Special - Silent Hill: The Short Message : Das verrät die kostenlose Episode über die Zukunft der Horror-Reihe
- PS5
Da wäre mir ja fast das rauschende Radio aus der Hand gefallen! Konami veröffentlicht einfach mal so während einer State of Play ein kostenloses, neues Silent-Hill-Spiel als Shadowdrop für die PS5. Was kann uns Silent Hill: The Short Message über die Zukunft der Reihe verraten?
Nicht weniger als drei neue Silent-Hill-Spiele befinden sich bei Konami derzeit in Produktion. Zum einen ist da das mysteriöse Townfall, das bei No Code gerade in der Mache ist, den Entwicklern von Stories Untold und Observation. Dann Silent Hill f, von dem man außer einem extrem verwirrenden Trailer noch so gar keine Infos hat. Und natürlich das Remake von Silent Hill 2, einem der großartigsten Horrorspiele aller Zeiten.
Doch nun erstmal völlig überraschend: Silent Hill: The Short Message, welches bereits vor Jahren in einigen Rating-Boards für Alterseinstufungen aufgetaucht ist, unter anderem in Korea und Taiwan, dann aber wieder in der Versenkung verschwand. Nun ist es zurück als etwa zweistündiger, kostenloser „Playable Teaser“.
Die kurze Nachricht
The Short Message spielt zwar im selben Universum wie die bisherigen Teile, entfernt sich aber geografisch weit von dem kleinen, nebelverhangenen Städtchen Silent Hill. Die “Villa”, in der sich Protagonisten Anita herumtreibt, ist ein verlassener Wohnblock im fiktiven Ort Kettenstadt in Deutschland. Das Wohnhaus sollte eigentlich mit Unterstützung von japanischen Investoren wieder auf Vordermann gebracht werden, allerdings durchkreuzte zuerst die Finanzkrise und dann die Covid-19-Pandemie diese Pläne.
Deshalb ist die Villa mittlerweile nur noch als viel zu oft genutzter Suizidort für Jugendliche bekannt, die sich in ihrer Verzweiflung vom Dach des Gebäudes stürzen. Anita ist dort auf der Suche nach ihrer Freundin Maya, einer begabten Graffiti-Künstlerin, die das verfallene Gebäude als Atelier und die leeren Wände als Untergrund für ihre Bilder benutzt.
Die meiste Zeit erkundet ihr mit Anita in der Ego-Perspektive das Gebäude, lest Zeitungsartikel oder Tagebucheinträge, die überall verstreut liegen, oder hängt am Handy. Letzteres nutzt euch nämlich nicht nur als (extrem schlechte) Taschenlampe, sondern dient auch der Kommunikation mit Maya oder Amelie, der dritten Freundin im Bunde, per Chatnachrichten. Doch natürlich bleibt es nicht bei den typischen Ängsten der Gen Z wie einem leeren Handyakku oder Telefonanrufen. The Short Message schreckt nämlich nicht vor heiklen Themen und brutaler Inszenierung zurück.
Teenage Angst
Gerade zartbesaitete Spieler sollten es sich zweimal überlegen, bevor sie sich den neuen Silent-Hill-Teil auf ihre Festplatte laden. Falls euch Themen wie Mobbing, Einsamkeit, Angst vor Zurückweisung, Depression, Selbstverletzung und schließlich Suizid besonders nahegehen, ist definitiv davon abzuraten.*
Vor allem da The Short Message all diese Dinge zwar anspricht, aber innerhalb von nur ca. zwei Stunden Spielzeit auch wieder abhandeln will. Da kann man schonmal durcheinanderkommen, welche Dame jetzt gerade genau mit welchem Trauma kämpft, und das, obwohl die Geschichte an sich zwar vorhersehbar, aber durchaus gut inszeniert ist.
Meine neuesten Albträume stammen allerdings nicht von der Erkundung des Hauses oder dem Schicksal der Freundinnen, sondern von dem, was zwischen diesen Episoden liegt. Nähert ihr euch einer Tür, kommt es manchmal vor, dass sich euer Handy mit lautem Rauschen und Glitches meldet. Wie früher das Radio macht euch das Mobilfunkgerät auf die Anwesenheit eines Gegners aufmerksam, der hinter der Tür auf euch lauert.
Da ihr aber keine Wahl habt, betretet ihr wider besseren Wissens dennoch den nächsten Raum und werdet daraufhin von einer riesigen, humanoiden Gestalt durch die Gänge gejagt. An sich wäre gegen eine solche Fluchtsequenz ja nichts einzuwenden, wenn denn nur klar wäre, wohin man überhaupt flüchten soll.
Immer wieder kommt man an den selben Stellen vorbei und wird im Kreis geleitet, bis man sich schließlich für die exakt richtige Kombination an Abbiegungen und Türen entschieden hat, und mangels erkennbarer Hinweise kann das durchaus mal einige Minuten dauern. Spätestens wenn ihr aber zum zwanzigsten Mal durch eine Tür mit der Nummer 218 lauft, weicht die Panik aber endgültig der Frustration und irgendwann nerven diese Passagen nur noch.
Fatales Finale
Dummerweise besteht das Finale aber aus genau so einer Fluchtsequenz, bei der ihr nicht nur den richtigen Weg finden müsst, sondern in dem Gewirr aus Räumen und Gängen nebenbei noch mehrere Gegenstände einsammeln sollt. Dank der (wirklich extrem schlechten) Taschenlampe eures Handys seht ihr aber oft nicht, wo sich überhaupt noch Durchgänge befinden, durch die ihr eurem Verfolger entkommen könnt.
Und steht ihr dann doch vor der allerletzten Tür und merkt, dass ihr auch nur einen einzigen Gegenstand vergessen habt, dann rennt ihr entweder nochmal zurück, was aufgrund des Monsters eher schwierig ist, oder werdet eben getötet und dürft den ganzen Mist nochmal komplett von vorne anfangen. Glaubt man dem Internet und einschlägigen Medien, ging es leider nicht nur mir so.
Sehen sie für dich wie Monster aus?
Als vollwertigen Silent-Hill-Teil kann man The Short Message sicher nicht rechnen. Mit seiner Spielzeit von gerade mal zwei Stunden (die sich nur wegen der nervigen “Rätsel” viel länger anfühlen) gibt es eher einen spielbaren Vorgeschmack auf kommende Silent-Hill-Spiele. Das erinnert schon stark an P.T., den “Playable Teaser”, mit dem Hideo Kojima vor zehn Jahren auf sein kurz darauf eingestelltes Projekt Silent Hills aufmerksam machte.
Offenbar hat man sich bei Konami trotzdem eine Seite aus dem Playbook des Metal-Gear-Erfinders abgeguckt und versucht nun mit The Short Message nach gleichem Muster für ähnlichen Wirbel zu sorgen, um die so lange brach liegende Marke wieder ins Bewusstsein der Spieler zurückzuholen. Denn nicht nur bei den offenkundigen Parallelen in der Marketingstrategie, vor allem auch inhaltlich gibt es deutliche Überschneidungen mit P.T.
Laut Aussage von Konami entstand The Short Message in erster Linie als eine Art Fingerübung der Entwickler, um sich selbst auf die besondere Machart der Silent-Hill-Spiele einzustimmen, Spielmechanismen und Spannungsdramaturgien auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln, wie ein gutes Horrorspiel funktionieren kann. Dass ihnen dies wie beschrieben nur bedingt gelingt, wirkt in dem Zusammenhang fast schon tragisch.
Silent Hill goes Assassin‘s Creed?
Fans treibt aber natürlich vor allem die Frage um, ob Silent Hill: The Short Message als Demo zu einem der kommenden Spiele des Franchises fungiert oder gar deren Vorgeschichte erzählt, wie es etwa vor kurzem erst Alone in the Dark mit seinem spielbaren Teaser machte.
Die Antwort: nein. Mit einer Tendenz zum jein. Denn obwohl Charaktere, Orte und Handlung wohl eher nichts mit den kommenden Spielen zu tun haben werden, finden sich Andeutungen in der Hintergrundgeschichte, die möglicherweise die Richtung für zukünftige Teile der Reihe erahnen lassen.
So berichtet ein Artikel im Spiel über das sogenannte “Silent-Hill-Phänomen”: Demnach scheinen manche Menschen, die unter Stress stehen oder unter psychischen Erkrankungen leiden, einen merkwürdigen Nebel zu sehen, wie er früher nur in Silent Hill aufgetaucht ist. Dieser tritt auch an eigentlich sonnigen Tagen auf und kann nur von den Betroffenen selbst wahrgenommen werden.
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Klingt demnach so, als würde sich die übernatürliche Macht aus Silent Hill über die ganze Welt ausbreiten und dadurch ein grundsätzliches Problem der Reihe lösen. Denn der Schauplatz zukünftiger Spiele dürfte damit nicht länger nur auf das immer gleiche Gruselstädtchen beschränkt sein, sondern ermöglicht den Entwicklern im Prinzip ein Universum in den Ausmaßen von Assassin‘s Creed, das mit jedem neuen Teil an einem völlig neuen Ort spielen kann. Hauptsache nicht hinter der Tür mit der Nummer 218.
* Hinweis gemäß Pressekodex: Wenn ihr Suizidgedanken habt oder euch in einer akuten Krise befindet, wendet euch bitte an euren behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten, die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter 112. Die Telefonseelsorge erreicht ihr rund um die Uhr und kostenfrei unter 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222.
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