stets sehr ähnlich, sodass sich trotz der unterschiedlichen Level-Maps und der damit verbundenen Gegebenheiten nach wenigen Stunden ein gewisses Gefühl der Eintönigkeit breitmacht. Außerdem müsst ihr in den meisten Fällen nach dem Abschluss eines Missionsziels an einen bestimmten Punkt der Map zurückkehren, was nicht selten in ebenso lange wie öde Gewaltmärsche ausartet. Ein Schnellreisesystem wäre in dieser Hinsicht sehr hilfreich gewesen.
Die erwähnten Belohnungen in Form von neuen Waffen und Gadgets eröffnen zwar etwas mehr spielerischen Freiraum für taktische Experimente. Allerdings sind sie in den seltensten Fällen wirklich nötig. Für einen Großteil der Missionen reicht die Standardvorgehensweise (spähen, schießen, schleichen) völlig aus. Hinzu kommen noch einige technische Probleme, die einen faden Beigeschmack hinterlassen. So hat die Gegner-KI oftmals mit nervigen Aussetzern zu kämpfen. Warum bleibt eine Wache in den meisten Fällen teilnahmslos stehen, wenn ein Kamerad direkt daneben gerade mit einem Kopfschuss niedergestreckt wurde? Außerdem hatten wir während unserer Testpartien immer wieder mit nicht nachvollziehbaren Abstürzen und heftigen Rucklern zu kämpfen. Hoffentlich helfen die Entwickler bald mit einem Updates nach.
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