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Special - SingStar – Interview mit QL : Die patriotischen Fun-Punker packen aus

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Ewigi Liebi, Alperose, Ramseyers wei ga grase, W. Nuss vo Bümplitz - wer zu berühmtem Schweizer Liedgut richtig abrocken will, der ist bei der Kultband QL genau richtig. Anlässlich eines SingStar-Events am 12. März 2009 in Bern haben wir den Fun-Punkern auf den Zahn gefühlt. Lest im Interview, was die Band unter anderem von Videospielen, Karaoke, Cover-Versionen und Casting-Shows hält.

Gameswelt: Ihr spielt heute auf einem Konzert, das von Sony für seine SingStar-Marke organisiert wurde. Spielt ihr selbst eigentlich auch Videospiele?

QL: Donkey Kong! (lacht) Also unser Schlagzeuger hat eine PlayStation 2 und spielt zum Beispiel die Resident-Evil-Titel gern. Aber Spielen liegt den Männern ja ohnehin in den Genen. Irgendwas spielt man ja immer. Aber wir sind nicht so die Videogamer, auch auf unseren Touren wird im Tourbus im Gegensatz zu vielen anderen Bands nicht am TV gezockt.

GW: Mittlerweile sind einige Schweizer Mundart-Rocksongs für SingStar als Download verfügbar. Auch Ewigi Liebi von QL. Wusstet ihr im Vorfeld von dieser Sache?

QL: Sony ist unsere Plattenfirma und wir wussten, dass dieser Song für das Spiel veröffentlicht wird. Aber es gab im Grunde keine zusätzliche Zusammenarbeit für das SingStar-Projekt.

Jeder darf singen und jeder bekommt Applaus - egal, wie gut oder schlecht er ist."

GW: Ist Karaoke etwas, was auch euch Spaß macht, oder nimmt man als Profi-Musiker vom Karaoke-Singen eher Abstand?

QL: Ich bin manchmal im Ausland unterwegs und spaziere da am Abend ab und zu mal zufällig in eine Karaoke-Bar rein. Es ist unglaublich, wie beispielsweise die Japaner bei so was abgehen. Ich habe auch schon mal Born to be wild in einer Karaoke-Version und solche Sachen gesungen - ist echt was Witziges. Ich habe sogar ein SingStar für meine PS2 zu Hause.

GW: Karaoke ist also auch für Profis was Brauchbares?

QL: Klar! Das Schöne am Karaoke ist ja, dass jeder singen darf und jeder Applaus bekommt - egal, wie gut oder schlecht er ist. Das ist richtig demokratisch. Ich bin häufig in einer Bar, in der jede Woche an einem Samstag Karaoke-Night angesagt ist. Dort siehst du dann oft solche Einzelgänger, die eigentlich nicht gut singen, über 40 sind und eine Wampe haben, aber sich plötzlich in der Bar trauen, dreimal in der Stunde einen Song vor dreißig bis vierzig Nasen zu performen. Die können so ein Bedürfnis abdecken und sie sind zufrieden. Karaoke hat so gesehen auch einen sozialen Aspekt.

GW: Karaoke-Spiele sind auf jeden Fall etwas sehr Party-taugliches ...

QL: ... genau! Solche Leute veranstalten sicher keine Amokläufe. Außerdem ist Karaoke zurzeit ja sowieso voll angesagt: Jeden Sonntagabend gibt es eine große Karaoke-Show im Schweizer Fernsehen (Anm. der Red: die Casting-Show Musicstar). (lacht)

Durch Casting-Shows wird niemand zum Star und durch Videospiele schon gar nicht."

GW: Wurdet ihr nicht gefragt, ob ihr dort in der Jury sitzen wollt?

QL: Während einer der Sendungen habe ich über Facebook für Kumpels den Juror gespielt und Punkte verteilt. Ich habe jedes Mal komplett anders gewertet als die Typen im TV. (lacht) Ich glaube, um in solch einer Jury zu sitzen, braucht es vor allem Witz, weniger Ehrlichkeit. In der Schweiz ist die Show ohnehin fast schon zu brav. QL wäre natürlich richtig böse in so einer Jury.

GW: Derzeit liegen Musikvideospiele voll im Trend, zum Beispiel Guitar Hero oder natürlich SingStar. Jeder führt sich vor dem TV wie ein Rockstar auf. Ist dies das Ergebnis all dieser Casting-Shows? Jeder muss ein Musik-Superstar sein?

QL: An allen diesen Dingen sieht man einfach, wie wichtig Musik für die Menschen ist. Durch Casting-Shows wird niemand zum Star und durch Videospiele schon gar nicht. Aber die Menschen können so ihrer musikalischen Ader freien Lauf lassen. Karriere wird man so nicht machen, aber Musik ist etwas Wichtiges in jedem Leben. Etwas finde ich an den Casting-Shows gut: Es wird denjenigen Leuten, die nicht singen können, klar gesagt, dass ihr Talent nicht dort liegt und dass sie scheiß Kollegen haben, wenn die das Gegenteil behaupten. Das schätze ich an einem Dieter Bohlen.

Es liegt nicht in der Kompetenz des Publikums, richtig zu singen. Die Band muss richtig spielen."

GW: Wie ist es für eine Band, wenn sie auf der Bühne einen großen Hit spielt und das Publikum grölt voll mit - auch die Leute, die Bohlen eigenhändig aus den Castings rauswerfen würde?

QL: In der Masse spielt es keine Rolle, wenn der eine oder andere furchtbar schlecht mitsingt. In einem Stadion hört man keinen falschen Ton. Außerdem: Das Publikum hat Eintritt bezahlt - das darf machen, was es will. Ich nenne das Kackophonie. (lacht) Es liegt nicht in der Kompetenz des Publikums, richtig zu singen. Die Band muss richtig spielen. Die Leute singen dann mit, wenn ihnen der Song, die Musik und die Stimmung gefallen. Es ist daher vielmehr eine Ehre, wenn das Publikum mitgrölt. Das ist ein Kompliment an den Musiker.

GW: Auf euren Alben finden sich teils eigene Songs, teils Cover-Versionen. Wie geht ihr diesbezüglich beim Planen einer neuen Scheibe vor?

QL: Manchmal haben wir zuerst einige Covers und dann erst einige Original-Songs, manchmal ist es umgekehrt. Ist ganz unterschiedlich. Wir achten auch nicht darauf, dass es möglichst 50:50 ist oder so. Wir schauen aber immer, dass einige Covers auf jeden Fall dabei sind, denn die gehören einfach zu QL. Wir achten darauf, dass wir die besten Songs auf die Scheibe klatschen - ob das dann jeweils Covers oder QL-Originale sind, ist eher sekundär.

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