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Test - Sim City Societies : Städtebau mal etwas anders

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Bauen in kleinen Schritten

Wie fühlt sich das neue Spielprinzip in der Praxis an? Zuerst einmal sehr kleinschrittig. Jedes Haus, jede Fabrik muss per Hand gesetzt werden. Bis zu einem gewissen Grad macht das Spaß – vor allem aufgrund der sehr bunten, hübsch-drollig animierten Grafik des Spiels. Wer eine Schule baut, kann beobachten, wie sie im Tagesrhythmus zum Leben erwacht und nachts einsam vor sich hindämmert. Nach einer Weile im Spiel wird das Bauen jedoch zum Automatismus: Wir brauchen mehr Spiritualität? Also ruft man das Baumenü auf, wählt den Filter Spiritualität (der nur die Gebäude anzeigt, die Spiritualität verbrauchen oder erzeugen), und setzt das entsprechende Gebäude. Das liefert dann zwar Spiritualität, kostet aber beispielsweise Kreativität. Also wird als Nächstes der Kreativitätsfilter gesetzt und ein Kino gebaut, damit das Kreativitätskonto wieder gefüllt wird. Wer auf diese Weise verfährt und die Gesellschaftswerte seiner Stadt stets schön ausbalanciert hält, kommt quasi automatisch ans Ziel. Und genau das macht 'SimCity Societies' etwas langweilig. Als Spieler kommt man sich vor wie ein Autofahrer, der blind dem Navigationssystem vertraut: Man kommt ans Ziel, hat aber im Grunde keine Orientierung.

Weniger wäre mehr

Das Problem von 'SimCity Societies' ist die enorm aufgeblasene Anzahl der Gebäudetypen: Es gibt hunderte von Fabriken, Wohngebäuden, öffentlichen Einrichtungen, Geschäften und sonstigem Krimskrams wie Springbrunnen, Zäunen (!), Gärten – für den Spieler ist es unmöglich, da den Überblick zu behalten. Ohne sein Navigationssystem, also die Stimmungsanzeige der sechs Gesellschaftsfaktoren am unteren Bildschirmrand, ist man orientierungslos. Das Bauen an sich wird damit zur Routine, lediglich durch bewusstes Abweichen von der Norm kann man Einfluss auf die Entwicklung seiner Stadt nehmen. Wer einen straffen Polizeistaat will, kann beispielsweise den Faktor „Kreativität“ absichtlich vernachlässigen.

Die Vorgänger der 'SimCity'-Reihe waren zwar auch komplex, aber dort entstand die Komplexität eher durch die Verkettung von Entscheidungen, weniger durch die schiere Anzahl der Gebäude: Baue ich eine Atomkraftwerk und verscherze es mir mit den Grünen, oder riskiere ich Stromausfälle in Teilen der Stadt? Diese strategischen Grundsatzentscheidungen gehen im Häusermikromanagement von 'SimCity Societies' unter.

'SimCity'-Veteranen werden daher von 'SimCity Societies' enttäuscht sein. All das, was die 'SimCity'-Reihe auszeichnete, bietet 'SimCity Societies' im Grunde kaum noch. Stattdessen liefert Electronic Arts unter dem gleichen Namen ein völlig anderes Spiel ab. Das ist, um das deutlich zu sagen, alles andere als schlecht. Die Grafik-Engine benötigt zwar einen kräftigen Rechner, ermuntert aber durch ihren Detailreichtum stets zum Weiterbauen. Und auch die Bedienung ist sehr einsteigerfreundlich gestaltet – vom Tutorial bis hin zu den übersichtlichen Menüs. So findet man sich schnell zurecht, auch wenn (oder gerade wenn) man die bisherigen 'SimCitys' nicht kennt.

Für wen ist 'SimCity Societies' das richtige Spiel? Für alle, die Spaß an sehr direkten Aufbauspielen wie 'Rollercoaster Tycoon' haben und gerne einfach drauflosbauen. 'SimCity Societies' ist eine leichte, bunte und eher kurzweilige Städtebauerei, die dem Spieler keine hoch komplexen Entscheidungen abverlangt, sondern durchaus Spaß macht – auch dann, wenn man nur wenige Stunden spielen mag.

Fazit

von Jan Mandler
Wenn man 'SimCity'-Maßstäbe anlegt, dann ist 'SimCity Societies' eine ziemliche Enttäuschung. Wer die Faszination, die Abwägungen, das behutsam durchdachte Stadtaufpäppeln der bisherigen 'SimCitys' sucht, der wird bei 'SimCity Societies' nicht fündig. Betrachtet man 'SimCity Societies' jedoch einfach als Spiel für sich, so ist es kein überragendes, aber ein grundsolides, unterhaltsames Aufbauspiel. Vielleicht hätte sich Electronic Arts einfach das "City" im Namen verkneifen und das Spiel "Sim Societies" nennen sollen – das trifft es nämlich besser.

Überblick

Pro

  • leichter Einstieg
  • putzige Grafik
  • vielseitige Aufbaumöglichkeiten

Contra

  • wenig wirklicher Tiefgang
  • hohe Hardware-Anforderungen

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